Wirtschaft

Handy am Ohr und die Strahlung dringt in den Kopf ein. (Foto: dpa)

26.02.2016

Ein skrupelloses Geschäft

Neuer Dokumentarfilm über Risiken des Mobilfunks und die wirtschaftlichen Interessen der Anbieter

Weltweit werden mit Mobilfunk und den dazugehörigen Dienstleistungen rund 17 Billionen US-Dollar Jahresumsatz erwirtschaftet. Doch über die gesundheitlichen Risiken der ständig steigenden Strahlenbelastung durch die funkbasierten Anwendungen wird geschwiegen.

Jetzt hat der Dokumentarfilmer Klaus Scheidsteger mit seinem neuen Film Thank you for calling, der in Österreich in diesen Tagen Premiere hatte, das Problem aufs Korn genommen. In seinem Film kommen zahlreiche Wissenschaftler aus der ganzen Welt zu Wort, die über das Risiko von Gehirntumoren, die sich durch exzessive Handynutzung bilden können, informieren. Die Industrie und die Smartphone-Nutzer wollen das aber nicht hören.

Schlachtplan ausgearbeitet


Als 1993 ein mit 25 Millionen US-Dollar ausgestattetes Forschungsprogramm genau zu dem Ergebnis kam, dass Handystrahlung Gesundheitsrisiken birgt, habe die Industrie zum Gegenschlag ausgeholt, sagt Scheidsteger. Die weltweit führende PR-Agentur Burson-Marsteller aus New York hat laut Scheidsteger einen Schlachtplan ausgearbeitet, wie die unliebsamen Ergebnisse eliminiert werden können. Diskreditieren der Forscher, Anzweifeln der Forschungsergebnisse und Pochen auf ständige Wiederholung der Forschungsreihen sollten ihre Wirkung entfalten.

Diesem Muster folgend sei einer der führenden Köpfe in dem Forschungsprojekt von 1993, der US-amerikanische Wissenschaftler George Carlo, systematisch fertiggemacht worden. Sogar sein Haus wurde von Unbekannten niedergebrannt. Doch er gab nicht auf.

Bis heute arbeitet er als wissenschaftlicher Experte für die US-amerikanische Anwaltskanzlei Morganroth & Morganroth, die einige Musterklagen von Tumoropfern vertritt. 150 Millionen US-Dollar pro Geschädigten fordert die Kanzlei. Setzt man diese Schadenersatzforderung in Relation zu den rund 6,8 Milliarden Handys weltweit, wird klar, warum die Industrie gegen die Forschungsergebnisse Sturm läuft.

Ein US-Gericht hat am 8. August 2014 im Sinne der Geschädigten geurteilt. Allerdings ist die Mobilfunklobby gegen das Urteil von Richter Frederick H. Weisberg vom Washington D.C. Superior Court in Berufung gegangen. Wie die Geschichte weitergeht, wird Dokumentarfilmer Scheidsteger sicher in einem neuen Streifen verarbeiten.

Jetzt müsste sein Film Thank you for calling erst einmal in die deutschen Kinos kommen. Bei der Öberöstereich-Premiere in Linz versicherte er zwar der Staatszeitung, dass er daran arbeite. Angesichts der Brisanz des Inhalts, dürfte es allerdings schwierig werden, einen Verleih zu finden. So einen Film im Fernsehen zu zeigen, sei fast unmöglich, da alle Sender unter anderem von Werbeeinnahmen aus der Mobilfunkindustrie finanziert werden, so Scheidsteger. Doch will er dafür sorgen, dass sein Streifen auf DVD erhältlich sein wird.
(Ralph Schweinfurth)

(www.thankyouforcalling.eu)

Kommentare (6)

  1. usch am 06.10.2016
    Ich bin stark elektrosensible. Jeder erklärt mich als "spinnert". Mein Handyverbotszeichen am Tor und an der Haustüre wird als "Scherz" wahrgenommen - niemand hält sich daran. Ratschlag von lieben Mitmenschen: "denk nicht daran, dann merkst Du auch nichts!"
    Keiner will es hören: man merkt nichts - spürt nichts!
    So sind a l l e selbst schuld, wenn dann das große Erwachen kommt!
  2. Egal am 30.08.2016
    Was für einen gequirlten Mist darf hier jeder schreiben?! Liebe Gemse, Sie sehen zu viele schlechte Filme. Deutschland gehört von den paar hundert Ländern sicher zu den wenigen, in dem man niemandem verbieten kann, etwas weiter zu sagen! Total lächerlich ist sowas.
    Davon abgesehen, wenn es tausende von Funkplanern gibt, dann ist statistisch klar, dass da auch ein paar davon einen Gehirntumor kriegen. Jeder kann das kriegen!
  3. Gemse am 24.04.2016
    Letzten Freitag haben wir einen Arbeitskollegen beerdigt, der große Funkantennen geplant und aufgestellt hatte. Die letzten 8 Jahre hatte er ein schlimmes Leben, da er einen bösartigen Girntumor bekam und daran starb. Wahrscheinlich bekam er zuviel elektromagnetische Strahlung ab. Er erzählte mir vorher, dass Arbeiter die auf den Antennenmasten arbeiten nach kurzer Zeit starke Kopfschmerzen bekamen aber dies nicht weiter sagen durften. Diesen geldgierigen Manager die mit WLAN, UMTS, ... Vermögen verdienen, wünsche ich diese schlimme Leiden nicht.
  4. Rita am 18.04.2016
    Großen Dank für den Artikel. Der Film sollte unbedingt große Verbreitung finden, also in vielen Kinos gezeigt werden. Fragen Sie als Leser in Ihren Kinos nach dem Film.
    Die Folgen für die Gesundheit, insbesondere auch der jungen Generation (schnelleres Zellwachstum) sind unabsehbar und müssen endlich viel besser publik werden. Die dbzgl. Aufklärung in den Schulen muss forciert und massiv verbessert werden. Aber wie der Film zeigt, sind vom Zellwachstum (Gehirntumor) auch Erwachsene, betroffen.
    Der Film sollte unbedingt in den Schulen besprochen werden. Er ist ein massiver Denkanstoß dazu, ob wir ungebremst so weitermachen dürfen. Erst wenn man informiert ist, ist man fähig zu entscheiden, ob und wie man die Belastung für sich und andere reduzieren kann, bzw. ob man sie überhaupt für sich ausschließen will, soweit überhaupt für den Einzelnen noch möglich., denn wir sind von Mobilfunk umgeben, kaum mehr ein freier Fleck.
    Die Politik muss endlich reagieren und durch Gesetzgebung den neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen Rechnung tragen, sowohl “indoor“ (WLAN-Router und Hotspots bis zum Exzess in allen Wohnungen), als auch „outdoor“ (Hochrüstung der Mobilfunkmasten und öffentliche Hotspots in jeder Ecke).
    Auch bei Asbest war die Politik viel zu lange untätig (Fa. Eternit wollte trotz der bekannten tödlichen Gefahr erst mal ungebremst weiter produzieren, denn Sie hatte noch kein lukratives Nachfolgeprodukt: siehe Bericht im Spiegel von 1981). NUR weil es so lange verwendet werden durfte (bis 1995 in –Fliesenkleber und Spachtelmasse festgestellt) kommt auf uns durch die derzeitige massive Sanierungswelle eine erneute, riesige Asbest-Umweltbelastung zu, bzw. sind wir schon mitten drin. Es gibt derzeit einen starken Anstieg von Asbestose, auch von Unbeteiligten.
    Man wird die Geister nicht mehr los, die man zu lange ungebremst zugelassen hat. Auch beim Mobilfunk lässt sich das immer schwerer zügeln. Mobilfunk verbieten ist nicht mehr realistisch, aber das Gebot zur Minimierung mit Vorgabe viel niedrigeren Grenzwerten sollte endlich Gesetz werden.
    WLAN-Router werden wie Toaster verkauft und mit werksseitiger Vor-Einstellung auf max. Sendeleistung in die Wohnungen gestellt-Niemand verbietet das. Nur wer sich auskennt, wird die Sendeleistung minimieren. Nicht auszudenken, was dadurch in einem Wohnhaus zusammenkommt. Niemand kontrolliert das.
    Zudem ist der Wildwuchs von neuen Frequenzen der Mobilfunkbetreiber, in immer kürzeren Abständen, möglicherweise auch eine Taktik, die die Wissenschaft und mögliche Studien, die Zeit brauchen, überrollt. Jedenfalls ist Mobilfunk insgesamt ein Feldversuch am Menschen und an allen Lebewesen, zu dem wir als Bürger keine Einwilligung gegeben haben.
    Deshalb: Wenn der Staat nichts dagegen unternimmt und Studienergebnisse offiziell nicht bekanntgegeben werden, dann hilft nur massive und schonungslose Aufklärung der breiten Bevölkerung, wie durch den Film „Thank you for calling“.
  5. kämpfer am 09.03.2016
    Bitte, bitte sorgt dafür, dass der Film in deutsche Kinos kommt!!!
  6. Timo Sicher am 28.02.2016
    Die Gefahr ist da, aber die Lösung doch auch schon: strahlensichere Boxershorts ;) www.amazon.de/dp/B010T396HA
Die Frage der Woche

Ist die geplante neue Kindergrundsicherung sinnvoll?

Unser Pro und Contra jede Woche neu
Diskutieren Sie mit!

Die Frage der Woche – Archiv
Vergabeplattform
Vergabeplattform

Staatsanzeiger eServices
die Vergabeplattform für öffentliche
Ausschreibungen und Aufträge Ausschreiber Bewerber

Jahresbeilage 2023

Nächster Erscheinungstermin:
29. November 2024

Weitere Infos unter Tel. 089 / 29 01 42 54 /56
oder
per Mail an anzeigen@bsz.de

Download der aktuellen Ausgabe vom 24.11.2023 (PDF, 19 MB)

E-Paper
Unser Bayern

Die kunst- und kulturhistorische Beilage der Bayerischen Staatszeitung

Abo Anmeldung

Passwort vergessen?

Geben Sie Ihren Benutzernamen oder Ihre E-Mail ein um Ihr Passwort zurückzusetzen. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an: vertrieb(at)bsz.de

Zurück zum Anmeldeformular 

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.

Abo Anmeldung

Passwort vergessen?

Geben Sie Ihren Benutzernamen oder Ihre E-Mail ein um Ihr Passwort zurückzusetzen. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an: vertrieb(at)bsz.de

Zurück zum Anmeldeformular 

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.