Wirtschaft

Der vbw Index der bayerischen Wirtschaft. (Grafik: vbw)

21.11.2014

Die Politik ist jetzt in der Pflicht

Der vbw Herbst-Index: Die wirtschaftliche Lage ist weiter schlecht

Die bayerische Wirtschaft steht vor unsicheren Zeiten, die konjunkturelle Eintrübung der vergangenen Monate könnte sich auf unbestimmte Zeit fortsetzen. Das geht aus dem aktuellen vbw Index hervor, den die vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. veröffentlicht hat. Aus diesem Grund hat die vbw ihre Wachstumsprognose für Deutschland und Bayern auch nach unten korrigiert, erklärte vbw-Präsident Alfred Gaffal.
Im Vergleich zur letzten Erhebung im Frühjahr 2014 sank der Herbst-Index um 15 Punkte und liegt jetzt bei 118 Punkten. Insbesondere die Aussichten haben sich verschlechtert. „Wir durchleben derzeit eine konjunkturelle Delle, die das Risiko einer längeren Abschwächung in sich birgt. Unsere Wachstumsprognosen für Deutschland und Bayern haben wir nach unten korrigiert: Wir gehen davon aus, dass das deutsche Bruttoinlandsprodukt um 1,2 Prozent steigen wird, für Bayern prognostizieren wir ein Wachstum von 1,7 Prozent“, erklärte Gaffal. Vor einem halben Jahr lagen die Prognosen für 2014 noch bei 1,7 Prozent (Deutschland) beziehungsweise 2,2 Prozent (Bayern).
Der Lageindex Wachstum verschlechterte sich um 13 auf 129 Punkte. Der Prognoseindex Wachstum ging von 140 Punkten auf 114 Punkte zurück. Während der Lageindex Beschäftigung mit 122 Punkten nahezu konstant blieb (Frühjahr 2014: 121), fiel der Prognoseindex Beschäftigung von 127 Punkten auf 108 Punkte. „Die Zahlen zeigen, dass vor allem die Perspektiven für die kommenden Monate verhalten sind. Die Unternehmen haben ihre Produktions- und Investitionspläne daher massiv nach unten korrigiert“, so Gaffal.
Als Ursachen der Konjunkturdelle nannte Gaffal die geopolitischen Krisen, allen voran in Russland, aber auch im arabischen Raum. Außerdem sei die Erholung im Euroraum ins Stocken geraten, das BIP (Bruttoinlandsprodukt) stagnierte im zweiten Quartal, im dritten stieg es nur leicht um 0,2 Prozent. Ferner enttäusche auch die Entwicklung in einigen Schwellenländern. Dabei nannte Gaffal allen voran Brasilien und Indien. „Aber auch aus China wurden zuletzt wieder schwächere Zahlen gemeldet.“
Die schwache Weltwirtschaft mache sich auch im bayerischen Export bemerkbar, beonte der vbw-Präsident. Im Durchschnitt der ersten acht Monate lagen die bayerischen Ausfuhren nur wenig über dem Vorjahresniveau. Rückläufig seien die Exporte in die Eurozone (- 3,4 Prozent), nach Brasilien (- 14,6 Prozent) und Indien (- 9,5 Prozent) gewesen. Darüber hinaus seien natürlich auch die Ausfuhren nach Russland zurück- gegangen. „Im Schnitt der ersten sieben Monate lagen sie um acht Prozent unter dem Vorjahresniveau, im August fielen sie dann um 20,4 Prozent. Das lässt erahnen, wie die Entwicklung in den weiteren Monaten sein wird“, sagte Gaffal.
Wachstumsimpulse würden weiterhin aus den USA und China kommen. Die bayerischen Exporte nach Amerika konnten bis August um 1,6 Prozent gesteigert werden, die nach China um 7,4 Prozent. Im August habe es jedoch jeweils ein kräftiges Minus gegeben.
Gaffal machte aber nicht nur die außenwirtschaftlichen Unsicherheiten für die Konjunktur-Delle verantwortlich. Vielmehr nahm die Politik in die Pflicht: „Die Große Koalition hat in ihrem ersten Jahr neue Belastungen für Arbeitgeber und Arbeitnehmer geschaffen, die Agenda 2010 wird scheibchenweise wieder zurückgenommen. Der jungen Generation werden noch mehr Kosten aufgebürdet und damit wird unserer Wettbewerbsfähigkeit geschadet.“ Es sei jetzt an der Zeit, wieder Wirtschaftspolitik statt Sozialpolitik zu betreiben. „Wir müssen jetzt dringend die Investitionen in unserem Land erhöhen.“
Heftig kritisierte Gaffal die „Rente mit 63“ und die Einführung eines allgemeinen Mindestlohns. Seine Ansicht nach drohen weitere Belastungen bei den Themen Zeitarbeit und Werkverträge. Sein klarer Appell an die Bundesregierung: „Unterlassen Sie alles, was die Kosten für Unternehmen weiter erhöht und was ihre Flexibilität weiter einschränkt.“
Die Wirtschaft ist nach den Worten des vbw-Präsidenten kein Selbstläufer. Die Rahmenbedingungen müssen stimmen, „und da sind wir seit Längerem auf einem gefährlichen Weg, weil die Wettbewerbsfähigkeit unseres Standorts abnimmt“. (Friedrich H. Hettler)

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