Wirtschaft

In Deggendorf wird eine Stroh-Ethanol-Anlage gebaut. (Foto: Wraneschitz)

05.08.2011

Gold des Industriezeitalters

In Straubing entsteht eine Stroh-Ethanol-Anlage

Noch in diesem Jahr soll „Deutschlands größte Demonstrationsanlage für Zellulose-Ethanol aus Agrarreststoffen“ in Betrieb gehen. Mit seinem Verfahren namens „Sunliquid“ will der Betreiber Süd-Chemie AG ab Jahresbeginn 2012 in Straubing aus 3000 Tonnen Stroh 1000 Tonnen als Treibstoff nutzbaren Alkohol gewinnen. An den Projektkosten von 28 Millionen Euro beteiligen sich Bund und Land mit zusammen 5 Millionen Euro.
Schon für 2013 sei der nächste Schritt geplant. Da sollen Fabriken für die Serienproduktion in der Größenordnung von 50.000 bis 150.000 Tonnen pro Anlage und Jahr in Betrieb gehen, so Mar-kus Rarbach, Chef des Bereichs „Biokatalyse“ der Südchemie aus München.
Südchemie nutzt am Standort die Nähe zum dort unter dem Namen „Kompetenzzentrum für Nachwachsende Rohstoffe“ zusammengezogenen Bayerischen Bioenergie-Forschungs-Knowhow von C.A.R.M.E.N. und Wissenschaftszentrum Straubing. Lokalpolitik hat sich mächtig ins Zeug gelegt
Die Lokalpolitik hat sich mäch-tig ins Zeug gelegt, die moderne Fabrik nach Straubing zu holen. So weiß Oberbürgermeister Markus Pannermayr (CSU), dass der Investor „zwei Jahre lang Standort-Angebote aus der ganzen Welt bekommen“ habe. Ob letztendlich „das persönliche Engagement von Ministerpräsident Horst Seehofer“ (Zitat Pannermayr) zur Standortwahl Niederbayern geführt hat, war nicht zu erfahren. Doch nun erhofft sich Landrat Alfred Reisinger (CSU) eine „Signalwirkung zur Ansiedlung relevanter Firmen“ gerade aus dem Agrarsektor auf dem gemeinsamen Gewerbegebiet von Stadt und Landkreis, „Biocubator“ genannt.
Im Labormaßstab experimentiert der Chemiekonzern bereits seit fünf Jahren am Hauptsitz München mit Stroh-Ethanol, so Rarbach. Das Südchemie-Verfahren setzt neben Zellulose auch die sogenannten Hemizellulosen der Pflanze zu Ethanol um, was 50 Prozent mehr Ethanolausbeute als „herkömmliche Technologien“ bringen soll.
Parallel zu Straubing entsteht momentan eine zu 40 Prozent öffentlich geförderte Anlage ähnlichen Ausmaßes des Karlsruher KIT-Forschungszentrums; Kosten: 60 Millionen Euro. Inbetriebnahmeplanung für diese „Bioliq“-Fabrik: 2013.
Und auch im Ausland wird die „Sprit aus Stroh“-Technik vorangetrieben. „In Dänemark entsteht eine Anlage in ähnlicher Größenordnung“, gibt der Straubinger Projektchef Markus Rarbach zu.
Doch Südchemie drückt beim Zeitplan heftig aufs Gas: Selbst als im Vordergrund der offizielle „erste Spatenstich“ ablief, stand im Hintergrund die Baustelle nicht still, wurde betoniert und wurden Stahlträger montiert. Denn ein Problem wird immer deutlicher: Es muss schnell gehen mit der Energiewende, bei der „wir die wahren Herausforderungen vor allem in den Köpfen erst noch bewirken müssen“, wie Bayerns Wirtschaftsminister Martin Zeil (FDP) in seinem Grußwort erklärte.
Als Gastgeschenk machte Zeil die Zusage, „die begleitende Forschung wird mit 5 Millionen Euro vom Freistaat gefördert. Bayern kann sich das leisten“, brüstete sich der Minister. Doch das Geld sei „kein Blankoscheck, sondern soll konkrete Prozesse voranbringen“.
Die sind bei Bioenergie auch nötig. Bekanntlich gibt es vielerorts Proteste, weil immer mehr auch als Lebensmittel nutzbare Rohstoffe wie Getreide, Zucker oder Mais zu Bio-Gas oder -Treibstoff vergoren werden, während anderswo auf der Welt Menschen hungern. Deshalb seien „Biotreibstoffe der 2. Generation“ so wichtig, meinen nicht nur Südchemie-Manager. Bei diesen Verfahren wird aus Pflanzenresten Kraftstoff gewonnen. In Straubing beispielsweise wird „aus Stroh Gold des Industriezeitalters“, wie mehrere Redner anmerkten.
(Heinz Wraneschitz)

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