Wirtschaft

Vorstandschef Gerhard Glatz setzt auf Nachhaltigkeit. (Foto: Universa)

12.08.2011

Solvabilitätsquoten nochmals verbessert

Universa Versicherungsgruppe zieht positive Bilanz für das Geschäftsjahr 2010

Die älteste deutsche Krankenversicherung ist in Bayern beheimatet. Seit 1843 sitzt die Universa in Nürnberg. Heute bietet sie ihren Kunden Produkte in den Bereichen Kranken-, Lebens-, Sach- und Unfallversicherungen an. Darüber hinaus ist sie im Baufinanzierungsgeschäft aktiv. Jetzt zog die Versicherungsgruppe für das Geschäftsjahr 2010 eine positive Bilanz. Die Beitragseinnahmen sowie das Ergebnis aus Kapitalanlagen konnten erneut gesteigert werden. Bei gleichzeitig stabilen Leistungsaufwendungen und einem sinkenden Betriebsaufwand erhöhte sich das Geschäftsergebnis nach Steuern um 28,9 Prozent. Einen Rekord gab es bei der Zuführung zum Eigenkapital und zur Rückstellung für Beitragsrückerstattung (RfB). Angesichts dieser Werte freut sich Vorstandschef Gerhard Glatz: „Unser Nachhaltigkeitskurs konnte weiter fortgesetzt und die Solvabilitätsquoten nochmals verbessert werden.“ Keine Renditeerwartungen von Aktionären bedienen
Bei der Unternehmenssteuerung kommt ihm die Rechtsform des Versicherungsvereins auf Gegenseitigkeit sehr entgegen. Entscheidungen können unabhängig von Dritten getroffen und Überschüsse ausschließlich für Mitglieder sowie zur Eigenkapitalstärkung verwendet werden. Als Vorteile dieser Rechtsform erklärt Vorstandsvorsitzender Glatz der Staatszeitung: „Wir müssen nicht auf die Renditeerwartungen von Aktionären achten und können auch nicht so leicht von anderen Unternehmen gekauft werden.“ Nachteil sei, dass die Universa sich kein Geld am Kapitalmarkt besorgen kann, sondern alles aus eigener Kraft finanzieren müsse. Dennoch konnte sich der Versicherer gerade in den Krisenjahren als solide und ertragsstark behaupten. Alle von der Aufsichtsbehörde geforderten Stresstests wurden mit deutlicher Überdeckung bestanden.
Die Beitragseinnahmen konnten im vergangenen Geschäftsjahr um 4,0 Prozent von 593,6 auf 617,4 Millionen Euro ebenso gesteigert werden, wie das Ergebnis aus Kapitalanlagen, das um 5,3 Prozent auf 150,8 Millionen Euro anstieg. Unter Berücksichtigung der Leistungsaufwendungen sowie des gesunkenen Betriebsaufwandes erwirtschaftete die Universa unterm Strich ein Geschäftsergebnis nach Steuern von 95,4 Millionen Euro, das damit um 28,9 Prozent über dem des Vorjahres lag. Einen neuen Rekord gab es beim Eigenkapital und bei der Zuführung zur Beitragsrückerstattung (RfB), die den Versicherten zugute kommen. Das Eigenkapital zur langfristigen Sicherung der Ansprüche konnte um 11 Prozent auf 153,8 Millionen Euro und die RfB-Zuführung um 30,9 Prozent auf 79,6 Millionen Euro und damit auf den höchsten Wert der Unternehmensgeschichte gesteigert werden.
Die Universa Krankenversicherung a.G., Deutschlands älteste private Krankenversicherung, konnte ihre versicherungsgeschäftliche Ergebnisquote im vergangenen Geschäftsjahr auf 12,9 Prozent steigern und liegt damit über dem Branchendurchschnitt. Erfolgsbringer waren insbesondere die zahlreich eingelösten Optionsrechte in der Vollversicherung sowie die neu eingeführten Zahnzusatztarife, die in unabhängigen Vergleichen mehrere Bestbewertungen erhielten. Durch die Rücknahme der Dreijahres-Übertrittsfrist verzeichnte man in der Vollversicherung einen deutlichen Zuwachs bei Arbeitnehmern. Diese entschieden sich, so Glatz, zum Großteil für die klassischen, qualitativ hochwertigen Bausteintarife, die von der Universa bereits seit den 70er Jahren angeboten werden. Ein weiteres starkes Argument bei Kunden wie Vermittlern ist Glatz zufolge das branchenweit führende Tarifwechselrecht, über das Versicherte jederzeit aus bis zu 222 Tarifalternativen ohne erneute Gesundheitsprüfung wählen und damit ihr Preis-Leistungs-Verhältnis optimieren können. Für das laufende Jahr plant die Universa die Versichertenrechte ihrer Mitglieder durch AVB-Verbesserungen für das Neugeschäft und den Bestand weiter zu stärken sowie einen neuen Beitragsentlastungstarif auf den Markt zu bringen, mit dem Steuervorteile durch das Bürgerentlastungsgesetz genutzt werden können.
In der Lebensversicherung konnte ein gutes Neugeschäft den natürlichen Abgang durch Abläufe vor allem bei Kapitalversicherungen nicht ganz ausgleichen. Besonders nachgefragt waren Rentenversicherungen, insbesondere staatlich geförderte und fondsgebundene. Die gebuchten Bruttobeiträge sanken geringfügig von 98,9 auf 97,7 Millionen Euro. „Auf kurzfristige Kapitalisierungsgeschäfte über Einmalbeiträge haben wir bewusst verzichtet“, erklärte Glatz. Stattdessen setzt die Universa auf eine nachhaltige Entwicklung und bleibt weiter eine berechenbare Größe für ihre Versicherten. Die bewusst konservative Kapitalanlagestrategie mit dem Ziel, bei möglichst geringen Wertschwankungen konstante Erträge auf hohem Sicherungsniveau zu erwirtschaften, war auch in 2010 erfolgreich, so Glatz. Trotz niedrigem Zinsniveau erzielte die Universa 2010 erneut eine Nettoverzinsung von 4 Prozent. Mit 4,2 Prozent liegt die durchschnittliche Nettoverzinsung der letzten drei Jahre weiter über dem Branchenwert von derzeit 4 Prozent. Auch bei der Eigenkapitalquote sowie der Eigenmittelquote bewegt sich die Universa als Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit deutlich über dem Markt. Im Hinblick auf die neuen Eigenmittelvorschriften in Zusammenhang mit Solvency II sei dies besonders wichtig, so Glatz. Agieren der Politik wird als nicht gerade fair empfunden
Doch an Solvency II, das Glatz als „grundsätzlich in Ordnung“ bezeichnet, beklagt er gleichzeitig, dass es relativ intransparente Regeln hat. Als vergleichsweise kleine Versicherungsgesellschaft empfindet man bei der Universa die unterschiedlichen Anstrengungen der Politik, mehr Stabilität in die Finanzmärkte zu bringen, als nicht gerade fair. Denn was für große Versicherungsgesellschaften mit mehreren Milliarden Euro Bilanzsumme sinnvoll sein mag, ist für kleinere ein unverhältnismäßiger Aufwand. Dieser kostet sie sehr viel Geld, das eigentlich den Kunden zugute kommen sollte.
Der Markt der Schaden- und Unfallversicherung befindet sich seit Jahren aufgrund von Marktsättigung in einem intensiven Preiswettbewerb. Trotzdem schaffte es die Universa, dort ein versicherungstechnisches Ergebnis von 5,2 Millionen Euro zu erzielen. Die Combined-Ratio, welche die Bruttoaufwendungen für Versicherungsfälle und die Betriebskosten im Verhältnis zu den Bruttobeiträgen angibt, beträgt 86,2 Prozent und liegt laut Glatz weiter unter dem Branchendurchschnitt. Besonders nachgefragt war neben der Unfallversicherung auch das spartenübergreifende Markenprodukt „Tip-Top Tabaluga“, das als ganzheitliches Kinder-Vorsorgekonzept insbesondere Eltern, Großeltern und Paten angeboten wird. Aufgrund des positiven Ergebnisses konnte in der privaten Haftpflichtversicherung eine Beitragsrückerstattung gewährt und auf eine marktgängige Beitragsanpassung verzichtet werden. Für die Kfz-Versicherung sprach die Universa entgegen dem Branchentrend in diesem Jahr bereits frühzeitig eine Tarif-Beitragsgarantie für das Jahresendgeschäft aus.
Im Innendienst sind bei der Universa 754 Mitarbeiter sowie im Außendienst 572 beschäftigt. Die Anzahl der bundesweit ungebundenen Vertriebspartner konnte 2010 von 6242 auf 6808 gesteigert werden. Neu eingeführt wurde ein VIP-Service für Vermittler, die hierüber spartenübergreifend in der Personenversicherung einen Direktkontakt zu Risikoprüfern in der Hauptverwaltung erhalten und damit in der Beratung den Weg vom Antrag zum Vertrag deutlich verkürzen können. Bei aktuellen Servicetests und Awards spiegelte sich dies in mehreren Bestbewertungen wider.
Für Mitarbeiter wurde ein neues betriebliches Gesundheitsmanagement sowie ein „Work-Life-Balance“-Konzept eingeführt. „Die demografische Entwicklung und die Rente mit 67 macht auch vor unseren Mitarbeitern nicht Halt. Mit den neuen Programmen wollen wir die Gesundheit und Leistungsfähigkeit unserer Mitarbeiter stärken und sie unterstützen, die beiden Lebensbereiche Beruf und Privatleben bestmöglich in Einklang zu bringen“, erklärt der Vorstandsvorsitzende.
Auch in neue Informationstechnologien wurde kräftig investiert. So entschied man sich zu einem Umstieg vom Großrechner zu Linux-Servern. Neben einer schnelleren Verarbeitung und höheren Ausfallsicherheit war auch die Kostenersparnis ausschlaggebend. „Durch den Umstieg sind wir unabhängig von Herstellern und sparen jährlich über eine Million Euro an Lizenzgebühren sowie erhebliche Hardwarekosten“, so Glatz.
Für die Zukunft ist es dem Vorstandschef nicht bang, denn die positive Wirtschaftsentwicklung werde dazu beitragen, dass wieder mehr Verbraucher in langfristige Vorsorge investieren werden. Durch die Kaufzurückhaltung der vergangenen Jahre sei ein gewisser Nachholbedarf entstanden. In der Lebensversicherung erwartet Glatz aufgrund der Garantiezinsabsenkung ab 2012 im weiteren Jahresverlauf eine steigende Nachfrage. Für die Zukunft gelte es verstärkt, auch bei fondsgebundenen Varianten, neue innovative Garantiemodelle anzubieten. Bei der Riesterrente sei es der Universa bereits gelungen, über ein „Drei-Topf-Modell“ aus Deckungsstock, Wertsicherungsfonds und freie Fondsanlage eine attraktive Alternative zu klassischen Produkten anzubieten.
Umlagefinanzierung stößt an ihre Grenzen
In der Krankenversicherung hat sich Glatz zufolge die private Krankheitskostenvollversicherung als krisensicher und demografiefest erwiesen. Die Alterungsrückstellungen und damit das Zukunftskapital der Versicherten konnte branchenweit auf 155 Milliarden Euro ausgebaut werden. Im Gegensatz hierzu stünden sowohl die gesetzliche Krankenversicherung als auch die soziale Pflegeversicherung vor großen Problemen. „Durch den demografischen Wandel stößt das System der Umlagefinanzierung, in der aktuelle Einnahmen die laufenden Ausgaben decken müssen, zunehmend an seine Grenzen“, meint Glatz. Bei der bevorstehenden Pflegereform sollte deshalb nach Ansicht des Vorstandsvorsitzenden eine kapitalgedeckte Pflege-Zusatzversicherung eingeführt werden, bei der nach dem Vorbild der PKV nachhaltige Alterungsrückstellungen unter dem Eigentumsschutz privatrechtlicher Verträge zukunftssicher angelegt werden.
(Ralph Schweinfurth)

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