Wirtschaft

Alois Gabauer, Geschäftsleiter des Zweckverbands für Geowärme Erding, und Achim Kany von der STEAG New Energies GmbH, vor dem Heizwerk in Erding. (Foto: Schweinfurth)

23.10.2015

Die Wärme aus den Tiefen der Erde nutzen

Geothermieprojekt in Erding läuft seit 25 Jahren erfolgreich

In Erding gibt es Bayerns größtes und ältestes Geothermieprojekt. Seit 25 Jahren wird 65 Grad Celsius warmes Wasser aus 2350 Metern Tiefe gefördert. „Los ging es 1983 mit einer Bohrung von Texaco“, erläurtert Alois Gabauer, Geschäftsleiter des Zweckverbands für Geowärme Erding der Staatszeitung. Das Mineralölunternehmen war auf der Suche nach Erdgas und Erdöl. Doch es wurde nicht fündig. Darauf hin sei das Bohrloch der Stadt angeboten worden. „Damals hatte man aber mit Geothermie keinerlei Erfahrung“, so Gabauer. Deshalb wurde gemeinsam mit der TU München an der Technik gearbeitet. Erst 1989 wurde dann der Zweckverband gegründet.

Heute sorgt das 65 Grad Celsius heiße Wasser dafür, dass die Therme Erding und diverse Wohngebiete mit Fernwärme versorgt werden können. „Die 65 Grad Celsius reichen aber nicht aus. Darum müssen wir zusätzlich das Fernwärmewasser aufheizen. Das geschieht derzeit mit Gas“, so Achim Kany von der STEAG New Energies GmbH aus Saarbrücken, die das Geothermieprojekt in Erding technisch betreiben. Um das Erdinger Fernwärmenetz weiter ausbauen zu können, will die STEAG New Energies ein neues Blockheizkraftwerk (1,2 Megawatt elektrisch) und eine Kompressionswärmepumpe (3,9 Megawatt thermisch) bauen. Damit kann die Anschlussleistung der Fernwärme von aktuell rund 62 MWth schrittweise auf maximal 75 MWth gesteigert werden. Ebenso wird das bestehende Netz um neue Trassen erweitert, sodass weitere Wärmekunden angeschlossen werden können. Der Zweckverband Geowärme Erding investiert hierfür knapp sechs Millionen Euro in den Erweiterungsbau des bestehenden Geothermieheizwerks.

Geothermie deckt 15 Prozent des Wärmebedarfs


„Wir sind froh, mit der STEAG New Energies einen langfristigen Betreiber zu haben“, betont Zweckverbandschef Gabauer. Denn Stadt und Landkreis Erding, die zu gleichen Teilen im Zweckverband vertreten sind, könnten die komplexen Vorgänge in der geothermischen Wärmeversorgung gar nicht allein meistern. In der 38.000 Einwohner starken Großen Kreisstadt Erding deckt die Geothermie derzeit etwa 15 Prozent des gesamten Wärmebedarfs. „Unser Ausbauziel sind die 20 Prozent“, erläutern Gabauer und Kany unisono. Im jetzt geplanten dritten Ausbauschritt des Geothermieprojekts Erding werden ein neues BHKW auf Erdgasbasis und eine Kompressionswärmepumpe errichtet. Das BHKW soll den Strom zum Antrieb der Wärmepumpe produzieren. Mit der Kompressionswärmepumpe soll das Thermalwasser für den Einsatz im Fernwärmenetz auf höhere Temperaturen erhitzt werden.

Eine Besonderheit des Erdinger Geothermieprojekts ist die Nutzung des Thermalwassers für die Therme Erding. Normalerweise wird das Thermalwasser aus den tiefen Gesteinsschichten der Erde als reiner Energielieferant genutzt und anschließend über eine zweite Bohrung das kalte Wasser wieder in den Untergrund verpresst. Weil aber zu Projektbeginn in Erding keine zweite Bohrung zur Verfügung stand, entschied sich der Zweckverband, das abgekühlte Thermalwasser für Thermalbadezwecke und die Trinkwassereinspeisung weiteren Nutzungen zuzuführen. Die Investitionen in die dazu nötige Aufbereitungstechnik waren wesentlich geringer als die für eine zweite Bohrung. So entstand die Therme Erding. Die Unternehmensgruppe Wund errichtete das Thermalbad auf einer 132.000 Quadratmeter großen Fläche. Damit entstand für die Stadt und die gesamte Region eine neue Freitzeit- und Erholungseinrichtung. In die Therme Erding kommen inzwischen Gäste aus ganz Europa.

Thermalwasser, dass nicht von der Therme Erding genutzt werden konnte, bereitete der Zweckverband als Trinkwasser für Erding auf. Das lief bis zum Jahr 2011 so. Doch aufgrund der stetig steigenden Beliebtheit der Therme Erding hat diese einen erhöhten Thermalwasserbedarf, sodass die Trinkwasseraufbereitung eingestellt wurde.
(Ralph Schweinfurth) Info Praxisforum Geothermie Bayern:

In Oberbayern herrschen deutschlandweit einmalige Bedingungen für die geothermische Energiegewinnung. Zahlreiche Projekte sind bereits in Betrieb, weitere in Planung.
Das Praxisforum Geothermie.Bayern am 26. und 27. Oktober 2015 im Haus der Bayerischen Wirtschaft bietet die Möglichkeit, von den Erfahrungen und dem Know-how der Akteure vor Ort zu profitieren und wichtige Kontakte zu knüpfen. Info und Anmeldung unter:
www.praxisforum-geothermie.bayern

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