Wirtschaft

Um die Errichtung neuer Mobilfunkmasten gibt es immer wieder Streit. Darum setzt man im bayerischen Wirtschaftsministerium darauf, dass möglichst viele Netzbetreiber einen Mast gemeinsam nutzen. (Foto: DFMG)

13.01.2023

Schnellerer Netzausbau nötig

Studie zur digitalen Infrastruktur in Bayern

Der Trend zur steigenden Datennutzung wird sich fortsetzen, gerade im Bereich industrieller Anwendungen“, verdeutlichte Valentina Daiber, Vorständin (Chief Officer für Legal and Corporate Affairs) der Telefónica Deutschland Holding AG aus München, beim Kongress „Digitale Infrastruktur für Bayern“. Diesen veranstaltete die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) diesen Mittwoch im Haus der Bayerischen Wirtschaft in München.

Wegen des immer weiter fortschreitenden Personalmangels sind laut Daiber Automatisierung und Robotik die nötigen Antworten. 5G-Roboter und 5G-Gabelstapler könnten Ausfallzeiten in Logistik vermeiden. Doch dafür müssen die Datennetze ausgebaut werden. Das kostet Geld.

Darum plädiert Daiber für einen gesicherten Zugang zu den Mobilfunkfrequenzen: „Alle, die 2025 auslaufen sollten bis 2033 verlängert werden, damit die Betreiber ins Netz investieren können.“ Die Finanzmittel sollten nicht für die Ersteigerung der Lizenzen draufgehen. Allein die letzte Versteigerungsrunde von 65 Milliarden Euro für Mobilfunklizenzen hätte besser in den Ausbau investiert werden sollen. „Es ist aus meiner Sicht Nonsense, die Einnahmen aus den Versteigerungen in Förderprogramme zu stecken“, so Daiber. Man könnte es den Netzbetreibern lassen und sie zum Ausbau verpflichten.

Schneller genehmigen

Der geht aber auch nicht so leicht. Denn allein für die Errichtung eines Funkmasts können bis zu vier Jahre vergehen. „Dabei sind schnellere Genehmigungsverfahren durchaus möglich wie man an den Flüssiggasterminals in Nord- und Ostsee sieht“, so Daiber. Die Genehmigungsfreiheit so eines Mobilfunkmasts von zehn auf 15 Meter innerorts und von 15 auf 20 Meter außerorts zu erhöhen, brächte schon Erleichterung. Daiber appellierte auch an die Unternehmer*innen, Dächer oder Land an Telefónica zu vermieten, damit dort Mobilfunksender errichtet werden können.

Der Bürgermeister von Weiler-Simmerberg (Landkreis Lindau), Tobias Paintner (CSU), schlug vor, vermehrt Satelliten für die Mobilfunkkommunikation zu nutzen. Dann hätte man keine Diskussionen mit den Menschen, die zwar mobile Kommunikation nutzen wollen, aber keine Masten in ihrer unmittelbaren Umgebung haben wollen.

Da dies wohl noch Zukunftsmusik ist, setzt Wolfgang Bauer, Leiter der Abteilung Digitalisierung, Breitband und Vermessung im bayerischen Finanz- und Heimatministerium, auf den technischen Fortschritt. Für 5G, 6G und die weiteren Mobilfunkstandards seien kleinere Antennen nötig. Diese würden dann nicht so auffallen und vielleicht mehr akzeptiert.

Zähe Überzeugungsarbeit

Sabine Jarothe, die Amtschefin des bayerischen Wirtschaftsministeriums, setzt dagegen auf Überzeugungsarbeit, auch wenn diese zäh ist. Sie kann sich aber lohnen, wie ein Beispiel von Stephanie Spinner-König, Aufsichtsratsvorsitzende des Münchner Hochfrequenztechnologieausrüsters Spinner GmbH, veranschaulicht: „In Feldkirchen-Westerham, wo wir eins unserer Werke haben, hat ein Gastronom den Widerstand gegen einen Mobilfunkmast organisiert. Als er gemerkt hat, dass seine Kundschaft aber Mobilfunkabdeckung nachfragt, hat er bei uns angefragt, ob wir ihm nicht mit einer technischen Lösung helfen können.“ Spinner-König brachte auch Mobilfunk via Broadcast ins Spiel. Denn im Rahmen der Nutzung von Internet-TV werde von den Menschen WLAN-Strahlung akzeptiert.

Insgesamt hat sich der Versorgungsgrad der digitalen Infrastruktur sowohl bei Breitbandanschlüssen als auch bei der mobilen Datenübertragung in Bayern im vergangenen Jahr weiter deutlich verbessert. Gleichzeitig steigt der Bedarf der Unternehmen nach leistungsfähigen Netzen an. Das ist das Ergebnis zweier aktueller Studien der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw), die am Mittwoch im Rahmen des vbw-Kongresses „Digitale Infrastruktur für Bayern“ vorgestellt wurden.

„Bayerns Wirtschaft benötigt höchstleistungsfähige digitale Netze. Dabei geht es nicht nur um Homeoffice und Videokonferenzen, was für die Betriebe mittlerweile eine Selbstverständlichkeit ist. Die Ansprüche an die Netze steigen weiter, weil die Unternehmen immer stärker auf bandbreitenintensive Big Data- und Cloud-Anwendungen, Fernwartung und die Weiterentwicklung der Industrie 4.0 setzen. Deshalb ist es richtig, dass der Freistaat bis zum Jahr 2025 eine flächendeckende Versorgung mit Glasfaser und 5G-Mobilfunk anstrebt“, machte vbw-Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt deutlich.

Ausbau kommt voran

Laut der Studie „Breitbandbedarf der bayerischen Unternehmen 2022“ sind die vertraglich vereinbarten Bandbreiten der Unternehmen im Vergleich zum Vorjahr deutlich gestiegen. Nach wie vor liegen größere und große Unternehmen vorne: 73 Prozent der Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitenden nutzen Bandbreiten von über 500 Mbit/s. Allerdings ziehen auch kleinere Unternehmen deutlich nach.

Mit ihrer verfügbaren Bandbreite zufrieden sind 65 Prozent der befragten Betriebe. „Der neue Höchstwert zeigt, dass der Netzausbau durch die Förderpolitik des Freistaats vorankommt. Gleichzeitig sehen sich unter den nicht zufriedenen Unternehmen 72 Prozent in ihrer Tätigkeit durch Netzschwächen beeinträchtigt“, sagte Brossardt.

Die Studie „Versorgungsgrad der digitalen Infrastruktur in Bayern“ zeigt, dass 91,1 Prozent der Haushalte auf Anschlüsse mit mindestens 100 Mbit/s zurückgreifen können und knapp zwei Drittel einen Gigabitanschluss nutzen können. Nur marginal schlechter fallen die Werte für die Breitbandverfügbarkeit der Unternehmen aus. „Die Versorgungslage in Gewerbegebieten hinkt aber hinterher, hier können erst 55,9 Prozent einen Gigabitanschluss nutzen“, mahnte Brossardt und monierte gleichzeitig Defizite bei den statistischen Daten: „Die im Dezember 2022 vom Bund veröffentlichten Zahlen unterzeichnen die Versorgung spürbar, denn deutschlandweit fehlen Angaben von etwa der Hälfte der Betreiber. Hier muss dringend nachgearbeitet werden.“

Bund ist auch gefragt

Die bayerische Breitbandförderung lobte Brossardt: „98 Prozent der Kommunen im Freistaat befinden sich mittlerweile im bayerischen Förderprogramm. Seit 2015 konnten rund 790.000 Haushalte mit neuen Anschlüssen versorgt werden.“

Bis zur flächendeckenden Versorgung mit Glasfaser und 5G-Mobilfunk ist es aus Sicht der vbw noch weit. „Der ‚Pakt Digitale Infrastruktur‘ von Staatsregierung, Kommunen und Netzbetreibern beschreibt deshalb den richtigen Weg. Wir brauchen schnellere Genehmigungsverfahren, schlankere Förderverfahren und eine einfache Nutzung öffentlicher Liegenschaften für Funkmasten. Gefragt ist aber auch die Bundesregierung. Sie muss den Rechtsrahmen ausbaufreundlich halten. Kommunen, die sich für das im Oktober 2022 erschöpfte Breitbandförderprogramm des Bundes bereits vorbereitet hatten, aber nicht mehr zum Zuge kamen, müssen für das neue Programm auf den teuren Vorarbeiten aufbauen können“, erklärte Brossardt abschließend.
(Ralph Schweinfurth)

 

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