Wirtschaft

Michael Hupe will den Nürnberger Flughafen trotz der Rückschläge der Vergangenheit voranbringen. (Foto: Schweinfurth)

16.05.2014

Hoffnungssignale senden

Der neue Chef des Flughafens Nürnberg vermittelt Aufbruchstimmung

Der Flughafen Nürnberg braucht nach der Serie von Negativschlagzeilen der vergangenen Monate endlich wieder positive Botschaften. Und der neue Flughafenchef Michael Hupe hat eine ganze Menge davon. So sieht er den Airport im Bereich der Business-Fliegerei auf einer ganz guten Basis. „Von Nürnberg kann man täglich sieben Mal nach Berlin, Düsseldorf und Hamburg fliegen, sechs Mal täglich nach Frankfurt, fünf Mal täglich nach München und vier Mal täglich nach Amsterdam, Paris und Zürich“, sagt Hupe der Staatszeitung. Über diese Drehkreuzflughäfen könne man dann in die ganze Welt starten. Günstiger in die Ferien fliegen Sicher hat der Flughafen Nürnberg durch den Wegfall des Drehkreuzes von Air Berlin rund eine Million Passagiere verloren. „Doch das ist jetzt durch“, unterstreicht der neue Airport-Chef, der vor seinem Amtsantritt in der Frankenmetropole den Dresdner Flughafen auf Kurs gebracht hat. Hupe blickt nach vorn und sieht in der Befreiung von der Abhängigkeit von Air Berlin auch diverse Chancen. Am meisten würden davon die Fluggäste aus der Region, also aus ganz Nordbayern, profitieren. Denn Hupe zufolge könne man jetzt im Charterbereich wesentlich günstiger in die Ferien fliegen als vorher. Grund: Die Konkurrenz ist größer geworden. So werden jetzt die attraktiven Sonnenziele in Südeuropa und Nordafrika von mehreren Fluggesellschaften bedient, auf die vorher Air Berlin in Nürnberg fast schon ein kleines Monopol hatte und entsprechend hohe Ticketpreise durchsetzen konnte. Mit TUIfly, SunExpress und anderen gebe es nun mehrere Anbieter.
Auch die Infrastruktur des Airports, die in den vergangenen Jahren für die Drehkreuzfunktion ausgebaut wurde, ist für Hupe keine in den Sand gesetzte Investition. „Wir haben hier Flächen mit Baurecht. Wer hat das schon. Die meisten haben Flächen, müssen aber erst Baurecht einholen, was meist mehrere Monate dauert. Dann sind die meisten Investoren schon wieder weitergezogen“, erläutert Hupe. Für den Sommer hat der Flughafen einen Bereich seiner umfangreichen Parkplatzflächen an Eventveranstalter vermietet. So wird dort zum Beispiel das Public Viewing zur Fußballweltmeisterschaft in diesem Sommer stattfinden. „Da können wir dann gleich bei ganz vielen Menschen Werbung für unseren Flughafen machen“, verweist Hupe auf Synergieeffekte. Dadurch könne man auch auf die wieder günstigeren Preise für Ferienflugreisen ab Nürnberg aufmerksam machen. Denn in den vergangenen Jahren seien preissensible Kunden auf andere deutsche Airports ausgewichen.
Chancen auf neue Flugverbindungen
Chancen auf neue Flugverbindungen sieht der neue Flughafenchef im Low-Cost-Bereich. „Ryan Air zum Beispiel wird in den kommenden Jahren viele neue Flugzeuge bekommen und die müssen untergebracht werden.“ Davon könnte auch Nürnberg profitieren. Man müsse eben immer sein Ohr am Markt haben und dann könne sich sehr schnell etwas ergeben. Ergebnis so einer intensiven Marktbeobachtung ist zum Beispiel die neue Regionalverbindung Bremen-Nürnberg ab 15. September dieses Jahres. Hupe zufolge ist es durchaus realistisch, dass sich noch mehr derartige Möglichkeiten für Nürnberg ergeben. Hierunter fielen auch die von der fränkischen Wirtschaft immer wieder geforderten Verbindungen nach Italien (Mailand und Rom). Hupe sieht das Entwicklungskonzept für den Flughafen, das noch unter seinem Vorgänger erstellt wurde, als eine gute Ausgangsbasis. Doch er betrachtet es so: „Entwicklungskonzept and beyond.“ Hupe denkt also weit über das Konzept hinaus.
Doch er ist nicht bereit, im Low-Cost-Bereich der Fliegerei, den er mit der Preisschlacht im Lebensmitteleinzelhandel vergleicht, überall mitzugehen. So würde zum Beispiel Wizz Air versuchen, noch niedrigere Gebühren durchzusetzen als die als Billigheimer verrufene Ryan Air.
Beim Thema Verkehrsanbindung des Flughafens ist der neue Airport-Chef nicht auf die umstrittene „Nordanbindung“ festgelegt. Er hat durchaus Verständnis für die Menschen, die diese Variante ablehnen, bedeutet sie doch, dass viele Bäume des so genannte Reichswaldes fallen müssen, damit man den Airport direkt an die Autobahn Frankfurt-Würzburg-Nürnberg-Regensburg-Passau anbinden kann. „Es muss aber definitiv eine Verbesserung der straßenseitigen Erreichbarkeit des Flughafens geben. Denn derzeit haben wir nur eine Straße. Und wenn die ausfällt, haben wir ein riesiges Problem“, so Hupe. Auch die zeitlichen Unwägbarkeiten für Fluggäste, die in der Rush-hour den Flughafen erreichen müssten, seien inakzeptabel. Das sagt Hupe ganz bewusst mit Blick auf die Funktion des Airports als Flughafen für ganz Nordbayern.
Anschubfinanzierung der Gesellschafter ist nötig Das viel diskutierte Kongresszentrum am Flughafen ist laut Hupe finanziell nur zu stemmen, wenn die Gesellschafter – also Freistaat Bayern und Stadt Nürnberg – Gelder für eine Anschubfinanzierung frei machen. Auch ein zweites Hotel am Nürnberger Flughafen ist laut Hupe für einen potenziellen Investor durchaus interessant. Aber hier würden derzeit die Weichen für eine Suche neu gestellt. Denn der Investor, den man im letzten Jahr hatte (Staatszeitung berichtete), sei wieder abgesprungen.
Eine Umstrukturierung im Innern des Flughafens steht ebenfalls an. So soll bis 2015 die neue Sicherheitskontrolle an einem zentralen Ort im Airport fertig sein. Dann könne man alle Geschäfte im Flughafengebäude neu ordnen und auch Platz für den ebenfalls seit Jahren geforderten Supermarkt schaffen.
Insgesamt will Hupe den Nürnberger Flughafen in der Öffentlichkeit wieder in ein positives Licht rücken. Darum soll auch die Unternehmenskommunikation gestärkt werden. (Ralph Schweinfurth)

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