Wirtschaft

Was kostet eine Bank? Im Prozess gegen die ehemaligen BayernLB-Vorstände ist das eine entscheidende Frage. (Foto: dpa)

07.04.2014

BayernLB hat zu viel für Hypo Alpe Adria bezahlt

Nach Ansicht eines Gutachters haben die ehemaligen BayernLB-Vorstände den Wert der österreichischen Hypo Alpe Adria zu hoch angesetzt

Die BayernLB hat die österreichische Bank Hypo Alpe Adria nach Ansicht eines Sachverständigen im Jahr 2007 zu teuer gekauft. "Nach meinen Gutachten wäre ein geringerer Kaufpreis angemessen gewesen", sagte der Leipziger Finanzprofessor Bernhard Schwetzler heute im Prozess gegen die ehemaligen Top-Manager der BayernLB vor dem Landgericht München.
In seiner Expertise ermittelte er einen Wert von 2,7 bis 2,8 Milliarden Euro für die HGAA. Die angeklagten BayernLB-Vorstände legten aber einen Wert von rund 3,2 Milliarden Euro für 100 Prozent der Anteile zu Grunde und zahlten deshalb für gut die Hälfte der Anteile an der HGAA rund 1,6 Milliarden Euro. Die Staatsanwalt wirft ihnen Untreue vor, was alle sechs zum Prozessauftakt im Januar bestritten hatten. Der Gutachter hatte den Milliardenkauf monatelang untersucht und war dabei nach eigenen Worten auf einige Bewertungsfehler gestoßen. In manchen Stellen habe die bayerische Landesbank die HGAA "schöngerechnet". Unter anderem setzte die Landesbank aus seiner Sicht die Vorsorge für den Ausfall von Krediten bei der HGAA um 200 Millionen Euro zu niedrig an: "In meinen Augen ist es nicht vertretbar." Grundlegender Fehler Zudem stellte er im ersten Gutachten über den Wert der HGAA einen grundlegenden Fehler fest. Darin war die BayernLB nach Angaben von Schwetzler davon ausgegangen, dass die Gewinne der HGAA vollständig ausgeschüttet werden, das Eigenkapital aber dennoch steigt. In weiteren Gutachten sei dieser Widerspruch zwar korrigiert worden, habe sich aber nicht mehr vollständig auf den angenommenen Wert der Hypo Alpe Adria ausgewirkt. Aus seiner Sicht hätte den Vorständen der Fehler bei der Durchsicht der Unterlagen auffallen müssen. "Den dicken Schnitzer muss meines Erachtens ein Vorstand sehen."

Welchen Stellenwert der Vorsitzende Richter Joachim Eckert der Expertise einräumt, ist unklar. In seinen Fragen ließ er Skepsis gegenüber dem Gutachten durchblicken. Der Richter hatte vor Prozessbeginn kein strafbares Handeln der Vorstände bei der Übernahme der HGAA gesehen und wollte den Anklagepunkt zunächst nicht zum Prozess zulassen. Erst nach einem Beschluss des Oberlandesgerichts München landete der Fall dann doch bei seiner Strafkammer.
Ein Ende des Prozesses ist auch nach 15 Verhandlungstagen nicht in Sicht: Nach einer Pause über Ostern sind ab Ende April zahlreiche weitere Zeugenvernehmungen geplant. Unter anderem soll der frühere BayernLB-Vorstand Gerhard Gribkowsky als Zeuge vernommen werden. Er war ursprünglich Angeklagter in dem Prozess. Sein Verfahren wurde aber eingestellt, weil eine mögliche Verurteilung bei ihm nicht mehr ins Gewicht gefallen wäre, da er bereits eine Haftstrafe von achteinhalb Jahren wegen Bestechlichkeit absitzt. Er hatte zugegeben, mehr als 40 Millionen Dollar von Formel 1-Chef Bernie Ecclestone angenommen zu haben, was den Briten Ende April ebenfalls in München vor Gericht bringen soll. (Daniela Wiegmann, dpa)

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