Wirtschaft

Michael Fraas weist darauf hin, dass der Region pro Jahr etwa 40 Millionen Euro an Umsatz entgehen, weil es in Nürnberg immer noch kein Kongresszentrum für Veranstaltungen zwischen 500 und 1000 Teilnehmer gibt. (Foto: Stadt Nürnberg)

06.02.2015

Neues Kongresszentrum brächte kräftiges Umsatzplus

Nürnbergs Wirtschaftsreferent setzt auf die Ansiedlung eines Tagungsgebäudes am Flughafen der Frankenmetropole

Nürnberg ist ein boomender Wirtschaftsstandort. Vor allem das Messe- und Kongressgeschäft hat sich in den letzten Jahren enorm entwickelt. Doch aus diesem Segment könnte man noch mehr herausholen. Dazu bräuchte die Frankenmetropole aber ein weiteres Kongresszentrum für Veranstaltungen zwischen 500 und 1000 Teilnehmer. „Weil wir so ein Zentrum nicht haben, gehen der Region pro Jahr etwa 40 Millionen Euro an Umsatz durch die Lappen“, sagt Nürnbergs Wirtschaftsreferent Michael Fraas (CSU) der Staatszeitung. Er setzt sich massiv dafür ein, dass so ein Kongresszentrum gebaut wird. Einen Standort dafür hat er schon: „Direkt am Nürnberger Flughafen. Der Grund dafür gehört dem Flughafen und steht als Bauland sofort zu Verfügung.“ Betreiben würde es die NürnbergMesse mit ihrer ausgesprochenen Expertise in diesem Bereich. Aber es fehlt bisher der Investor für den Neubau. Fraas zufolge müsste es ein hochwertiges Gebäude sein, das genügend Platz für variable Tagungsräume und begleitende Ausstellungsflächen bietet. „Wenn wir in den nächsten fünf Jahren dieses Zentrum realisieren könnten, wäre es gut“, richtet der Wirtschaftsreferent seinen Wunsch an Stadt und Freistaat, die sowohl beim Flughafen als auch bei der Messe Gesellschafter sind.
Gerade der Airport mit seiner Schuldenlast könnte laut Fraas von diesem Kongresszentrum profitieren. Denn das operative Ergebnis des Flughafens sei positiv. „Hauptsächlich die Kapitalkosten für die diversen Baumaßnahmen früherer Jahre drücken das Bilanzergebnis des Flughafens in die roten Zahlen. Daher haben sich die Gesellschafter letztes Jahr auf eine Teilentschuldung geeinigt“, so der Wirtschaftsreferent. Durch ein Kongresszentrum könnte mehr Publikumsverkehr und damit mehr Geschäft generiert werden.
Potenzial hat Nürnberg aber nicht nur bei Kongressen, Messen und Fluggastzahlen. Auch in Sachen Gewerbeansiedlung könne die Frankenmetropole noch einiges stemmen. Derzeit lässt Fraas ein Gutachten erstellen, wie viel des 190 Hektar umfassenden Flächenreservoirs der Stadt entwickelt werden soll und wie. „Denn nur etwa 20 Hektar von den 190 Hektar stehen zeitnah für Ansiedlungen zur Verfügung“, so Fraas. Unternehmen würden sich aber in relativ kurzer Zeit ansiedeln wollen. Das Gewerbeflächenentwicklungsprogramm der Stadt, das wissenschaftlich begleitet wird, soll helfen, an den richtigen Stellen für die erfolgversprechendsten Brachen Baurecht und Erschließung zu schaffen. „Hierbei kommt es darauf an, das Angebot mit der zu erwartenden Nachfrage in Einklang zu bringen“, so Fraas.

Veredelungslogistik ist gefragt


Bürostandorte, Flächen für produzierendes Gewerbe und Flächen für Logistik müssen ausgewiesen werden. Vor allem beim Thema Logistik, das immer kritisiert wird, weil es viel Fläche benötige und nur wenig Arbeitsplätze biete, könne man laut Fraas durchaus noch punkten. „Denn es gibt unterschiedliche Logistik. Uns ist an der Veredelungslogistik gelegen, die just-in-time Unternehmen mit der jeweils benötigten Ware beliefert. Das ist arbeitsplatzintensivere Logistik als reine Lagerhaltung“, erläutert der Wirtschaftsreferent.
Logistik biete auch den vielen Langzeitarbeitslosen eine Chance. Denn sowohl Produktion als auch Dienstleistung werden immer wissensintensiver. Damit hätten geringer Qualifizierte kaum mehr Aussicht auf einen Arbeitsplatz.
Das ist aber ein Problem für Nürnberg. Denn auch die Frankenmetropole ist längst ein moderner Industrie- und Dienstleistungsstandort. Die vom Strukturwandel übrig gebliebenen Langzeitarbeitslosen müssten aber eine Perspektive erhalten. Und diese sieht Fraas gerade auch in der Logistik.
Beim Thema Wissenschaft hat der Wirtschaftsreferent weniger Schwierigkeiten. Der Energiecampus, der sich auf dem ehemaligen AEG-Gelände etabliert hat, werde zunehmend von anderen Städten kopiert. Darum sei es gut, dass große Teile der technischen Fakultät der Universität Erlangen-Nürnberg mit rund 5000 Studierenden stufenweise dort einziehen werden. Das ehemalige AEG-Gelände werde auf diese Weise zu einem Technologiecluster in der Region. Zu den Studierenden kommen dann laut Fraas noch etwa 800 Universitätsmitarbeiter, so dass der Nürnberger Westen eine echte Wiederbelebung nach Jahren der Stagnation erfahre. Dies strahle laut Fraas auch auf das ganze Quartier aus und ermögliche das Ansiedeln von Startup-Unternehmen, die meist als Ausgründungen von Studierenden der Uni etabliert werden. Ein erstes Gründerzentrum sei kurz vor Weihnachten 2014 „Auf AEG“ eingeweiht worden.
Aber damit nicht genug. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite befindet sich das ehemalige Quelle-Areal. Dort plant der portugiesische Konzern Sonae Sierra ein Einkaufzentrum. „Die Stadt hat die Verkaufsfläche auf 18.851 Quadratmeter begrenzt. Denn wir wollen nicht die Mega-Shopping-Mall, die den Einzelhandel in der Innenstadt kaputtmacht, sondern einen Nutzungsmix zum Beispiel aus Wohnen, Büros und Einkaufen“, so Fraas. Die Stadt wartet auf ein entsprechendes Gesamtkonzept von Sonae Sierra für das ehemalige Quelle-Versandzentrum, das mit 250.000 Quadratmeter Geschossfläche nach dem aufgegebenen Flughafen Tempelhof in Berlin Deutschlands zweitgrößtes Konversionsgebäude ist.
Da Nürnberg auch in den kommenden Jahren Einwohner hinzugewinnen wird, ist es Fraas zufolge notwendig, auf dem Areal Wohnraum zu schaffen. Nicht nur für Studenten, sondern für möglichst alle Bevölkerungsschichten. Die Stadt geht davon aus, dass zu den aktuell 516 000 Einwohnern in den kommenden Jahren 5000 neue Einwohner hinzukommen. Dann hätte die Frankenmetropole im Jahr 2025 über 520.000 Einwohner. (Ralph Schweinfurth)

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