Wirtschaft

25.11.2011

Stromautobahnen müssen her

Energiewende: Bayerns Wirtschaft fordert Netzausbau und Planungssicherheit

Bis spätestens März 2012 will man seitens der bayerischen Wirtschaft konkrete Pläne von Bund und Ländern vorliegen haben, wie die Energiewende umgesetzt werden soll. Denn schon jetzt ist klar, dass die bisherigen Planungen zum Stromnetzausbau nicht ausreichen, um die Stromversorgung in Süddeutschland und vor allem in Bayern zu sichern. Laut einer aktuellen Studie der vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e.V. müssen drei ergänzende Hochleistungstransportleitungen von Nord- nach Süddeutschland gebaut werden. Diese Stromautobahnen, auch Overlay-Grids genannt, sollen mit Spannungen bis zu 750 Kilovolt arbeiten.

Schleichende De-Industrialisierung


„Die sichere Stromversorgung gehört für uns zu den unverrückbaren energiepolitischen Zielen“, betont vbw-Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt. Sie sei Basis für den Hightech-Standort Bayern mit seinem hohen Industrieanteil und seinen zahlreichen energieintensiven Betrieben. Bereits jetzt seien schleichende Tendenzen der De-Industrialisierung im Zuge der Energiewende festzustellen, so Peter Umfug, Hauptgeschäftsführer der Bayerischen Chemieverbände. „Bei uns in der Branche herrscht wie in vielen anderen Branchen auch ein globaler Benchmark.“ Standorte würden weltweit ganz nüchtern nach betriebswirtschaftlichen Kriterien verglichen. „Deshalb investiert jetzt unser größter Mitgliedsbetrieb Wacker Chemie nicht in Bayern, sondern im US-Bundesstaat Tennessee, weil dort der Strompreis für die nächsten 18 Jahre sicher ist“, so Umfug.
Vor dem Hintergrund dieser Entwicklung fordert vbw-Hauptgeschäftsführer Brossardt, dass die Politik zu ihrem Versprechen steht, die Kosten der Energiewende nicht der Wirtschaft anzulasten. „Denn schon heute hat Deutschland nach Dänemark den höchsten Industriestrompreis in Europa“, verdeutlicht Brossardt. Wenn man hierzulande die industrielle Wertschöpfung bei 35 Prozent halten und nicht auf ein Niveau von Frankreich, das nur noch 20 Prozent hat, abrutschen wolle, müssten die Kosten der Energiewende vom Endverbraucher getragen werden. Denn es gehe um die gesamtgesellschaftlichen Ziele Arbeitsplatzerhalt und ökologische Energieerzeugung.
Die steigenden Strompreise den Verbrauchern zu vermitteln, ist laut Brossardt Aufgabe der Politik. Und Detlef Fischer, Geschäftsführer des Verbands der bayerischen Elektrizitätswirtschaft (VBEW), warnt vor einem Akzeptanzproblem der Energiewende in der Bevölkerung. Schon heute koste die Kilowattstunde Strom im Durchschnitt hierzulande mit 24 Cent etwa 8 Cent mehr als im Nachbarland Österreich.
„Die Politik hat es in der Hand, den Strompreis in Deutschland sozial verträglich zu gestalten“, meint der vbw-Hauptgeschäftsführer. Denn würde man Steuern und Abgaben reduzieren, bliebe der Strompreis für die Bundesbürger in etwa gleich.
Für die bayerische Wirtschaft sei jedenfalls klar, dass die Stromnetze so schnell wie möglich ausgebaut werden müssen. Denn durch den Atomausstieg ergeben sich laut Brossardt ganz neue Anforderungen an das deutsche Stromnetz. Während der Strom bislang hauptsächlich über mittlere Entfernungen von 50 bis 100 Kilometer geleitet wurde, muss er künftig über sehr viel längere Strecken fließen. Nach Abschaltung der Kernkraftwerke im Süden der Bundesrepublik muss vor allem Strom aus Offshore-Windanlagen im Norden zu den Verbrauchszentren in Bayern gelangen. Deshalb müssten die Stromautobahnen unbedingt gebaut werden, wenn es nicht zu Blackouts oder Spannungsschwankungen kommen soll.
Diese sind in anderen Industriestaaten wie den USA zum Beispiel durchaus Normalität. Doch für die bayerische Industrie wäre das fatal. Sie braucht Prozesssicherheit. Gerade die Glasindustrie in der Oberpfalz oder die chemische Industrie in Oberbayern leben von einer sicheren Stromversorgung.
(Ralph Schweinfurth)

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