Wirtschaft

Beim Tag des Handwerks in Nürnberg (v.l.): Heinrich Mosler, Präsident der Handwerkskammer für Mittelfranken, Wirtschaftsministerin Ilse Aigner, Heinrich Traublinger, Präsident des Bayerischen Handwerkstags (BHT) und BHT-Hauptgeschäftsführer Lothar Semper. (Foto: Schweinfurth)

25.07.2014

Mit Facebook Nachwuchs rekrutieren

Tag des Handwerks 2014 in Nürnberg stand im Zeichen der sozialen Netzwerken

Nach wie vor dominiert die Meinung „mein Kind muss studieren“ die Meinung vieler Eltern. Darum hat das Handwerk zunehmend Nachwuchssorgen. Denn die Gleichwertigkeit von akademischer und beruflicher Bildung ist in den letzten Jahren von Politik, Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft trotz gegenläufiger öffentlicher Bekundungen zielgerichtet kaputtgemacht worden.
Das wurde besonders beim bayerischen Tag des Handwerks 2014 in Nürnberg deutlich. Deshalb betonte Heinrich Traublinger, Präsident des Bayerischen Handwerkstags (BHT), dass Überzeugungsarbeit für die Nachwuchswerbestrategie im Handwerk ein entscheidender Teil ist. Laut einer Umfrage des Forsa-Instituts im Auftrag des deutschen Handwerks fänden Jugendliche das Handwerk zwar „nett und sympatisch und vielfach auch wichtig“, so Traublinger. Aber bei der bevorzugten Berufwahl kämen Handwerksberufe dann meistens doch nur noch unter „ferner liefen“.
„Genau hier müssen wir ansetzen. Wir müssen die Jugendlichen erreichen, wir müssen verstehen, was die Jugendlichen wollen und wir müssen ihnen dann vermitteln, dass ihnen das Handwerk genau das bieten kann“, unterstrich Traublinger. Neben den Verdienstmögichkeiten seien eben interessante Tätigkeiten, Weiterbildungs- und Aufstiegschancen sowie ein angenehmes Arbeitsumfeld wichtig für die Jugendlichen. „Hier kann das Handwerk punkten“, sagte der BHT-Präsident. Er forderte auch, die Selbstständigkeit wieder stärker als Wertbegriff in der Gesellschaft zu verankern. Denn ein Risiko einzugehen, dazu sei kaum einer mehr bereit.
Auch Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) unterstrich die Gleichwertigkeit von akademischer und beruflicher Bildung: „Darum müssen wir kämpfen.“ Denn es sei lediglich ein psychologisches Moment, dass in den Köpfen der Menschen nur ein Studium etwas zähle.
Um die Jugendlichen anzusprechen, bieten sich laut Aigner gerade die sozialen Netzwerken an: „Mit Hilfe moderner Medien können wir die Attraktivität des Handwerks besser kommunizieren und bekannt machen.“ Dies sei nötig, weil die demografische Entwicklung auch vor dem Handwerk nicht Halt mache. „Für viele Betriebe wird es immer schwieriger Auszubildende zu finden, obwohl das Handwerk beste Berufsaussichten bietet“, so Aigner.
Allerdings müsse man bei der Ansprache von Jugendlichen via Facebook, YouTube, Twitter und anderen Social-Media-Kanäle einiges beachten, betonte Daniel Rehn von der Hamburger achtung! GmbH in seinem Impulsvortrag „Jugendliche im Netz – Wo und wie man sie erreicht“. So empfänden die jungen Menschen die diversen Raps, also die Sprechgesänge, von Unternehmen auf YouTube eher als peinlich und abschreckend. Authentisch sollten sich die Firmen präsentieren. Laut Rehn müsse bei den Jugendlichen der Effekt entstehen, dass sie denken: „Handwerk ist cool, weil meine Freunde es cool finden.“
Auf Facebook zu sein, sei richtig, weil dort die Handwerksbetriebe von den Jugendlichen gefunden werden. Allerdings sei Facebook für sie nicht mehr so im Fokus, seit dort auch die Eltern sind. Junge Menschen brauchen Rehn zufolge Rückzugsräume, um unter sich zu sein. Deshalb sollten die Betriebe jetzt nicht auch noch versuchen, die andern elektronischen Kommunikationskanäle zu besetzen, die die Jugendlichen neben Facebook nutzen.
Dass die Facebook-Präsenz völlig ausreicht, um genügend potenzielle Auszubildende zu gewinnen, bewiesen beim Tag des Handwerks drei fränkische Betriebe. So verfügt das Autohaus Breitschwert aus Ansbach mit seinen Filialen in Feuchtwangen, Heilsbronn und Rothenburg o.d. Tauber über mehr als 13.000 Facebook-Likes und 35 Azubis. Auch die Groha Frisuren GmbH aus Schweinfurt mit zehn Filialen kann sich über mehr als 7000 Facebook-Likes freuen. Groha hat 31 Azubis. Und die ontec automation GmbH aus Naila in Oberfranken sorgt im Netz mit seinem Xtreme Macher-Video für Furore. Der Film zeigt die Entwicklung einer Cocktail-Mixmaschine, die die Azubis von ontec konzipiert, gebaut und in Betrieb genommen haben. Heute steht sie in einer Gaststätte in Selbitz und kann dort bestaunt werden.
Diese drei fränkischen Handwerksbetriebe zeigen also, wie man mit Social Media erfolgreich Nachwuchs rekrutieren kann. (Ralph Schweinfurth)

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