Wirtschaft

BayernLB-Chef Gerd Häusler (l.) tauschte sich am Rande der Konferenz mit Finanzminister Markus Söder aus. (Foto: BSZ)

26.04.2013

Gegenseitiges Vertrauen ist das Wichtigste

Bei der Frühjahrskonferenz der BayernLB in Nürnberg stand die Beziehung zwischen Bank und Kunden im Mittelpunkt

Nordbayern ist ein wichtiger Markt für die bayerische Landesbank. Darum hat Gerd Häusler, Vorstandsvorsitzender der BayernLB, jetzt schon zum dritten Mal eine große Kundenveranstaltung in der Frankenmetropole Nürnberg durchgeführt. Rund ein Drittel unserer mittelständischen Unternehmenskunden befinden sich in Nordbayern“, sagte er bei der Frühjahrskonferenz der Niederlassung Nürnberg der BayernLB im Germanischen Nationalmuseum. Sehr erfreut zeigte sich Häusler darüber, dass die Bank ihr Kreditvolumen, das sie in Nürnberg generiert, im vergangenen Jahr steigern konnte.
Nürnberg sei aber nicht nur mit Blick auf den nordbayerischen Markt wichtig für die BayernLB. „Wir machen die gesamte Handelsfinanzierung für die BayernLB und für die bayerischen Sparkassen aus Nürnberg. Auch der Sorten- und Edelmetallhandel kommt von hier“, erklärte Häusler vor rund 200 Gästen. Wegen dieser strategischen Aufstellung baut die Bank bis zum Sommer 2013 auch einen neuen Tresor. „Denn der alte platzt aus allen Nähten“, so Häusler, der wegen der Bedeutung der Niederlassung Nürnberg auch mindestens ein bis zwei Vorstandssitzungen der BayernLB in der Frankenmetropole abhalten will. Insgesamt seien 125 Mitarbeiter der BayernLB am Standort Nürnberg beschäftigt.
„München ist groß, aber Nürnberg ist schöner“
„München ist groß, aber Nürnberg ist schöner“, schmetterte Bayerns Finanzminister und BayernLB Verwaltungsratsvorsitzender Markus Söder (CSU) dem Vorstandsvorsitzenden Häusler entgegen. Er begrüßte es als richtige Entscheidung, dass Häusler die Niederlassung Nürnberg stärkt und in Nordbayern mehr Geschäft machen will.
Söder zeigte in seiner Ansprache den erfolgreichen Weg der BayernLB seit der Rettung durch den Freistaat auf. So sei sie die einzige Landesbank in Deutschland, die Gewinn macht und begonnen hat, die Rettungsgelder des Freistaats zurückzuzahlen. „Die WestLB ist zerschlagen und andere Landesbanken müssen ständig nachkapitalisiert werden.“
Zum weiteren Sanierungskurs der BayernLB sagte Söder, dass der Freistaat bis zum Sommer 2013 die Bank „entpolitisieren“ will. Dann sollen Geschäftsentscheidungen nur noch auf Grundlage von ökonomischen Kennzahlen getroffen werden. Politische Einflussnahme wie in der Vergangenheit soll es dann nicht mehr geben. Die BayernLB sei nicht nur „systemrelevant, sondern auch systemtragend“.
Söder unterstrich auch die Bedeutung der BayernLB für den Mittelstand in Bayern: „Wir brauchen die Landesbank für die Auslandsfinanzierung. Denn im Ausland ist die BayernLB ein Triple A.“
Dem stimmte BayernLB-Vorstandsmitglied Michael Bücker in der anschließenden Podiumsdiskussion nur zu: „Die BayernLB ist ein starkes Finanzierungshaus, und wir wollen im Zahlungsverkehr mit dem Ausland noch besser werden.“ Den Fokus auf Nürnberg zu richten, sei angesichts der Industrie in Franken und der Oberpfalz ganz richtig. „Es ist derzeit unsere wichtigste Region“, so Bücker.
Dass es der Wirtschaft in der Metropolregion Nürnberg vergleichsweise gut geht, führt Dirk von Vopelius, Präsident der IHK Nürnberg für Mittelfranken, darauf zurück, dass „wir nicht so sehr zu Übertreibungen neigen“. Die Unternehmen in der Metropolregion legten eben großen Wert auf eine vernünftige Eigenkapitalausstattung. Deshalb habe man in der Region auch nie eine echte Kreditklemme gespürt. Hilfe durch einen so genannten Kreditmediator in der Finanzkrise 2008/2009 sei kaum nachgefragt worden.
Voll des Lobes für die BayernLB war Günther Härtel, Inhaber und Geschäftsführer der Aichinger GmbH aus Wendelstein bei Nürnberg. Vor 18 Jahren war das Unternehmen insolvent und er hat in den ersten fünf Jahren seines Engagements für diese Firma privat gehaftet. Doch heute ist der Ladenbauspezialist hervorragend aufgestellt und bekommt dank innovativer Lösungen Aufträge aus aller Welt. „Früher hat die Fertigung von einem Meter Metzgertheke 78 Stunden gedauert. Heute machen wir es in acht Stunden“, illustrierte Härtel den Produktivitätsfortschritt. Auch beim Energieverbrauch konnte sein Unternehmen signifikante Einsparungen für die Kunden realisieren. „Ein Meter Kühlregal in einem Supermarkt hat früher 120 000 Kilowattstunden pro Jahr verbraucht. Heute kommen wir mit der Hälfte aus.“
Damit diese Innovationen aber erst möglich werden, muss laut Härtel die das Unternehmen begleitende Bank auch das Geschäftsmodell verstehen und ein hohes Maß an Vertrauen zwischen dem Kreditinstitut und der Firma bestehen. Das bestätigte auch BayernLB-Vorstand Bücker: „Wir müssen das Geschäftsmodell des Kunden verstehen und dafür die perfekte Lösung parat haben.“ Nur mit entsprechender Problemlösungskompetenz für den Mittelstand könne die BayernLB in diesem Geschäftsfeld reüssieren. „Das ist ein Pakt auf Gegenseitigkeit“
Auch IHK-Präsident Dirk von Vopelius unterstrich das Vertrauensverhältnis zwischen Bank und Unternehmen: „Das ist ein Pakt auf Gegenseitigkeit.“ Er konnte gegenüber früher feststellen, dass die Unternehmer aufgrund der Finanzkrise und der jetzt entstandenen Fehlervermeidungskultur in der Finanzwelt mehr Verständnis für die Banker erwachsen ist. „Man fragt sich als Unternehmer jetzt, wie tickt denn mein Banker und wie reagieren dessen Controller?“
Die Bank als Partner zu sehen, ist auch für Klaus Wübbenhorst, ehemaliger GfK-Vorstandschef und jetziger Vorstandsvorsitzenden des Fördervereins Wirtschaft für die Europäische Metropolregion Nürnberg, sehr wichtig. Darum müssten Banken auch die jeweilige Region, in der ein Unternehmen verwurzelt ist, verstehen. Das gelinge nicht in irgendwelchen zentralisierten Entscheidungszentren in München, Frankfurt oder Düsseldorf. Insgesamt kann er keine Kreditklemme feststellen: „Es gibt eher einen Ideen- als einen Geldmangel.“
Wie wichtig das Verständnis des jeweiligen Geschäftsmodells einer Bank ist, illustrierte auch Josef Hasler, Vorstandschef des Regionalversorgers N-ERGIE AG aus Nürnberg. Er habe derzeit das zweitmodernste Gaskraftwerk der Welt in Irsching als Sorgenkind zu betreuen. Denn aufgrund der wenigen Betriebsstunden, die das Kraftwerk läuft, rentiert es sich nicht. „Wir planen darum derzeit die Stilllegung.“ Aber auch nur, um es zu einem späteren Zeitpunkt, wenn die Energiewende weiter vorangeschritten ist, wieder zu reaktivieren. Jetzt sei die Politik gefordert, für diesen Kraftwerkstyp Rahmenbedingungen zu schaffen, damit dieser sich auch ökonomisch rechnet. Denn, wenn keine Sonne scheint und kein Wind weht, werden derartige Gaskraftwerke einspringen müssen, sollen hierzulande nicht die Lichter ausgehen.
In so einer Gemengelage sei das Verständnis der Banken für die derzeitigen Probleme extrem wichtig, so Hasler. „Man braucht ein offenes, ehrliches Umgehen miteinander. Denn eine Geschäftsbeziehung geht nicht nur über die Konditionen.“
Klaus Wübbenhorst betonte auch, wie wichtig es ist, das Risiko auszubalancieren. Dafür brauche man als Unternehmer eine überschaubare Anzahl an Banken. Somit habe man weniger Probleme, wenn eine der Banken in Schwierigkeiten gerät.
Ladenbauspezialist Härtel ist begeistert von der Schnelligkeit der BayernLB. „Wir gehen die Dreijahresplanung durch und dann bekomme ich eine schnelle Lösung.“ Gerade bei Geschäften mit Russland sei Vorauskasse ja üblich. Aber das ist weder für ihn noch für die russische Seite eine Schwierigkeit. Denn die Russen sagten zu ihm: „Keine Sorge, wir finden sie!“
Abschließend hatte IHK-Präsident von Vopelius noch einen Rat an die Unternehmer: „Man sollte an die Bank proaktiv Daten liefern.“ Dann habe man es bei den Kreditverhandlungen leichter. Auch die Lieferanten, mit denen man zusammenarbeitet, sollte man fragen, welchen Kreditversicherer sie haben, um auf diese Weise Klumpenrisiken zu vermeiden. „Man sollte auch die Banken fragen, wie siehst Du mich?“, rät von Vopelius. Denn so könne man eventuellen Fehlentwicklungen frühzeitig entgegenwirken.
(Ralph Schweinfurth)

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