Wirtschaft

Markus Wessel fordert Arbeitgebende auf, neue Wege bei der Personalsuche zu gehen. (Foto: Wraneschitz)

17.03.2023

Digital Personal gewinnen

Unternehmerforum widmet sich dem Fachkräftemangel

Fachkräfte zu gewinnen ist in den fast drei Corona-Jahren noch schwieriger geworden. Im jüngsten Unternehmerforum der Stadt Stein bei Nürnberg ging es deshalb um dieses überall im Land massiv gestiegene Problem. Gastgeberin war die Niederlassung des Fernleitungsbauers Nibler GmbH mit Firmensitz in München.

Die Stellenerhebung des Nürnberger Arbeitsagentur-Forschungsinstituts IAB hat für das vierte Quartal 2022 mit 1,98 Millionen offenen Stellen ein neues Allzeithoch ermittelt. Doch nicht nur im internationalen Wettbewerb um Toptalente für den Arbeitsmarkt fällt Deutschland zurück“, wie die Bertelsmann Stiftung aktuell herausgefunden hat: Gerade auf lokaler Ebene haben gerade Mittelständler Probleme, Fachkräfte zu gewinnen. Aber wie bekommen mögliche Bewerber*innen überhaupt mit, dass ein Unternehmen genau nach ihnen sucht?

Markus Wessel, Chef einer auf Fachkräftemarketing und Talentrecruiting spezialisierten Unternehmensberatung aus Dortmund, machte den Unternehmer*innen, aber auch den anwesenden Verwaltungsleuten klar: „Wir haben heute einen Bewerbermarkt. Der Markt ist zwar nicht leer. Aber bisher genutzte Methoden waren auf aktiv Suchende ausgerichtet. Passive Kandidaten müssen in Ihrem Focus stehen.“ Deshalb forderte er die Anbieter von Stellen auf, neue Wege zu gehen. Denn das Verständnis von Arbeit hat sich verändert. „Active Sourcing“ lautet sein Konzept. Denn nach aktuellen Statistiken hätten heute Zeitungsinserate nur noch zu 30 Prozent Erfolg, Online-Angebote dagegen zu 89 Prozent.

Medial bedeutete 1957 Zeitung lesen - heute bedeutet es Internet

Der Grund? „Das Wort Medial bedeutete 1957 Zeitung lesen – heute bedeutet es Internet. Das ist an der Spitze der Freizeitaktivitäten über alle Altersstufen hinweg“, stellte der Referent klar. Und weil gerade der Mittelstand nur wenig bei Facebook, Instagram, Youtube und Co sichtbar seien, „müssen Sie diese digitale Sichtbarkeit schaffen. Die Webpräsenz ist ihr Schaufenster, man kommt nicht drumherum.“ Damit legte er ganz bewusst den Finger in die Wunde vieler Anwesender.

Denn als er fragte, „kennen Sie Kununu?“, hoben nur ganz wenige die Hände. „Doch da laufen Bewertungen von Firmen. Möglicherweise finden Sie dort statt, und Sie wissen es nicht. Fordern Sie doch die eigenen Leute auf, dort Positives zu schreiben“, empfahl Wessel.

Werbung auf großen Bewerbungsportalen seien dagegen nicht sinnvoll, regionale Online-Angebote brächten viel mehr Erfolge. Alles in allem hatte er den Ratschlag: „Die junge Generation will von uns Älteren ernst genommen werden. Wir müssen aus dem alten Trott heraus.“

Branchenfremde hereinholen

Auch die inhabergeführte Unternehmensgruppe Nibler hat Personalprobleme. Robert Löffler, gleich für fünf Nibler-Niederlassungen in Süddeutschland verantwortlich, gab den Anwesenden einige dieser Lösungen preis: Auch Branchenfremde hereinholen und ihnen interne Lehrberufe anbieten; Leute über die Helferschiene an den Gesellenbrief heranführen; Mitarbeiter*innen für erfolgreiches Anwerben Prämien zahlen. „Und wenn wir Leute gewonnen haben und wir merken in der Probezeit, dass sie nicht am richtigen Platz sind, schauen wir innerhalb des Betriebs in einem Gespräch nach einem besseren Einsatz.“

Derzeit hat die Firma die Idee, Straßenbau- und Elektromeister einzustellen, um interne Lehren mit Erwachsenen zu starten, auch wenn die nicht zu konkreten Abschlüssen führen. Ohnehin liefen in den Wintermonaten interne Weiterbildungen: von Kernbohrung bis Baggerfahren sei vieles dabei, „überall, wo von außen nichts zu bekommen ist“, erklärte Löffler.

Nibler ist im Leitungsbau aktiv – vom Hochspannungskabel bis zur Glasfaser. Doch „Leitungsbau ist kein Ausbildungsberuf“, weshalb gerade die Bauleiter „vom Fernmeldehandwerk bis zur Kabeltechnik alles können müssen“, so Löffler. Seinen Nachfolger bildet er im Übrigen bereits aus. Dieser fühle sich momentan als „Rechte Hand“, wie der es selbst beschreibt.

Robert Löffler sieht im Übrigen „uns alle in einem Boot. Wir versuchen, nicht abzuwerben. Das führt nur zur Preisspirale.“ Und sein Unternehmen setzt in der Mitarbeiterwerbung „auf alles, vom Wochenblatt bis zu Social Media“. Mit diesem Mix ist Nibler offenbar vielen anderen Firmen weit voraus. Das war an den Reaktionen vieler Anwesender auf Markus Wessels eindringlichen Vortrag zu bemerken.
(Heinz Wraneschitz)

 

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