Wirtschaft

Mittelfrankens IHK-Präsident Dirk von Vopelius nutzt lieber den Flieger nach Berlin. (Foto: Pelke)

16.11.2018

Manager fliegen lieber nach Berlin

Trotz ICE-Schnellfahrstrecke bevorzugen viele Wirtschaftsvertreter aus Nürnberg nach wie vor das Flugzeug

Mit der Bahn nach Berlin oder doch lieber mit dem Flugzeug von Nürnberg in die Hauptstadt? Diese Frage stellt sich auch die fränkische Wirtschaft. „Das Flugzeug ist die beste Wahl, um Berlin schnell und entspannt zu erreichen“, ist der Nürnberger Flughafengeschäftsführer Michael Hupe sicher.

Doch mit der Eröffnung der neuen Bahnstrecke zwischen Nürnberg und Berlin hat die Schiene gegenüber dem Flugzeug aufgeholt. Mit der schnellen ICE-Verbindung benötigen Bahnreisende aus Franken nur noch knapp drei Stunden in die Hauptstadt. Airlines wie „Eurowings“ versuchen ihre traditionelle Pole-position mit noch mehr Flugangeboten zu verteidigen. Um die schnelle Bahn in Schach zu halten, hebt allein diese Fluggesellschaft im neuen Winterflugplan bis zu viermal täglich nach Berlin ab. Die erste „Eurowings“-Maschine startet bereits um kurz nach sieben Uhr in Nürnberg und landet genau 60 Minuten später um 8.10 Uhr auf dem Flughafen Tegel im Herzen der Hauptstadt. So schnell ist die Bahn trotz aller Anstrengungen noch nicht geworden.

Trotzdem schätzen Top-Manager und Dauer-Pendler wie Dieter Kempf die neue Schienenkonkurrenz. Der amtierender Präsident des einflussreichen Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) wohnt in Franken und muss praktisch ständig in der Hauptstadt präsent sein. Für den fränkischen Industrie-Kapitän ist die neue Bahnverbindung zwischen Berlin und Nürnberg mittlerweile eine „vielgenutzte Alternative“ geworden. „Mindestens 50 Prozent meiner Reisen zwischen den beiden Städten mache ich mittlerweile mit der Bahn“, erklärt Dieter Kempf auf Anfrage dieses Medienhauses. „Der Brutto-Zeitbedarf ist nur unwesentlich länger und ich kann auf der Bahnfahrt deutlich besser arbeiten, Reden vorbereiten oder mich ausruhen“, sagt Kempf weiter.

Stressfrei reisen


Professionelle Travel-Manager wie Inge Pirner wissen allerdings, dass die Wahl des Verkehrsmittels nicht nur von den nackten Zahlen wie der Reisedauer und den Fahrtkosten bestimmt wird. „Geschäftsreisende müssen möglichst stressfrei unterwegs sein. Der Preis ist nicht entscheidend“, betont Inge Pirner, die seit fünf Jahren beim Nürnberger Softwareunternehmen „Datev“ für das Reisemanagement der rund 6000 Mitarbeiter verantwortlich ist und sich gleichzeitig im Präsidium des Deutschen Geschäftsreise-Verbands (VDR) engagiert. Wichtiger als beispielsweise die Höhe der Reisekosten seien passende Ankunfts- und Abfahrtszeiten. Die Faustregel dabei lautet: Morgens rechtzeitig beim Termin, abends nicht zu spät bei der Familie. „Wir achten sehr darauf, dass die Kollegen nicht nach 21 Uhr zuhause sind“, versichert Pirner. Mindestens genauso wichtig ist, dass Meetings nicht auf der Strecke bleiben. Die sind schließlich der eigentliche Grund der Reise. Um die vielen Termine an einem Reisearbeitstag einhalten zu können, setzen Business-Traveller noch immer häufig auf den Flieger. Der knappe Zeitvorteil beim Fliegen ist für Dieter Kempf ebenfalls häufig ausschlaggebend. Besonders wenn die Zeit zwischen Nürnberg und Berlin mal wieder drängt. „Die Flugverbindung von Berlin nach Nürnberg am Nachmittag ermöglicht mir an jenen Tagen, an denen meine Berlin-Termine rechtzeitig enden, dass ich am frühen Abend zu Hause sein kann“, erklärt der BDI-Präsident weiter.

Der Zeitfaktor ist für Vielflieger häufig entscheidend, ist sich auch Travel-Managerin Inge Pirner sicher. Für einen Tagestrip nach Berlin würden viele Geschäftsreisende beispielsweise den Frühflieger ab Nürnberg zum Flughafen Tegel nehmen. Pirner verweist darauf, dass der erste ICE-Express erst um zehn Uhr am Hauptstadtbahnhof ankommen würde. Weiter verschieben dürfte sich der geschrumpfte aber immer noch vorhandene Wettbewerbsvorteil des Flugzeugs laut Pirner erst, wenn die Dauerbaustelle Berlin-Brandenburg-Airport irgendwann doch einmal fertig werden sollte. Dann werden die Wege für Vielflieger aus Franken ins Zentrum der Hauptstadt wesentlich weiter und die schnelle Bahnverbindung nach Berlin noch etwas interessanter.

Spätestens bis dahin nutzen fränkische Geschäftsreisende wie Dirk von Vopelius, amtierender Präsident der Industrie- und Handelskammer für Mittelfranken, wohl immer noch vorwiegend den Flieger. „Ich fliege lieber nach Berlin“, gibt von Vopelius nach der Landung am Albrecht-Dürer-Airport unumwunden zu und schwärmt von den kurzen Wegen am fränkischen Tor zur Welt. „Der Nürnberger Flughafen ist sensationell. Ich fühle mich hier immer sofort zuhause. Ich bin ein echter Fan des Dürer-Airports“, sagt von Vopelius und saust mit wenigen Schritten aus dem Flughafen.
(Nikolas Pelke)

Kommentare (1)

  1. Zitrone am 17.11.2018
    Und wie ist's mit dem Umweltbelastung, sehr geehrte Damen und Herren? Dieselfahrverbot?
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