Wirtschaft

Beim neuen zweiten Güterverkehrszentrum entsteht gerade ein so genannter Hochkreisel. (Foto: Stadt Ingolstadt)

23.09.2011

Luxusprobleme in der Boomtown

Ingolstadts Oberbürgermeister will seine prosperierende Kommune noch attraktiver machen

ngolstadt gewinnt als Wirtschaftsstandort innerhalb Bayerns immer mehr an Bedeutung. Neben Audi und der Saturn-Media-Holding sorgen auch viele Existenzgründer für neue Jobs in der Stadt. „Die Existenzgründerförderung betreiben wir sehr intensiv, weil auf diese Weise innovative Arbeitsplätze entstehen können“, sagt Oberbürgermeister Alfred Lehmann (CSU) der Staatszeitung. Speziell Beratungsangebote für gründungswillige Frauen stehen laut Lehmann im Fokus der kommunalen Aktivitäten. Denn dieses Thema werde oftmals vernachlässigt.
Mit 2,8 Prozent Arbeitslosigkeit ist Ingolstadt die Großstadt in Deutschland, die die niedrigste Quote aufweist. „Und der Landkreis Eichstätt, aus dem viele der Arbeitnehmer kommen, hat eine Quote von 1,8 Prozent“, verdeutlicht Lehmann. Damit habe man in der Stadt an der Donau faktisch Vollbeschäftigung. Die niedrigen Quoten seien lediglich Ausdruck von Fluktuation.
Ingolstadt hatte in den letzten Jahren viel Glück
„Wir haben in den vergangenen Jahren aber auch viel Glück gehabt“, meint der Oberbürgermeister. So sei die neue ICE-Strecke gebaut worden, die Ingolstadt optimal an das Fernverkehrsnetz der Deutschen Bahn anschließt. Aber auch das neue Polizeipräsidium Oberbayern-Nord, die wirtschaftswissenschaftliche Fakultät der Uni Eichstätt und die Pionierschule der Bundeswehr hätten den Standort Ingolstadt aufgewertet. „Die Pionierschule wollte sehr gerne von München nach Ingolstadt umziehen, weil hier in der Stadt aufgrund der langen militärischen Geschichte ein militärfreundliches Klima herrscht, betont Lehmann.
Aufgrund der Vollbeschäftigung gibt es auch in der Bevölkerung relativ wenig Unzufriedenheit. „Wir haben in drei Stadtteilen sehr viel über das Bundes-/ Landesprogramm Soziale Stadt getan, so dass jetzt die Mieter in den Wohnungen der städtischen Wohnbaugesellschaft gar nicht mehr ausziehen möchten“, schildert das Stadtoberhaupt. Über zehn Jahre habe man 50 Millionen Euro investiert und pro Jahr etwa 100 neue Sozialwohnungen gebaut.
Doch nicht nur im Wohnungsbereich ist Ingolstadt für seine Bürger aktiv. Auf 22 Kilometer der städtischen Straßen liegt inzwischen lärmmindernder Belag. „Das erhöht die Lebensqualität der Menschen enorm“, betont Lehmann. Allein hier wurden gut 5 Millionen Euro investiert.
Damit aber nicht genug. Die Investitionen in die Infrastruktur gehen weiter. Aktuell wird im Westen der Stadt ein zweites Güterverkehrszentrum (GVZ) errichtet. Das macht Anpassungen an das bestehende Straßennetz notwendig. Angesichts des zu erwartenden Lkw-Aufkommens sind neue Verkehrsführungen nötig. Eines der spektakulärsten Bauwerke wird ein so genannter Hochkreisel sein. Durch diesen Kreisverkehr, der die Fahrzeuge Richtung Gaimersheim ungehindert unten durchpassieren lässt, wird sämtlicher Ziel- und Quellverkehr des GVZ optimal verteilt. Allein in diesem Bereich werden über 100 Millionen Euro investiert. „Das ist in Bezug auf die Einwohnerzahl etwa so viel, wie wenn München eine Milliarde Euro investieren würde“, erklärt der Oberbürgermeister. Bald werden im GVZ rund 5000 Menschen Arbeit finden. „Da sind sehr viele Jobs für Geringqualifizierte dabei. Das ist wichtig, weil man ja stets Schwierigkeiten hat, in unserer immer komplexer werdenden Wirtschaft für diese Menschen passende Beschäftigungsmöglichkeiten zu finden.“
Um das vorwiegend aus Gewerbebauten bestehende Westend von Ingolstadt städtebaulich aufzuwerten, wird sich die Stadt für die Landesgartenschau 2020 mit einem ganz eigenen Konzept bewerben. „Wir wollen ganz bewusst dieses optisch nicht so attraktive Gewerbeumfeld schöner machen und die Flächen zwischen den Gewerbeobjekten für die Landesgartenschau nutzen. Damit wollen wir den Beweis antreten, dass auch Gewerbeflächen dank Begrünung ansprechend sein können“, so Lehmann. Kongressgeschäft soll angekurbelt werden
In Ingolstadt setzt man aber nicht nur auf Gewerbe. Das Kongressgeschäft soll einen Schub erhalten. Darum will man ein Kongresszentrum für zirka 30 Millionen Euro bauen. Es soll auf einer 850 Stellplätze umfassenden Tiefgarage an der Donau entstehen. Über das Kongresszentrum soll dann auch der Städtetourismus gestärkt werden. „Da sind wieder sehr viele Jobs für Frauen drin“, sagt Oberbürgermeister Lehmann.
Damit der Städtetourismus so richtig an Schwung bekommt, hätte man in Ingolstadt gerne das neue Landesmuseum für bayerische Geschichte. Es würde sich gut neben dem Schloss machen und man hätte dann auf 500 Metern mit dem Donaumuseum, dem Museum für Konkrete Kunst und Design und dem Lechnermuseum sogar eine kleine Museumsmeile. Das Outletcenter Ingolstadt Village, das sich schon jetzt nicht über Kundenmangel beklagen kann, böte dann die ideale Abrundung für Städtetouristen, die nach Ingolstadt kommen. „Wir wollen deutlich mehr als 400 000 Übernachtungen pro Jahr“, umreißt Lehmann die Zielgröße für Ingolstadt. In diesem Zusammenhang freut es ihn auch besonders, dass die Deutsche Bahn am Hauptbahnhof, der etwas außerhalb des eigentlichen Stadtzentrums gelegen ist, ein Hotel bauen möchte.
Am Bahnhof selbst wird die Stadt aber auch investieren. So soll das bestehende Pendlerparkhaus erweitert werden und auf der östlichen Seite der Gleise ein neues Parkhaus entstehen. Auf diese Weise will man noch mehr Menschen, die zum Arbeiten täglich nach München oder Nürnberg müssen, zum Umstieg auf das umweltfreundliche Verkehrsmittel Bahn bewegen. Ein Fußgängertunnel unter den Gleisen, für den sich Bahn und Stadt die Kosten aufteilen, soll das neue Parkhaus schnell erschließen.
Aber nicht nur in diesem Bereich investiert Ingolstadt. So wurde vor Kurzem für über 23 Millionen Euro das neue Fernwärmenetz in Betrieb genommen. Die Abwärme einer Raffinerie, die bisher ungenutzt in die Atmosphäre ging, wird jetzt zum Heizen genutzt. „Dieses Projekt haben wir übrigens bereits vor der Fukushima-Katastrophe und der darauf folgenden Energiewende hierzulande beschlossen und projektiert“, betont Lehmann. Die zusätzliche Einsparung an CO2 durch diese Maßnahme liegt bei 35.000 Tonnen pro Jahr.
Und damit es die Ingolstädter so richtig gut haben, will die Stadt demnächst für 12 bis 14 Millionen Euro ein neues Hallenbad bauen. Wenn das nicht Bürgerservice ist. (Ralph Schweinfurth)

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