Wirtschaft

Die Fränkische Schweiz ist ein Kletterparadies. Doch leider wird das von Bayern Tourismus Marketing auf Facebook nicht beworben. (Foto: dapd)

11.01.2013

Die Alpen im Dauerblick der Werber

Facebookseite von Bayern-Tourismus ist zu einseitig

Es ist nur ein Prozent ihres Budgets von 10 Millionen Euro, das die Bayern Tourismus Marketing GmbH (by.TM) in ihre gesamten Social-Media-Aktionen fließen lässt. Doch auf Facebook ist von ausgewogener Tourismus-Liebe für alle Landesteile nichts zu bemerken: 28 Aufnahmen aus Oberbayern, 14 aus den Allgäuer Alpen und Schwaben, sieben aus dem Rest des Freistaats.
14 Prozent für Bayerwald, Rhön, Fichtelgebirge, Dinkelsbühl und Co: So sieht die Verteilung des fotografischen Öffentlichkeitssegens der touristischen Social-Medianer auf der Facebook-Seite „Dein Bayern“ aus. Zumindest im für potenzielle Urlauber wichtigen Drei-Wochen-Zeitraum vom 14. Dezember 2012 bis zum 3. Januar 2013.
Für die Verantwortlichen der regierungsnahen by.TM mit Sitz München (50 Prozent des Budgets begleicht der Freistaat; Vorsitzender des Aufsichtsrates ist Vize-Regierungschef Martin Zeil) ist das kein Problem. Zwar erklärt eine Sprecherin: „Das bayerische Wirtschaftsministerium legt als Zuwendungsgeber größten Wert auf eine ausgewogene Darstellung aller Landesteile in der Marketingarbeit der Bayern Tourismus Marketing GmbH.“ Doch auf Nachfrage der Staatszeitung, warum by.TM in besagtem Zeitraum zu 86 Prozent Oberbayern und schwäbische Alpen via Facebook bewerbe, antwortet sie lapidar: „Die von Ihnen vermeintlich benachteiligte Darstellung der sechs Regierungsbezirke außer Oberbayern sehen wir nicht und können wir nicht nachvollziehen.“
Selbst die staatsnahen Touristenwerber merken lediglich an, dass eine Ausgewogenheit angestrebt werde. Das aber scheinbar mit zeitlich offenem Ende. Was jedoch die Unterbutterten nicht weiter zu stören scheint.
Es gebe eine so genannte „Grundversorgung (keine Kosten für die regionalen Tourismusverbände) in Form einer regional ausgewogenen Berücksichtigung relevanter Themen. „Diese Strategie wurde nach unserer Bewertung bisher in bester Weise umgesetzt“, erklärt Olaf Seifert, der Geschäftsführer des Tourismusverbands Franken e. V. Man werde sich aber aufgrund des Hinweises der Staatszeitung mit den Facebook-Aktivitäten der by.TM beschäftigen, ergänzt Seifert – jedoch nicht in der Öffentlichkeit, sondern direkt mit der byTM. Vom Tourismusverband Ostbayern wollte bislang gar niemand etwas zu dem Facebook-Auftritt der gesamtbayerischen Tourismuswerber sagen.
Dennoch haben viele Menschen aus den Regionen nördlich des Weißwurstäquators manchmal das Gefühl, nicht genügend im Blick der Münchner regierungsamtlichen Macher zu stehen und jammern über Benachteiligung. Beweisen lässt sich das selten. Doch in diesem Fall ist die fehlende Facebook-Präsenz auf der staatlich mitfinanzierten by.TV-Seite klar erkennbar. Wenn selbst hier Verbandsvertreter keine Kritik äußern, zeigt das, wie weit vorauseilender Gehorsam und Duckmäusertum in Nordbayern gediehen sind. Oder hat man bloß Angst, auch noch die letzten Brosamen finanzieller Regierungsaufmerksamkeiten zu verlieren?
(Heinz Wraneschitz)

Kommentare (4)

  1. Der_Ostfranke am 14.01.2013
    Nach der letzten Landtagswahl habe ich mir erhofft, dass eine andere Landespolitik betrieben wird, als die Regierung von schwarz absolut auf schwarz/gelb wechselte. Aber der Landesverband BY der FDP ist zu einer zweiten CSU mutiert.

    Die diesjährige Landtagswahl sollte auch dazu verwendet werden, eine solche Politik abzuwählen.

    Und wenn das Land nicht bereit ist, alle Landesteile gleichermaßen zu behandeln, dann sollten die Verantwortlichen dazu zumindest stehen und nicht behaupten, dass eine Benachteiligung nicht stattfinden würde!
  2. Ulfbert am 14.01.2013
    Die Darstellung Frankens im Rahmen der Tourismuswerbung ist ja nur ein geringer Teil der gigantischen kostenintensiven Gehirnwäsche, die in diesem deutschen Gliedstaat stattfindet. Siehe hierzu die Rolle des Hauses der bayerischen Geschichte, des bayerischen Heimatvereines, der Bezirksheimatpfleger und des Bayerischen Rundfunks. Franken wird vor dem Einmarsch des bayerischen Militärs eine eigene Geschichte abgesprochen. Gleichzeitig wird der Bevölkerung von einem Professor mit hypnotischem Blick etwas vom „ersten Bayern“ aus der Zeit von „1800 vor Christus“, vom ersten bayerischen Maßkrug mit Rautenmuster aus der Zeit von 4500-4000 vor Christus und der „ersten Krone Bayerns“ von 1370 vor Christus erzählt (Prof. Manfred Treml, BR, „Der bayerische Geschichte auf der Spur“).
    Wie bei George Orwell dürfen für alles was mit Bayern zu tun hat, nur positive Begriffe verwendet werden. Man hat nach dem Einmarsch keine Beutekunst gemacht sondern die Sachen aus konservatorischen Gründen nach München geschafft, weil alleine da genügend Sachverstand vorhanden ist. Es ist auch kein Militär einmarschiert, sondern es handelte sich um eine „Zivile Inbesitznahme in Vorwegnahme einer zukünftigen Erwerbung“. Die bayerischen Scheinverfassungen von 1808 und 1818 werden nicht als solche bezeichnet u.v.m. Andererseits ist alles, was den Machtanspruch Münchens einschränken könnte böse und deshalb auch so zu bezeichnen. Wenn in Franken mehr Eigenständigkeit eingefordert wird, sind das die „Separatisten“ und wenn in gut funktionierenden Demokratien das Volk an der politischen Willensbildung teilnimmt (siehe z.B. unser Grundgesetz), ist das hier ein „Gejammer“.

    Angesichts der Größe dieses Bundeslandes wäre es schon schwierig, allen Teilen gerecht zu werden wenn man es wollte. Man will es aber gar nicht, weil es aus Münchner Sicht ja gut funktioniert.

    Kurz: Diese napoleonische Fehlkonstruktion funktioniert einfach nicht.
  3. Thüringer Franke am 13.01.2013
    Hilfe liebe Staatszeitung ,

    das ist leider nicht das erste Mal, dass der penetrant unbelehrbare Wirtschaftsminister derart frankenfeindlich agiert. Unter www.lustaufnatur.by finden Sie eine staatlich geforderte Tourismusbroschüre, bei der bereits der Blick auf die Karte im Hinblickauf auf die regionale Auswahl mehr als bodenlos istSo tauchen etwa die Fränkische Schweiz, Weinfranken usw. als Tourismus-gebiete gar nicht erst auf !
    Herausgeber ist der Bayerische Tourismusverband mit dem Aufsichtsrats-vorsitzenden Wirtschaftsminister Zeil ! Gefördert wurde das Ganze offenbar auch noch von der EU.
    Zeil (FDP) war auch für die Werbung auf dem „Bayern-Pavillon“ bei der Weltausstellung in Shanghai verantwortlich, wo ausschließlich mit Seppl, Neuschwanstein usw. geworben wurde.
    Wie lange wollen wir uns solche Boshaftigkeiten noch gefallen lassen?
    Der Fränkische Bund e.V. hat sich die Mühe gemacht und allen fränkischen Abgeordneten diese Broschüre geschickt und sie dazu befragt. Über 20 haben geantwortet und viele waren schockiert
    und es wiurden an die Staatsregierung mehrere Anfragen gestellt Die Broschüre für dieses Jahr ist trotzdem nahezu unverändert.
    Die Betonkopfstrategie hat sich nun auch auf Facebook usw. ausgeweitet! Bei so viel Ignoranz auf der einen und treudoofer Naivität auf der anderen Seite bleibt einem die Spucke weg!

    Thüringer Franke
  4. Gegen-Mitläufer am 12.01.2013
    „Die von Ihnen vermeintlich benachteiligte Darstellung der sechs Regierungsbezirke außer Oberbayern sehen wir nicht und können wir nicht nachvollziehen.“
    Die Arroganz im Süden des Freistaates wird gepflegt und sogar offen zur Schau getragen. Ich fühle mich hier am Main schon lange nicht mehr als Bayer. Fränkischer Rechen, Wein, Eleganz und Besinnung passt einfach nicht zum griechischen blau-weiss und bajuwarischer Ungehobeltheit.
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