Wirtschaft

06.07.2012

Gierige Strom-Giganten

Ein Kommentar von Ralph Schweinfurth

Wer dachte, die Energiewende werde schon nicht so teuer, hat sich gewaltig geirrt. Schon lange ist klar, dass die Strompreise steigen. Das ist bereits seit 2002 so. Nicht etwa wegen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes wie die Stromriesen behaupten, sondern wegen deren eigener Gier. Sie haben sich 1999 in Österreich darauf verständigt, dass die Strompreise hierzulande steigen werden, sollte es ihnen nicht gelingen, sich die deutschen Stadtwerke einzuverleiben. Da letzteres schief ging, sorgen seither die Verbraucher durchs Zahlen höherer Preise für Umsatzrenditen im Bereich von 25 Prozent und mehr bei den Energiekonzernen.
Jetzt kommt der jüngste Preis-Coup – allerdings aus dem Regierungslager. Der Bund will die Kosten für den schleppenden Anschluss von Windparks in der Nord- und Ostsee auf die Kunden abwälzen. Denn die Anlagenbetreiber wollen ja möglichst schnell Cash machen. Das geht aber nicht, wenn der Strom nicht an Land kommt und sie diesen nicht verkaufen können. Also sollen die Stromkunden für die entgangenen Einnahmen der Stromriesen aufkommen. Die Regierung schätzt das Volumen auf rund eine Milliarde Euro.
Bundeswirtschaftsminister Philip Rösler (FDP) und Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) offenbaren mit diesem Vorstoß, dass es bei der Energiewende nur darum geht, die Pfründe der Konzerne zu sichern. Während via Kürzung der Solarstromförderung vielen Mittelständlern das Licht ausgeknipst wird, kredenzt man den bisher auf der Atomschiene reich gewordenen Unternehmen die Lizenz zum Gelddrucken.
Ähnliches dürfte den Verbrauchern ins Haus stehen, um die nötigen Anreize für den Neubau von Gaskraftwerken zu setzen, die für die Energiewende als Stabilitätsreserve gebraucht werden. Die aus Betreibersicht unwirtschaftlichen Generatoren könnten über Steuergelder in die Gewinnzone geschubst werden. Und schon würden die Konzerne ihre bisherige Zurückhaltung beim Neubau dieser Kraftwerke aufgeben.
Und wenn’s blöd läuft, kommt auf die Rechnung für den Kunden bald ein weiterer Posten: Die Industrie braucht niedrige Strompreise, um international wettbewerbsfähig zu bleiben – da steht zu befürchten, dass die Bürger noch mehr als schon bisher zahlen müssen, damit Jobs nicht aus Kostengründen nach Fernost verlagert werden.

Kommentare (1)

  1. Jörgkoment am 30.07.2012
    Es ist alles richtig und gut geschrieben. Viele Menschen wissen das auch, kennen die Gier. In den Aufsichtsräten der Energiekonzerne tummeln sich die Politiker, da gibt es keine Fraktion die es nicht betrifft. Egal wie wir uns beschweren es ändert sich nichts. Die Gewaltenteilung versagt jämmerlich!
    Wo gehen wir hin? Wie weit gehen Die? Warum bekomme ich kein Strom aus ein EU-Staat der viel günstiger ist?
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