Wirtschaft

04.06.2010

„Molkereiwirtschaft ist ein großes Thema“

Siegfried Schneider erklärt, in welchen Bereichen Südafrika Bedarf an bayerischen Produkten hat

Staatskanzleichef Siegfried Schneider (CSU) reist nächste Woche im Vorfeld des Starts der Fußball-Weltmeisterschaft nach Kapstadt in Südafrika. Dort wird er das „Bayerische Haus“ eröffnen, das während der Weltmeisterschaft den Südafrikanern und Gästen aus aller Welt den Freistaat schmackhaft machen soll. Wir sprachen mit ihm über die Ziele seiner Reise.
BSZ Wieso gibt es zur WM ein „Bayerisches Haus“ in Kapstadt?
SCHNEIDER Aus zwei Gründen: Wir feiern die 15-jährige Partnerschaft zwischen Bayern und der Provinz Westkap und wollen mit dem Bayerischen Haus die Visitenkarte Bayerns im Rahmen der WM präsentieren. Im Bayerischen Haus wird es für zehn Tage Ausstellungen und ein umfangreiches kulturelles, soziales und wirtschaftliches Programm geben. Außerdem stellen wir ein Bierzelt vor dem Artscape Theatre auf, in dem das Bayerische Haus während der WM zu Gast ist. Südafrikaner und internationale Gäste können dort bayerische Spezialitäten kennenlernen und Konzerte von Haindling und den Isargauer Trachtlern sowie den Fußballakrobaten Alfred Reindl erleben. Auf dem Programm stehen aber auch die gesamte Partnerschaft Bayern-Westkap sowie südafrikanische Künstler, so dass es zu einer echten kulturellen Begegnung und einem Miteinander von Bayern und Südafrika kommen wird.
BSZ Welche Schwerpunkte haben Sie denn bei ihrem jetzigen Südafrikabesuch?
SCHNEIDER Zum Beispiel das Thema Landwirtschaft. Stichwort Marketing und Absatzförderung: Das Bayerische Haus wird auch Plattform sein, um für bayerische Produkte zu werben. Molkereiwirtschaft ist in Südafrika ein großes Thema, es besteht Bedarf an modernen Milchindustrieanlagen. Bisher wird beispielsweise die Molke in Südafrika noch regelmäßig weggekippt, anstatt sie weiterzuverarbeiten und zu veredeln. Auch die Themen Tierhaltung und Fleischproduktion stehen auf dem Programm.
BSZ Wie wichtig ist denn der südafrikanische Markt für bayerische Unternehmen?
SCHNEIDER Sehr wichtig, da man von Südafrika aus den gesamten Kontinent gut erschließen kann. Der bayerische Repräsentant unterstützt von Johannesburg aus unsere Unternehmen bei der Erschließung des Marktes. In Südafrika sind die wirtschaftlichen und politischen Strukturen gut, das heißt es gibt Rechtssicherheit und die Kammern arbeiten zuverlässig. Südafrika erwirtschaftet etwa 20 Prozent der gesamten Wirtschaftsleistung Schwarzafrikas.
BSZ Braucht denn Südafrika außer landwirtschaftlichen Produkten noch andere Erzeugnisse aus Bayern?
SCHNEIDER Unsere Wirtschaft hat riesige Chancen. Unser Partner Westkap und Westkaps Premierministerin Helen Zille wollen eine umfassende wirtschaftliche und wissenschaftliche Zusammenarbeit. Es geht zum Beispiel um Knowhow und Lösungen im Bereich erneuerbarer Energien und Städteplanung. Solar-, Wind- und Wellenenergie sind Bedarfsfelder ebenso wie Abwassersysteme. Ich habe bei meinem letzten Südafrikaaufenthalt das Township Khayelitsha mit rund einer Million Einwohner besucht. Dort entstehen Strukturen aus sich selbst mit einer ungeheuren Wachstumsdynamik. Bayern hilft hier bei der Entwicklung und Unterstützung gesellschaftlicher Strukturen. So haben wir dort etwa das Multi Purpose Center, eine soziale Gemeinschaftseinrichtung, mitfinanziert.
BSZ Gibt es noch einen Wirtschaftsbereich, in dem bayerische Firmen in Südafrika punkten können?
SCHNEIDER Ja, die Filmindustrie. Im Rahmen des Bayerischen Hauses findet auch eine Bayerische Filmwoche statt. Dort werden ausgewählte deutsche Filme rund um die Themen Fußball und Afrika präsentiert. Zudem gibt es eine Kinderfilmreihe für das junge Publikum und natürlich berühmte Filmproduktionen aus Bayern. Wir wollen vermehrt Koproduktionen anstoßen, so dass Südafrikaner auch nach Bayern kommen, um hier Filme zu drehen. Bisher ist das ja eher umgekehrt der Fall.
BSZ Und neben der Filmindustrie?
SCHNEIDER Der Erfahrungsaustausch beim Thema berufliche Bildung, den wir seit Jahren erfolgreich zum Beispiel mit China praktizieren, soll auch verstärkt in Südafrika ankommen. So gibt es etwa bei BMW in Südafrika eine vorbildliche Ausbildung nach deutschem Muster. Das ist auch nötig, denn BMW muss in seinem südafrikanischen Werk die gleiche Qualität sicherstellen wie mit seinen Werken in Deutschland, was auch meisterlich gelingt. So produziert BMW beispielsweise sämtliche 3er BMWs für den asiatischen und insbesondere den anspruchsvollen japanischen Markt in Südafrika. Das zeigt, wie wichtig gute Ausbildung für den Fachkräftenachwuchs ist. Hier kann Bayern viel beisteuern. (Interview: Ralph Schweinfurth)

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