Wirtschaft

21.05.2010

Auf stabilem Wachstumspfad

Prognos Deutschland Report 2035 in München vorgestellt

Die Prognos AG hat in ihrem „Prognos Deutschland Report“ Deutschlands Perspektiven bis zum Jahr 2035 untersucht. Für den Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw), Bertram Brossardt, zeigt der Report vor allem eines: „Bayerns Wirtschaft hat Zukunft.“ Trotz der positiven Prognose für den Freistaat forderte Brossardt unter anderem die Optimierung der Arbeitsplatzvermittlung, eine deutliche Steigerung der Erwerbstätigenquote sowie längere Wochen- und Lebensarbeitszeiten.
Die weltwirtschaftliche Rezession des Jahres 2009 sieht der Prognos Report für überwunden an. „Nach der Erholung werden jedoch weder der Welthandel noch die Weltproduktion auf den Wachstumspfad der Jahre vor der Krise zurückkehren“, so Prognos-Geschäftsführer Christian Böllhoff. Mittelfristig verschiebe sich die Dynamik der Weltwirtschaft weiter in Richtung der aufstrebenden Schwellenländer, insbesondere Ostasien. Die EU müsse sich insgesamt auf niedrigere Wachstumsraten einstellen. Allerdings wird laut Prognose die Europäische Währungsunion auch künftig Bestand haben. „Die Verschuldungssituation verschlechtert jedoch die langfristigen Wachstumsaussichten“, erklärte Böllhoff, für den auch Deutschland in diesem Jahr die Krise überwunden hat und auf einen stabilen Wachstumspfad eingeschwenkt ist.
eutschland wird der Studie zufolge dazu führen, dass das Bruttoinlandsprodukt langfristig nur mit durchschnittlich einem Prozent pro Jahr wachsen wird. „Nur wenn sich Menschen über 60 Jahre sowie Frauen in allen Altersklassen deutlich stärker als heute am Erwerbsleben beteiligen, kann der demografisch bedingte Rückgang des gesamtwirtschaftlichen Arbeitsumfangs kompensiert werden“, sagte Böllhoff. Die Erwerbstätigenquote liegt derzeit bei etwa 75 Prozent und sollte auf rund 83 Prozent ansteigen. Die Arbeitslosenquote wird bis zum Jahr 2035 auf 5 Prozent zurückgehen, erklärte der Prognos-Geschäftsführer.
Die umlagefinanzierten Sicherungssysteme würden zwar von der stärkeren Erwerbsbeteiligung profitieren, seien aber weiterhin stark von der Alterung der Bevölkerung betroffen. Die Beitragssätze in der Renten-, Kranken- und Pflegeversicherung werden laut Böllhoff zum Teil deutlich ansteigen. Die einzige Ausnahme stelle die Arbeitslosenversicherung dar. Hier könne der Beitragssatz langfristig stabil gehalten werden.
Die Wertschöpfung werde insgesamt um 28 Prozent gegenüber dem Jahr 2008 gesteigert. Für Bayern sieht Böllhoff gute Chancen: „Der Freistaat wird aufgrund seiner guten wirtschaftlichen Ausgangsposition sowie der vergleichsweise günstigen demografischen Entwicklung mit einem Wachstum von durchschnittlich 1,2 Prozent pro Jahr den Spitzenplatz unter den Bundesländern einnehmen.“ Das sei, so Bayerns Finanzminister Georg Fahrenschon, eine Bestätigung der Haushaltspolitik des Freistaats, gleichzeitig aber auch eine Herausforderung, „strikte finanzpolitische Disziplin zu wahren“.
Entscheidend für die Zukunft wird laut Brossardt und Böllhoff jedoch die Konsolidierung der öffentlichen Haushalte sein. Dies bedeute, dass es keine zusätzlichen Ausgaben außerhalb der derzeitigen Finanzmarktstabilisierung geben darf. „Ganz im Gegenteil: Die Bundesregierung muss nun endlich konsequent mit dem Sparen beginnen.“
Die Schuldenstandsquote wird laut Report weiter auf über 80 Prozent ansteigen. „Nur mit beherzten Konsolidierungsanstrengungen in Form von Subventionsabbau und einer weiteren Rückführung der öffentlichen Beschäftigung kann es gelingen, die Defizitquote langfristig zwischen einem und zwei Prozent zu stabilisieren und die Schuldenstandsquote allmählich zu reduzieren“, erklärte Böllhoff.
Finanzminister Fahrenschon versicherte, die Haushaltskonsolidierung habe absolute Priorität. „Ab nächstem Jahr greift für den Bund die Schuldenbremse.“ Wie notwendig eine solche Regelung sei, zeige die aktuelle Diskussion über den Rettungsschirm für den Euro. Grundvoraussetzung für einen stabilen Euro ist für den Finanzminister, dass sich neben Deutschland auch alle anderen europäischen Mitgliedsstaaten strikter finanzpolitischer Disziplin unterwerfen.
„Daher brauchen wir auch auf europäischer Ebene eine Übereinkunft zum nachhaltigen Abbau der Schulden in den öffentlichen Haushalten. Trotz der notwendigen Konsolidierung dürfen wir aber die Wachstumsimpulse nicht vergessen. Deshalb ist es auch so wichtig, dass die Staatsregierung den Themen Familien, Bildung und Innovation klare Priorität einräumt“, so der Finanzminister. Der Prognos Report sei für diesen Dreiklang „Kronzeuge“, betonte Fahrenschon. Gleichzeitig forderte er, Bayern stärker als bisher als Standort für Direktinvestitionen zu positionieren. Der Einhaltung der Schuldenbremse bis zum Jahr 2016 misst Böllhoff allerdings keine Realisierungschancen bei.
Der Prognos Report kommt zu dem Schluss, dass Deutschland mit den Menschen, die es hat, und dem, was sie können, auf den Weltmärkten auch zukünftig bestehen kann. Voraussetzung dafür sei, dass die in der Prognose aufgezeigten Handlungsspielräume und Handlungszeiträume von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft optimal genutzt werden. (Friedrich H. Hettler)

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