Wirtschaft

Der Allgäu Airport ist neben München und Nürnberg Bayerns dritter offizieller Verkehrsflughafen. Er ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für das gesamte Allgäu. (Foto: Allgäu Airport)

18.06.2010

Platz schaffen für florierende Unternehmen

Das Unterallgäuer Wirtschaftszentrum Memmingen ist in den vergangenen Jahren kräftig gewachsen

Memmingen hat in den letzten sechs Jahren eine rasante wirtschaftliche Entwicklung hingelegt. Zwischen 2500 und 3000 neue Arbeitsplätze sind laut Oberbürgermeister Ivo Holzinger (SPD) hinzugekommen. Somit gibt es jetzt für die 41.000 Einwohner rund 26.500 sozialversicherungs- pflichtige Arbeitsplätze.
„In den Bereichen Maschinenbau, Elektrotechnik, Elektronik und Chemie haben die Unternehmen in den vergangenen Jahren kräftig expandiert“, erläutert Oberbürgermeister Holzinger die Lage in der schwäbischen Stadt. Bestandspflege und ausreichend Möglichkeiten zur Firmenerweiterung waren die Erfolgsrezepte seitens der Kommunalverwaltung, um den Zuwachs in den Unternehmen zu ermöglichen. „Nach Augsburg haben wir hier in Memmingen das zweitgrößte zusammenhängende Industriegebiet im Regierungsbezirk Schwaben“, sagt Holzinger. Fast 350 Hektar sind bereits bebaut und bis zu 600 Hektar könnten bebaut werden. Ein sehr wichtiger Faktor für das Florieren der Wirtschaft in Memmingen ist der Allgäu Airport im Nachbarort Memmingerberg, der mit Memmingen zusammengewachsen ist. Durch die aktuelle weltweite Wirtschaftskrise seien zwar Flüge nach Hamburg und Köln weggefallen, doch die irische Fluggesellschaft Ryanair bietet nicht nur Flüge nach Großbritannien und Skandinavien, sondern auch nach Bremen. Zweimal täglich kann man von Memmingen aus auch nach Berlin fliegen.
Verkehrsgünstig ist Memmingen seit einiger Zeit jetzt auch durch die durchgehenden Autobahnen A7 (Flensburg-Füssen) und A 96 (München-Lindau). „Wenn es gut läuft, ist man von Memmingen aus in 45 Minuten am Mittleren Ring in München“, verdeutlicht Holzinger. Wenn wie versprochen bis 2015 auch noch die Bahnlinie München-Memmingen-Lindau elektrifiziert wird, reduziert sich die Fahrzeit in die bayerische Landeshauptstadt von derzeit einer Stunde und 15 Minuten auf eine Stunde. „Dann können die Schweizer ihre Hochgeschwindigkeitszüge von Zürich direkt bis München fahren lassen, was deren Ziel ist“, so der Memminger Oberbürgermeister.
Für die kommenden Jahre möchte Holzinger, der sich Anfang Juli zur Wiederwahl stellt, die gute mittelständische Struktur in Industrie und Gewerbe erhalten. 10.500 Beschäftigte im produzierenden Bereich seien eine Besonderheit. So fertigt in Memmingen zum Beispiel die Berger GmbH & Co. KG als Automobilzulieferer Präzisionsdrehteile mit rund 700 Mitarbeitern. Berger verfügt über eine in Europa einmalige Härtereianlage.
Die Firma Magnet-Schulz GmbH & Co. KG, eine Spezialfabrik für elektromagnetische Apparate mit weltweiter Bedeutung, zeichnet sich als größter Arbeitgeber Memmingens durch kontinuierliche Umsatzsteigerung und Personalzuwachs aus.
Durch das Verkehrsdrehkreuz Memmingen am Schnittpunkt der beiden Autobahnen haben sich zahlreiche Speditionen und Auslieferungslager angesiedelt. Die in der Nachbarstadt Kempten beheimatete Spedition Dachser betreibt in Memmingen ihre größte Niederlassung Deutschlands, das Logistikzentrum Allgäu mit rund 600 Mitarbeitern.
Weitere bekannte Unternehmen in Memmingen sind der Münchner Elektronikkonzern Rohde & Schwarz, Pfeifer Seil- und Hebetechnik, die Spezialspedition Goldhofer mit ihrer Kompetenz für große Nutzlasten bis 10.000 Tonnen, die Baumaschinengruppe Stetter, die Leeb Folien GmbH & Co. KG als Hersteller hochwertiger, flexibler Verpackungen, die Gardner Denver Thomas GmbH, ein Spezialist für ölfreie Pumpentechnologie, sowie Hans Kolb Wellpappe, einer der führenden Mittelständler der deutschen Verpackungsindustrie.
„Hochwertige Investitionsgüter muss man selber fertigen. Das ist der Vorteil des Wirtschaftsstandortes Deutschland“, erklärt Holzinger. Dank des dualen Ausbildungssystems würden Mitarbeiter herangebildet, die gesichert und kontinuierlich Qualität produzieren könnten. Das sei ein enormer Standortvorteil Deutschlands im globalen Konkurrenzkampf.
Insgesamt erwirtschaften die Memminger Unternehmen pro Jahr mehr als eine Milliarde Euro Umsatz. Selbst jetzt in der Wirtschaftskrise hat die Stadt, die sich als Partner der örtlichen Wirtschaft versteht, den seit 1972 gleichbleibenden Gewerbesteuerhebesatz von 330 Prozent nicht erhöht. „Wir haben den Unternehmen im Gegenzug das Versprechen abgerungen, trotz Krise die Stammbelegschaften nicht zu reduzieren“, so der Oberbürgermeister. 2009 brachen die Gewerbesteuereinnahmen um 40 Prozent ein. Doch Memmingen ist nicht nur ein bedeutender Wirtschaftsstandort. Die schwäbische Stadt dient auch als Einkaufsstadt für rund 250.000 Einwohner, die auch aus dem angrenzenden Baden-Württemberg kommen. Deshalb sei man sehr froh, dass Karstadt bleibt, sofern ein Investor für den deutschen Warenhauskonzern gefunden wird.
Damit Memmingen weiterhin attraktiv bleibt, wird derzeit das Theater in einem PPP-Projekt für 12 Millionen Euro saniert. Sofern es die kommunalen Finanzen hergeben, soll in den nächsten Jahren das Bahnhofsviertel saniert und zu einem Wohn- und Dienstleistungszentrum umgebaut werden. (Ralph Schweinfurth)

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