Wirtschaft

Menschen mit Behinderung fertigen zum Beispiel auch Anfeuerpäckchen zum Anzünden von Holzfeuer und Grill. (Foto: NürnbergMesse)

27.04.2018

Für adäquate Entlohnung kämpfen

„Werkstätten:Messe“ in Nürnberg zeigte Beispiele von Unternehmen, die auf die Mitarbeit von Menschen mit Behinderung setzen

Menschen mit Behinderung profitieren von der am 25. Mai 2018 verbindlich in Kraft tretenden Datenschutzgrundverordnung (DSGVO). Dies wurde jetzt auf der „Werkstätten:Messe“ im Nürnberger Messezentrum deutlich. Denn die DSGVO verpflichtet Unternehmen, Daten von Kunden und Geschäftspartnern zuverlässig zu löschen. Hierzu bietet HSM GmbH + Co. KG aus dem baden-württembergischen Frickingen am Bodensee entsprechende Maschinen. Geschreddert werden können mit den Geräten von HSM nicht nur Papierdokumente, sondern ganze Aktenordner oder auch Festplatten von Computern. Ein HSM-Mitarbeiter führte der Staatszeitung das im Detail vor. „Unsere Shredder werden gerade von Werkstätten für Menschen mit Behinderung eingesetzt“, erläuterte er. Denn vor allem die Werkstätten mit ihren Mitarbeitern würden einen Großteil der Aktenvernichtung in Deutschland vornehmen.

Arbeitsanweisungen projizieren

Der Öffentlichkeit ähnlich unbekannt dürfte die Ulixes Robotersysteme GmbH aus dem baden-württembergischen Fellbach bei Stuttgart sein. Sie stellt den sogenannten Assistenten her. Das ist ein Projektor, der den Mitarbeitern einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung die Arbeitsanweisungen direkt auf den Arbeitsplatz projiziert. Das über dem Arbeitsplatz installierte Gerät verfügt über eine integrierte Schnittstelle für Sensoren, Aktoren und Maschinenverkettung. Aus Bayern waren unter anderem die Veit GmbH aus Landsberg am Lech und die Etisys Etikettierlösungen GmbH aus Roßhaupten (Landkreis Ostallgäu) vertreten. Veit stellt modernste Bügeltechnik für die Textilbranche her. Die Veit-Produkte sind auch von den Werkstätten gefragt, denn deren Mitarbeiter sind häufig im Textil-Dienstleistungssektor tätig. Aber auch die Herstellung von Etiketten für unterschiedlichste Endprodukte und Industrieanwendungen sind ein Bereich, in dem Menschen mit Behinderung arbeiten.

Dass deren Leistung auch entsprechend entlohnt wird, dafür kämpfen unter anderem Martin Berg, Vorstandsvorsitzender der Bundesarbeitsgemeinschaft Werkstätten für behinderte Menschen e. V. (BAG WfbM). „Die Menschen mit Behinderung verdienen im Schnitt in den Werkstätten 200 Euro pro Monat. Das wird aber auf die Grundsicherung angerechnet“, sagte Berg in der Pressekonferenz zur Werkstätten:Messe. In Schweden dagegen erhielten diese Menschen Volksrente und ihre Wohnung würde zu 90 Prozent bezahlt. „Damit sind sie deutlich besser gestellt als die Menschen mit Behinderung in Deutschland“, erklärte der BAG WfbM-Chef. Allerdings habe Deutschland innerhalb Europas das beste Beschäftigungssystem für Menschen mit Behinderung. „Denn es gibt hierzulande einen Rechtsanspruch auf einen Arbeitsplatz. Nur mit der Entlohnung hapert es noch. Aber da sind wir dran“, versprach Berg.

Aussteller zeigten ihre Innovationskraft

Insgesamt konnte die „Werkstätten:Messe“, die Leistungsschau der Werkstätten für behinderte Menschen und Fachmesse für berufliche Bildung, wieder mit vier erfolgreichen Messetagen punkten. Über 160 Aussteller demonstrierten ihre Innovationskraft für Fachbesucher aus Werkstätten und Förderstätten, Angestellte im Sozialwesen und Vertreter aus Wirtschaft und Behörden. Bei bestem Wetter präsentierte sich die „Werkstätten:Messe“ auch als Informationsplattform und Dialogforum für interessierte Bürger. Insgesamt über 12.000 Messebesucher informierten sich im Messezentrum Nürnberg. Das Vortragsprogramm mit mehr als 90 Veranstaltungen bildete das facettenreiche Thema Inklusion auf fachlicher Ebene umfassend ab. Ergänzt wurde es durch das Karriere:Forum – Informationsrunden zu Bildung, Fortbildung, Weiterbildung und Beschäftigungsmöglichkeiten für Menschen mit Behinderung – und die „Karriere:Börse“ mit über 100 Stellenausschreibungen. Mehrere Fußballturniere auf der neuen Aktionsfläche „Fußball verbindet“ zeigten auf, wie Sport zur besseren Verständigung zwischen Menschen mit und ohne Behinderung beitragen kann.
(Ralph Schweinfurth)

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