Wirtschaft

12.06.2015

Frischer Wind in China

Renminbi wird zur Leitwährung

Während die Mächtigen der westlichen Welt beim G7-Gipfel in Elmau erfolgreich für schöne Fernsehbilder posierten, entwickeln sich in Asien, vornehmlich in China, tiefgreifende finanz- und wirtschaftspolitische Reformen. Deutlich wird, dass die neue Führungsmannschaft erkennbar weniger Sympathien für den Westen hegt als ihre Vorgänger. Eines der Ziele der Staats- und Parteiführung ist der Abbau der Produktion billiger Exportwaren. Stattdessen wird der große und ergiebige Binnenmarkt gefördert. Außerdem wird der Aufkauf westlicher Unternehmen – Beispiel Volvo – vorangetrieben und die Verlagerung von Arbeitsplätzen in die jeweiligen Absatzmärkte. Mit geschätzt 100 Millionen Auslandschinesen, die rechnerisch ein höheres Sozialprodukt als die Bundesrepublik erwirtschaften, verfügt Peking über ein traumhaftes Vertriebsnetz.
Das Ziel, den Reminbi zur Leitwährung zu machen – die neuen Chefs in Peking haben dies erstmals in aller Deutlichkeit und Entschlossenheit postuliert – erfordert gewaltige Anstrengungen. Vor allem müssen die starren Währungsgesetze gelockert werden. An diesem Projekt wird bereits mit viel Energie und Tempo gearbeitet. Belegte die chinesische Währung 2013 noch Rang 13 im weltweiten Zahlungsverkehr schob es sich aktuell auf Platz fünf vor.
Mit der Lockerung des Marktes für Wertpapiere steigt die Bedeutung des Landes für die internationalen Kapitalmärkte massiv. Westliche Experten in Hongkong rechnen für die kommenden Jahre mit dem großen Wandel, dem „Big Switch“. Größere Investoren müssen dann rund 15 Prozent ihrer Rentenpapiere in Richtung China umschichten.
Gleichzeitig startet derzeit die zweite Weltbank der Erde. Sie bricht damit das Monopol der westlich dominierten Institution, die gerade in Entwicklungsländern auf breiter Front sehr verhasst ist. Für bitter notwendige Kredite, fordert sie schier unerfüllbare innenpolitische Zugeständnisse. Die eurasische Weltbank wird neben China von Südafrika, Brasilien, Indien und dem „völlig isolierten“ Russland getragen. Sie gilt als weiteres Instrument für die Einführung des Renminbi als internationales Zahlungsmittel. Für Euro und Dollar hat dies natürlich ernste Folgen.
Zwischendurch haben die Führungskräfte im Reich der Mitte noch Zeit, den Balkan still und leise aufzukaufen und das ganze südliche Afrika mit handfesten Entwicklungskonzepten zu versorgen. Bemerkenswert: Der chinesische Einsatz findet gezielt nur in den südlicheren und meist stabilen Staaten Afrikas, etwa in Angola statt. Die große Hungerregion in der Mitte des Kontinents wird großherzig dem Westen überlassen. Aber die Chinesen können eben rechnen. Im erweiterten Führungskreis des Landes, es sind etwa 2000 Personen, haben Millionäre mittlerweile die deutliche Mehrheit in der Parteispitze. (Karl Jörg Wohlhüter)

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