Wirtschaft

17.01.2020

Ungeschickt, ungeschickter, Siemens

Ein Kommentar von Ralph Schweinfurth

Das haben die australischen Klimaaktivisten clever eingefädelt: Ihnen ist es gelungen, Siemens in Geiselhaft zu nehmen und maximale Aufmerksamkeit für ein Kohleabbauprojekt zu generieren.

Die indische Adani Group will in Australien eines der größten Kohlebergwerke der Welt aufbauen. Es soll aus fünf Untertageminen und sechs Tagebaustätten bestehen und bis zu 60 Millionen Tonnen Kohle pro Jahr fördern. Das Projekt wird von Umweltschützern seit Jahren bekämpft. Dabei geht es neben dem Klimaschutz auch um den Verbrauch von Wasser, die Zerstörung von Lebensraum und den Transport der Kohle über das Great Barrier Reef, das größte Korallenriff der Welt.

Gerade wegen der riesigen Buschbrände in Australien hat das Thema zuletzt an Brisanz gewonnen. Nach langem Leugnen räumte auch die australische Regierung ein, dass es einen Zusammenhang zwischen den ungewöhnlich heftigen Bränden und dem Klimawandel gibt. Kohlekraftwerke stoßen viel CO2 aus und gelten deshalb als besonders umweltschädlich.

Australien sorgt für globalen CO2-Anstieg

Schuld an der Misere hat die australische Regierung. Sie erteilte die Genehmigung für die Carmichael-Mine im Bundesstaat Queensland. Die dort abgebaute Kohle wird dann in anderen Ländern verfeuert, was den globalen CO2-Ausstoß in die Höhe treibt.

Aus diesem Grund sollten die Australier den konservativen Premier Scott Morrison in die Wüste schicken. Als die Buschbrände tobten und seine Landsleute teils ihr Leben verloren haben, weilte er anfangs gemütlich im Hawaii-Urlaub. In dieser Angelegenheit fehlt ihm und seiner Regierung ebenso die Sensibilität wie beim Thema Klimawandel.

Dieses Fingerspitzengefühl vermisst man auch bei Siemens. Der Konzern hat überaus ungeschickt agiert und sich so selbst in die Zwickmühle hineinmanövriert. Joe Kaeser geriert sich gerne als der auf Nachhaltigkeit bedachte Unternehmenslenker. Doch nicht allen seiner 385.000 Mitarbeiter scheint diese Nachhaltigkeitsstrategie bekannt zu sein. Sonst hätten die australischen Regionalmanager von Siemens den finanziell eher kleinen Auftrag im Umfang von 18 Millionen Euro für die Signaltechnik der künftigen Kohleminenbahn nicht unterschrieben. Auch der durchsichtige Versuch Kaesers, Klimaaktivistin Luisa Neubauer einen Posten im Aufsichtsrat von Siemens Energy anzubieten, war kein geschickter Schachzug. Denn Neubauer ließ sich nicht kaufen.

Viel Kraft nötig

Siemens wird jetzt viel Kraft darauf verwenden müssen, um die Fehler zu beheben. Denn erst einmal ist die Reputation des Konzerns perdü.

Das Argument, wonach die nötige Signaltechnik eben ein anderer liefert, wenn Siemens es nicht tut, ist indes eher kurzsichtig. Denn angesichts des fortschreitenden Klimawandels wird umweltverträgliches Wirtschaften immer entscheidender. Sollte der Planet wegen zunehmender Klimakatastrophen in Teilen unbewohnbar werden, ist auch die Grundlage für Geschäfte verloren. Abgesehen davon würde es den Ruf von Siemens positiv befördern, wenn so ein renommierter Weltkonzern auch einmal nein sagt.

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