Wirtschaft

Stefan Schindler nimmt die Anliegen seiner Kunden sehr ernst. (Foto: Schweinfurth)

12.06.2015

„Wir sind als Bank für unsere Community da“

Stefan Schindler, Chef der Sparda-Bank Nürnberg, über den Genossenschaftsgedanken, Geldanlage in Niedrigzinszeiten und kulturelles Engagement

Die Sparda-Bank Nürnberg feiert ihr 85-jähriges Bestehen. Der Zulauf an Kunden ist ungebremst. Allein 2014 wurden über 11.000 neue Girokonten eröffnet. Über den erfolg-
reichen Weg sprachen wir mit dem Vorstandsvorsitzenden Stefan Schindler.
BSZ: Herr Schindler, was macht die Sparda-Bank Nürnberg für die Menschen in Nordbayern so attraktiv?
Schindler: Uns geht es ausschließlich um das Wohl unserer Mitglieder. Jeder Kunde, der bei uns ein Konto eröffnet, kann gleichzeitig auch Mitglied werden. Die meisten unserer Kunden entscheiden sich für eine Mitgliedschaft. So wird die Bank auch ein Stück weit zu ihrer Bank. Außerdem steht bei uns nicht die kapitalmarktorientierte Gewinnmaximierung im Zentrum unserer Geschäftspolitik. BSZ: Sondern, was steht im Zentrum?
Schindler: Gemäß unserem Selbstverständnis als Genossenschaftsbank steht der genossenschaftliche Gedanke bei uns im Mittelpunkt. Dass dieser bis heute keineswegs an Aktualität verloren hat, zeigt das Prinzip der Community. Genossenschaft steht für Gemeinschaft, und Gemeinschaft übersetzt man heute mit Community. BSZ: Und was macht die Sparda-Bank Nürnberg für ihre Gemeinschaft beziehungsweise Community?
Schindler: Neben dem gebührenfreien Girokonto, das wir schon seit jeher haben – also lange bevor die Konkurrenz auch auf diese Idee kam – bieten wir viel Service für unsere Mitglieder, der nichts kostet. So bieten wir unseren Kunden ein kostenloses digitales Haushaltsbuch, mit dem jeder seine persönliche Einnahmen- und Ausgabensituation stets im Blick haben kann. BSZ: Das ist etwas Besonderes?
Schindler: Ja, weil viele Menschen ein solches Tool nachfragen und dafür Geld ausgeben. Bei uns gibt es das gratis. Außerdem integrieren wir unsere Kunden, wo es möglich ist. BSZ: Was bedeutet das?
Schindler: Nehmen wir zum Beispiel unsere Aktion „Kunden werben Freunde“. Jeder, der dabei mitmacht, kann frei entscheiden, ob er eine Bargeldprämie möchte oder ob er das Geld einer sozialen Einrichtung vor Ort spendet. Ein weiteres Beispiel sind die Kundenfokusgruppen, in denen wir neue Angebote entwickeln. Da können Kunden direkt mitgestalten. BSZ: Was zum Beispiel?
Schindler: Die Sparda-Filiale der Zukunft. Dieses innovative Konzept werden wir noch in diesem Jahr in Aschaffenburg und in Fürth umsetzen. Der Kunde trifft beim Betreten der Filiale nicht mehr zuerst auf den klassischen Automatenpark bestehend aus Kontoauszugsdrucker und Geldausgabegeräten, sondern auf Menschen, auf Sparda-Mitarbeiter und Kunden. Es wird loungeartige Bereiche und geschlossene Beratungszonen geben. Die Filiale kann auch für gesellschaftliche Ereignisse genutzt werden und natürlich für persönliche Beratungsgespräche. Die SB-Automaten finden sich dann im rückwärtigen Bereich. BSZ: Dann wird die Filiale zum Marktplatz?
Schindler: Nein, kein Marktplatz, es wird ein genossenschaftliches Erlebniszentrum. Marktplatz wäre zu sehr auf den Aspekt des Verkaufens limitiert.
BSZ: Werden alle Sparda-Filialen in ganz Deutschland so umgestaltet?
Schindler: Nein, nur die der Sparda-Bank Nürnberg. Das ist – wie gesagt – eine konzeptionelle Entwicklung von uns, in enger Abstimmung mit unseren Kunden und Nichtkunden. Und wir gestalten auch nicht alle unsere Filialen sofort nach diesem Prinzip um. Wenn in Filialen eine Modernisierung ansteht, dann kommt dieses neue Konzept zum Tragen. BSZ: Wie viele Filialen hat die Sparda-Bank Nürnberg eigentlich? Und welches Gebiet bedient sie?
Schindler: Wir haben aktuell 18 Filialen, die sich über ganz Nordbayern erstrecken: von Aschaffenburg bis Bayreuth und von Roth bis Coburg. Unser Geschäftsgebiet hat viel mit der Eisenbahngeschichte zu tun, denn wir waren ja mal Eisenbahnerbank. BSZ: Planen Sie, weitere Filialen zu eröffnen?
Schindler: Momentan nicht, denn wir sind derzeit mit unseren Filialen gut aufgestellt. Aber wir wollen unser Prinzip „Direktbank mit Filialen“ stärken, sprich unsere Online-Angebote mit der realen Welt besser vernetzen. BSZ: Was heißt das konkret?
Schindler: Dass es zum Beispiel egal ist, ob Sie Ihre Baufinanzierung zunächst online planen und zum Abschluss in die Filiale kommen oder umgekehrt. Sie können den gesamten Geschäftsprozess aber natürlich auch weiterhin persönlich in der Filiale ausführen oder aber die Baufinanzierung gänzlich online planen und abschließen. Unser Ziel ist es, Beratung online erlebbar zu machen. Konkret heißt dies, dass der Kunde sich zum Beispiel einen Bankberater per Videochat zuschalten kann. BSZ: Was raten Sie Ihren Kunden in der aktuellen Niedrigzinsphase?
Schindler: Sich mit seinem Berater zusammenzusetzen und die neue Normalität der Geldanlage zu beleuchten. Die Kunden sollten sich gerade jetzt um ihre Finanzen kümmern, denn es gibt sehr wohl Alternativen zu den klassischen Sparanlagen. Wer nichts unternimmt, verliert aufgrund der niedrigen Zinsen und der Inflation Geld. BSZ: Sollen die Menschen dann mehr Aktien kaufen?
Schindler: Als Privatanleger einzelne Aktientitel zu kaufen, ist nicht unbedingt zu empfehlen. Das hängt von der persönlichen Risikobereitschaft ab. In Aktien- oder Immobilienfonds zu investieren, die professionell gemanagt werden, ist sicher besser, als das Geld auf einem normalen Sparkonto liegen zu lassen. BSZ: Die Sparda-Bank Nürnberg engagiert sich auch stark bei kulturellen Veranstaltungen. Welche sind das und warum tut sie das?
Schindler: Konzertabende wie die zweite Auflage der Nürnberger Open-Air-Reihe Stars im Luitpoldhain, die Erlanger Schlosskonzerte oder das New Orleans Festival in Fürth, bei denen wir Hauptpartner sind, bringen die Menschen in der Region zusammen. Das ist gelebte Gemeinschaft und genau dafür steht die Sparda-Bank Nürnberg. An diesen Kultur-Events soll unseres Erachtens jeder teilnehmen können – ganz unabhängig von seiner finanziellen Situation. Unter dem Motto „Umsonst und Draußen“ unterstützen wir deshalb in vielen nordbayerischen Städten zahlreiche Veranstaltungen und sichern damit allen Musikliebhabern den freien Eintritt. Zum SpardaKulturSommer zählen etwa auch das Sparda-Bank Klassik Open Air in Bayreuth und das Straßenmusikfestival in Würzburg. Wir haben unseren Erfolg den Menschen in Nordbayern zu verdanken. Sie haben uns über all die Jahre ihr Vertrauen und ihre Loyalität geschenkt. Ihnen möchten wir gerne etwas zurückgeben, indem wir zu einer lebendigen Gemeinschaft beitragen.
(Interview: Ralph Schweinfurth)

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