Wirtschaft

Wirtschaftsminister Martin Zeil mit Claudia Eckert (links) und Marion Horstmann bei der Präsentation des Konzepts von „Digital Bavaria“. (Foto: STMWIVT)

25.01.2013

Motor für mehr Wertschöpfung und Arbeitsplätze

Wirtschaftsminister Martin Zeil stellt das Zukunftskonzept „Digital Bavaria“ vor

Für eine neue Dimension bayerischer Wirtschaftspolitik will Bayerns Wirtschaftsminister Martin Zeil (FDP) mit „Digital Bavaria“ sorgen. Deshalb ist dieses Konzept auch ein wichtiger Kern für seine wirtschaftspolitische Agenda in der neuen Legislaturperiode. Digitalisierung führt laut Zeil zu fundamentalen Umbrüchen in Wirtschaft und Gesellschaft und sorgt für einen Automatisierungsschub sowie einen Quantensprung in der Informationsverarbeitung. Gleichzeitig bedeute digitale Wirtschaft mehr Effizienz und Flexibilität, höhere Produktivität und damit auch höhere Löhne.
Ziel von „Digital Bavaria“ ist es, die internationale Wettbewerbsfähigkeit bayerischer Unternehmen zu stärken und einen Vorsprung im weltweiten Innovationswettlauf zu ermöglichen. Darüber hinaus soll die Digitalisierung aber auch als Motor für mehr Wertschöpfung, Wohlstand und Arbeitsplätze genutzt werden. Sieben Handlungsfelder
Die Voraussetzung für Bayerns Weg in die digitale Wirtschaft könnten laut Zeil nicht besser sein. Denn der Freistaat verfüge über topqualifizierte Fachkräfte und die Forschungseinrichtungen sowie Hochschulen würden beim Thema digitale Wirtschaft in der Champions-League spielen. Aufgabe der Politik sei es nun, mit den richtigen Signalen, mit Investitionen in Infrastruktur und Forschung das Feld dafür zu bereiten. Dazu habe man „Digital Bavaria“ entwickelt.
Das Konzept identifiziert sieben Handlungsfelder und befeuert diese in zwölf Leuchtturmprojekten. Sie umfassen Aspekte der IT-Sicherheit, ebenso wie vernetzte Mobilität, etwa automobilübergreifende Kommunikation. Hinzu kommen die Digitalisierung von Produktion und Entwicklung, Embedded Systems, Kooperationsprojekte zwischen Wissenschaft und Wirtschaft sowie die digitale Gesundheitswirtschaft. Zudem sind Maßnahmen zur Verbreitung digitaler Technologien in Handel, Tourismus und Handwerk vorgesehen sowie die Förderung von Unternehmensgründungen und gezielten Ansiedlungen in der Digitalwirtschaft.
„Für unsere zwölf Leuchtturmprojekte wollen wir in den nächsten fünf Jahren 250 Millionen Euro in die Hand nehmen. Damit lösen wir Investitionen in Höhe von 500 Millionen Euro aus und werfen den Innovationsmotor Digitalisierung dauerhaft an. Zusammen mit unserem Breitband-Förderprogramm mobilisieren wir sogar 1,5 Milliarden Euro für unsere Zukunft“, betonte der Minister. Gleichzietig ergänzte er: „Bayern muss für die globale digitale Wirtschaft als Standort international sichtbarer werden. Rückgrat des Ganzen ist die Erschließung aller Regionen des Freistaats mit zukunftsfähiger Breitbandanbindung, für die mit dem neuen milliardenschweren Förderprogramm die Weichen gestellt wurden.“
Für die Bedeutung der Initiative in Wissenschaft und unternehmerischer Praxis standen die Leiterin der Fraunhofer Einrichtung für Angewandte und Integrierte Sicherheit (AISEC) in Garching, Claudia Eckert, und die Chefstrategin des Industriesektors der Siemens AG, Marion Horstmann, Pate. Letztere wies darauf hin, dass die Stärke von Siemens darin liegt, branchenspezifische Software zu entwickeln und diese mit dem Portfolio eines Industrie- und Infrastrukturunternehmens zu verknüpfen.
Im Endeffekt geht es darum, so Marion Horstmann, die Digitalisierung der Produktion so voranzutreiben, dass produzierende Unternehmen noch schneller, effizienter und damit wettbewerbsfähiger werden. In diesem Zusammenhang betonte sie aber auch, dass kleine und mittlere Unternehmen ebenfalls in die Entwicklung mit eingebunden werden müssen, damit das Thema „Digitalisierung der Produktion“ wirklich in die Breite getragen werden kann.
Der Mittelstand müsse Zugang zu der Technologie haben, um die Produktivität nutzen zu können und die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern. Denn diese Betriebe hätten häufig nicht die Möglichkeit wie große Unternehmen mit eigenen IT-Abteilungen Technologien einzuführen.
„Mit unserer Kombination aus Product Lifecycle Management (PLM)-Software und Produktionstechnik können unsere Kunden die Markteinführungszeit eines neuen Produkts um 50 Prozent und mehr reduzieren. Gleichzeitig werden Ressourcen und Energiekosten eingespart und die Qualität der produzierten Produkte deutlich verbessert“; so Horstmann. Bayern habe dabei mit der konsequenten Entwicklung und Vermarktung von „Industrie 4.0“ als Leitmarkt eine große Chance.
Für Claudia Eckert sind nicht nur die Chancen und Potenziale der Digitalisierung eindrucksvoll, leider seien auch die Schattenseiten gewaltig – Stichworte: fortschreitende Miniaturisierung mit unter anderem einer Vielzahl eingebetteter Software; die hochgradige Vernetzung und das mobile Internet, aber auch Cloud-Computing. Die Technologie-Entwicklungen stellen die Sicherheitsindustrie laut Eckert vor gewaltige Aufgaben. „Die Lösungen, die die klassische IT-Sicherheit bietet, sind für die digitalisierte Wirtschaft von morgen nicht mehr ausreichend.“
Die Förderung der Cyber-Sicherheit als Teil der Digitalisierungsstrategie sei deshalb ein wichtiger Schritt für die Zukunft der bayerischen Wirtschaft und ihrer Position auf dem Weltmarkt. Nur so könne sie ihren Innovations- und Wettbewerbsvorsprung aufrechterhalten.
Die Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion für Belange des ländlichen Raums, Annette Karl, hält die Ankündigungen des Wirtschaftsministers für eine Digitalisierung Bayerns momentan für eine nicht realistische Zukunftsmusik. Zeil stelle bereits Monate vor Ende der Legislaturperiode eine Agenda für Projekte in der nächsten Legislaturperiode vor – in der gemäß aktueller Umfragen seine Partei nicht mal mehr im Parlament vertreten ist. Für die Kommunen ein Bürokratiemonster
Die Ideen des Ministers für eine digitale Zukunft seien ein nett anzusehendes Wolkenschlösschen, aber mehr auch nicht, betont die SPD-Breitbandexpertin. „Solange die Breitbandversorgung in Bayern noch so schlecht ist, kann Zeil die gezielte Ansiedlung von High-Tech-Unternehmen im ländlichen Raum getrost vergessen.“ Zwar seien für den Breitbandausbau Gelder in die Hand genommen worden. „Aber das Procedere, das die Kommunen dafür durchlaufen müssen, ist ein Bürokratiemonster. Die Folge: Die Kommunen bleiben ohne Ausbau der digitalen Infrastruktur.“
Selbst wenn eine im Herbst gewählte neue Regierung die Pläne des jetzigen Wirtschaftsministers berücksichtigen wollte – ohne einen vorher erfolgten Breitbandausbau sei da nichts zu machen, betont Karl. Zeil sollte keine Pläne für die nächsten Jahre machen. Er habe jetzt die Gelegenheit, die Digitalisierung in Bayern voranzubringen – mit einem unbürokratischen Förderprogramm, das den Kommunen endlich das 21. Jahrhundert näher bringt.
(Friedrich H. Hettler)

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