Wirtschaft

Heinrich Traublinger, Aufsichtsratsvorsitzender der GHM, bei der Eröffnung der 66. Internationalen Handwerksmesse. (Foto: GHM)

12.03.2014

Brüssel will nicht am Meisterbrief rütteln

Eröffnung der 66. Internationalen Handwerksmesse (IHM) in München

Heute öffnete die 66. Internationale Handwerksmesse (IHM) in München ihre Pforten. Bis zum 18. März 2014 zeigen rund 1000 Aussteller aus mehr als 60 Gewerken die Leistungen und die Innovationskraft des Handwerks für Privatpersonen, Unternehmen und Kommunen. Die diesjährige IHM steht unter dem Motto "Können kennt keine Grenzen". Zu Beginn der Handwerksmesse gab es von Daniel Calleja Crespo, Generaldirektor der GD Unternehmen und Industrie in der Europäischen Kommission sowie europäischer KMU-Beauftragter, das klare Bekenntnis, dass die Europäische Union (EU) den deutschen Meisterbrief nicht in Frage stellen wird. Gleichzeitig bezeichnete Calleja Crespo das Duale Ausbildungssystem als ein gutes und nachahmenswertes Beispiel für andere Länder.
Zu Beginn der Eröffnungsfeier hatte Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) in einer Videobotschaft betont, dass der Meisterbrief eine Erfolgsgeschichte ist, die auch anderen vermittelt werden soll. Unmissverständlich erklärte Gabriel: "Der Meisterbrief steht nicht zur Disposition." Darüber hinaus sei die Duale Ausbildung unter anderem ein Garant für eine niedrige Jugendarbeitslosigkeit sowie ein Qualtätsmerkmal des deutschen Handwerks.
Auch Heinrich Traublinger, Aufsichtsratsvorsitzender der Gesellschaft für Handwerksmessen (GHM) und Präsident des Bayerischen Handwerkstages, hatte vor Calleja Crespo Ausführungen die EU-Kommission aufgefordert, den Großen Befähigungsnachweis, sprich den Meisterbrief, nicht zu entwerten, da dieser "die Grunfdeste der beruflichen Bildung in Deutschland" sei. Bringe man dieses ins Wanken, stürze das gesamte Duale System zusammen, befürchtet Traublinger. "Aber auch die anerkannte Qualitätsarbeit des deutschen Handwerks, seine Bedeutung für den Verbraucherschutz und für ein nachhaltiges Wirtschaften, geraten dann in ernste Gefahr." Ähnlich äußerte sich auch Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU). Ferner erklärte sie, dass die EU den Meisterbrief als Flaggschiff der beruflichen Ausbildung anerkennen soll. Der Große Befähigungsnachweis, so Traublinger, "ist das Beste, was wir an Wertmaß für berufliche Bildung in Europa haben."
Auch Iris Gleike, Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundeswirtschaftsministerium, die in Vertretung von Gabriel die 66. IHM eröffnete, brach eine Lanze für de4n Meisterbrief. "Wir brauchen ihn und wollen ihn beibehalten."
Am Rande der Eröffnung der Internationalen Handwerksmesse erklärte der Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler im Landtag Hubert Aiwanger: „Ich traue der EU-Kommission beim Meisterbrief nicht über den Weg. Sie wollen wohl den Meisterbrief beibehalten, aber möglicherweise den Zugang zu Berufen auch ohne Meisterbrief ermöglichen – den Meisterbrief also aushöhlen. Hier ist äußerste Vorsicht angebracht.“
Traublinger und Hans Peter Wollseifer, Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks, unter anderem auch die "Rente mit 63" sowie die Energiewende. Rund acht Prozent der Mitarbeiter im Handwerk - etwa 400 000 Personen - gehören laut Wollseifer zur Generation 60+. Davon könnten 20 Prozent in die "Rente mit 63" gehen, allerdings mit erheblichen Folgen für das Handwerk.
Im Bereich der Energiewende sind die Sorgen der Handwerksbetriebe nicht kleiner geworden. Im Gegenteil, so Traublinger. Die Stromkosten würden steigen und steigen - in erster Linie staatlich bedingt. Der Anteil von Steuern, Abgaben und Umlagen am Strompreis liege mit rund 50 Prozent bereits wesentlich höher als in den meisten europäischen Ländern. Das größte Versäumnis aus Sicht des Handwerks ist es nach Traublingers Worten, dass die steuerliche Förderung der energetischen Gebäudesanierung nicht verwirklicht wurde. "Ausgerechnet im ergiebigsten Feld, um Energie und damit co2 einzusparen, kommt zu wenig." Dabei würde sich jeder steuerlich geförderte Cent umgehend mehr als selbst finanzieren. (Friedrich H. Hettler)
( Rund 1000 Aussteller präsentieren während der 66. IHM ihre vielfältigen Leistungen, wie zum Beispiel Schuhe aus Fischleder oder Holzschnitzkunst - Fotos: GHM)

Kommentare (0)

Es sind noch keine Kommentare vorhanden!
Die Frage der Woche

Ist das geplante Demokratiefördergesetz sinnvoll?

Unser Pro und Contra jede Woche neu
Diskutieren Sie mit!

Die Frage der Woche – Archiv
Vergabeplattform
Vergabeplattform

Staatsanzeiger eServices
die Vergabeplattform für öffentliche
Ausschreibungen und Aufträge Ausschreiber Bewerber

Jahresbeilage 2023

Nächster Erscheinungstermin:
29. November 2024

Weitere Infos unter Tel. 089 / 29 01 42 54 /56
oder
per Mail an anzeigen@bsz.de

Download der aktuellen Ausgabe vom 24.11.2023 (PDF, 19 MB)

E-Paper
Unser Bayern

Die kunst- und kulturhistorische Beilage der Bayerischen Staatszeitung

Abo Anmeldung

Benutzername

Kennwort

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.

Abo Anmeldung

Benutzername

Kennwort

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.