Wirtschaft

Die Grafik zeigt die Engpässe im Sommerflugplan 2012. (Grafik: FMG)

27.04.2012

München braucht die dritte Startbahn

Flughafenchef ist überzeugt, dass der internationale Luftverkehr weiter zunehmen wird

Die dritte Startbahn ist ein wichtiges Signal, das von München und Bayern an die Welt ausgeht, um zu zeigen, wie zukunftsfähig dieses Land ist“, sagt Münchens Flughafenchef Michael Kerkloh zur Staatszeitung. Er und sein Team sind fest davon überzeugt, dass der internationale Luftverkehr weiter zunehmen wird. „Die Menschen sind sehr kontaktfreudig.“ Laut Kerkloh wollen sie sich trotz Internet, E-Mail, Facebook und anderen elektronischen Kommunikationsmöglichkeiten weiterhin persönlich treffen. „Und der weltweite Vernetzungsgrad unter dem Menschen steigt an. Unsere Kinder haben heute Freunde in allen möglichen Ländern, die sie auch besuchen wollen.“
Doch nicht nur die Reisetätigkeit der Jungen ist für die Flughafen München GmbH ein deutliches Zeichen, dass die Flugbewegungen am Airport im Erdinger Moos künftig weiter ansteigen werden. „Die Forschung ist weltweit organisiert, die Arbeitsteilung in der Wirtschaft ist international und der kulturelle Austausch geht ebenfalls rund um den Globus. Und Deutschland ist nicht nur Exportweltmeister in Europa, sondern das Land mit dem höchsten internationalen Vernetzungsgrad“, erläutert der Flughafenchef.
Weil bereits heute die mit 90 Flugbewegungen in der Stunde die maximale Kapazitätsgrenze des Münchner Flughafens erreicht ist, muss Kerkloh zufolge die umstrittene dritte Startbahn gebaut werden. „Wir brauchen sie schon heute, um die bereits bestehenden Engpässe zu überwinden. Noch nötiger aber wird sie morgen und übermorgen sein.“ Wenn jetzt nicht die Entscheidung pro dritter Bahn getroffen werde, könne es in Zukunft am Münchner Flughafen und damit in der bayerischen Wirtschaft kein weiteres Wachstum geben. Kerkloh verweist auch darauf, dass viele Menschen in Bayern vom Tourismus leben. Gerade die neuen Gäste aus den arabischen Staaten, aus Russland und Asien würden für einen weiteren Anstieg der Besucherzahlen sorgen. Doch diese Gäste kommen alle mit dem Flugzeug in München an.
Das jetzige Zweibahnsystem des Münchner Flughafens ist aber am Anschlag, so Kerkloh. „Der Flughafen der brasilianischen Hauptstadt Brasilia zum Beispiel hat auch so ein Zweibahnsystem wie der Münchner Flughafen. Dort werden aber nur 36 Flugbewegungen pro Stunde abgewickelt. Bei uns sind es 90. Mehr geht nicht.“ Kerkloh verweist auch auf den größten deutschen Flughafen in Frankfurt am Main. „Wir liegen vom Flugverkehrsaufkommen her nur 15 Prozent unter Frankfurt. Dort wurde aber vor Kurzem die vierte Bahn eröffnet, um das alles noch managen zu können“, betont Kerkloh. Der Flughafen München sei inzwischen die Nummer sechs in Europa. Und darum müsse die dritte Startbahn gebaut werden.
„Wir machen das ja nicht zum Spaß. Denn uns hier am Flughafen ist allen klar, dass der Baubeschluss hier in der unmittelbaren Nachbarschaft erhebliche Befürchtungen auslöst.“ so der Flughafenchef. Deshalb ist es ihm ein besonderes Anliegen, die negativen Begleiterscheinungen für die Anwohner so gering wie möglich zu halten. Im unmittelbar betroffenen Attaching sind laut Kerkloh etwa 100 Anwesen in der Zone gelegen, in der die Grundeigentümer einen Übernahmeanspruch geltend machen können. Das bedeutet, dass die FMG die Anwesen zu einem fairen Preis übernehmen muss, wenn dies vom Anwohner gewünscht wird. „Das finanzieren wir und wir werden auch mit dieser Zahl kulant umgehen, sodass es nicht zu so paradoxen Situationen kommt, dass die eine Straßenseite Anspruch auf Umsiedlung hat und die andere nicht.“
Auch die Finanzierung des Projektes sei gesichert. Kerkloh betont, dass durch die 1,2 Milliarden Euro Baukosten die Verbindung an 200 Städtepaare verbessert wird. Die 3,7 Milliarden Euro für die ICE-Strecke zwischen München und Nürnberg, die übrigens aus dem Steuersäckel kommen, haben lediglich die Verbindung zwischen einem Städtepaar verbessert.
Vor diesem Hintergrund ist es laut Kerkloh besonders wichtig, dass am 17. Juni 2012 möglichst viele Münchner zur Wahl gehen. Denn der Bürgerentscheid für die dritte Bahn könne nur positiv ausgehen, wenn alle, die dafür sind, auch wirklich zur Abstimmung gehen. „Es reicht ja schon, an der Briefwahl teilzunehmen“, verdeutlicht der Flughafenchef.
Im Falle einer Ablehnung der dritten Startbahn durch die Münchner Bürger, könnte die Bahn möglicherweise zu einem späteren Zeitpunkt zwar trotzdem gebaut werden, doch werde dann alles viel schwieriger. Denn Bund und Freistaat müssten dann diese Entscheidung und damit auch die Kosten allein tragen.
(Ralph Schweinfurth)

Kommentare (1)

  1. Sigmar v. W. am 27.04.2012
    Hat die Redaktion bei diesem Artikel möglicherweise den Begriff "Anzeige" vergessen? Ich habe zwar von der BSZ keine kritische Auseinandersetzung bezüglich der dritten Startbahn erwartet, aber ein Artikel ausschließlich mit Flughafenchef Michael Kerkloh überrascht mich doch sehr. Haben Sie die Diskussionen um das Für und Wider der letzten Monate, tausende Unterschriften und das Ringen in der Politik schlichtweg nicht mitgekommen oder warum findet sich kein kritisches Wort in dem gesamten Text?
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