Sonnfried Weber (l.), Sprecher der Geschäftsführung der BayBG, und Joachim Oechsner, geschäftsführender Gesellschafter, Fuhrmann Nutzfahrzeuge Service GmbH, aus Erharting (Landkreis Mühldorf am Inn). Sein Unternehmen profitierte von einer Beteiligung durch die BayBG. (Foto: BayBG)
Mit Neuengagements von 43,5 Millionen Euro im Geschäftsjahr 2010/2011 hat die BayBG Bayerische Beteiligungsgesellschaft dem bayerischen Mittelstand 17 Prozent mehr an zusätzlichem Eigenkapital zur Verfügung gestellt als im Vorjahr. Der gesamte Beteiligungsbestand stieg auf 312,5 Millionen Euro. Gleichzeitig stellte die BayBG ein neues Programm für Handwerks- und Handelsbetriebe vor. Darüber sprachen wir mit Sonnfried Weber, Sprecher der BayBG-Geschäftsführung.
BSZ: Herr Weber, bei dem neuen „Kapital für Handwerk, Handel und Gewerbe“ heben Sie vor allem die geringe Höhe – Beteiligungskapital ab 10.000 Euro – als besonders hervor.
Weber: Ja, das möchte ich fast als revolutionär bezeichnen.
BSZ: Revolutionär? Ist das nicht ein etwas großes Wort für die relativ kleine Summe von 10.000 Euro?
Weber: Das ist aber so. Institutionelles Beteiligungskapital ab 10.000 Euro. Das gab es so bisher in Deutschland nicht.
bsz Sie wenden sich damit an kleinere Mittelstandsunternehmen. Umfragen und Studien zeigen aber: Je kleiner das Unternehmen, desto größer die Vorbehalte gegenüber Beteiligungskapital. Werden die Unternehmen das denn einsetzen? weber Davon bin ich überzeugt. Wir bekommen täglich 10 bis 15 Anrufe, mit denen sich Unternehmen oder deren Berater über das Programm informieren. Das zeigt das große Interesse.
BSZ: Interesse heißt noch nicht, dass eventuelle Vorbehalte ausgeräumt sind.
Weber: Ich weiß, auf was Sie hinaus wollen. Die Unternehmer befürchten bei Beteiligungskapital, dass sie entmachtet werden könnten. Das ist aber ein durch die Medien immer wieder gern genährtes Vorurteil. Die Realität ist anders. Es handelt sich hierbei um stille Beteiligungen, konkret: Es gibt keine operativen Mitspracherechte für den Kapitalgeber. Der Unternehmer bleibt Herr im Haus, vielfach wird er es damit erst.
BSZ: Wie meinen Sie das?
Weber: Bei kleineren Unternehmen ist es doch meist so, dass es nur mit einem Kreditgeber zusammenarbeitet. Auf den ist es dann fast auf Gedeih und Verderb angewiesen. Mit einem zusätzlichen Finanzpartner steht das Unternehmen auf mehreren Beinen. Das erhöht den Handlungs- und Freiheitsspielraum deutlich.
BSZ: Wie läuft eine solche kleinere Beteiligung denn formal ab?
Weber: Eine aufwendige Prüfung würde sich weder für das Unternehmen noch für die BayBG rechnen. Wir haben daher einen sehr einfachen, standardisierten Prüfungsprozess geschaffen.
BSZ: Stille Beteiligungen sind ein kreditnahes Finanzprodukt, wenngleich Sie wirtschaftliches Eigenkapital sind. Sollen die Unternehmen mit Beteiligungen Kredite ersetzen?
Weber: So ist das nicht gedacht. Es handelt sich hierbei nicht um ein „Entweder – Oder“, sondern um ein „Sowohl – Als auch“. Mit einer optimalen Kombination verschiedener Finanzierungsinstrumente lassen sich zum Beispiel Investitionen ausgewogen realisieren. Stille Beteiligungen benötigen keine dinglichen Sicherheiten, die können für die Kredite verwendet werden.
BSZ: Unabhängig von Ihrem neuen Angebot. Derzeit ist Basel III ein nahezu unvermeidbares Schlagwort. Vielfach wird eine neue mittelständische Kreditklemme prognostiziert.
Weber: Eine generelle Kreditklemme in dem Sinne, dass guten mittelständische Unternehmen der Kredithahn zugedreht würde, sehe ich nicht.
BSZ: Also alles nur Gerede, allenfalls ein Sturm im Wasserglas?
Weber: Ganz so ist es nicht. Unabhängig von Basel I, II oder III, die Kreditgeber achten wieder mehr auf die Risiken.
BSZ: Also, nach den vergangenen zwei Jahren des relativ leichten Geldes, registrieren Sie eine wieder zunehmende Zurückhaltung bei den Kreditgebern?
Weber: Ja. Und das sehe ich auch als vernünftig an. Vielfach ist das Verhalten der Kapitalanbieter durch ein Auf und Ab geprägt. Einmal heißt es – überspitzt ausgedrückt: „Darf es nicht eine Million mehr sein“. Dann heißt es wieder: „Wir geben nichts“. Einmal hü, einmal hott. Das behindert eine kontinuierlich-langfristige Entwicklung von Volkswirtschaft und Unternehmen: In Zeiten des leichten Geldes wird zu viel investiert, bis hin zu Fehlinvestitionen – dann wieder zu wenig.
BSZ: Aber auch das Unternehmen ist da gefordert. Es muss dem Geldgeber vermitteln, dass es ein berechenbares, allenfalls kleines Risiko darstellt.
Weber: Ein organisch-stabiles Wachstum sollte immer mit einer in etwa konstanten Eigenkapitalquote von circa 30 Prozent einhergehen. Aber natürlich sehe ich, dass bei größeren Investitionen diese Quote nicht einfach so konstant gehalten werden kann. Aber gerade solche Sprunginvestitionen sind mit einem erhöhten Erfolgsrisiko verbunden. Hier sollten die Unternehmen über andere Finanzierungsmöglichkeiten nachdenken.
(Interview: Ralph Schweinfurth)
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