Wirtschaft

Unzufrieden ist die Baubranche mit der Wohnungsneubaupolitik des Bundes. (Foto: Bilderbox)

05.04.2012

Wohnungsneubau wird stiefmütterlich behandelt

Das bayerische Bau- und Ausbaugewerbe geht mit der Politik hart ins Gericht

Nochmals verbessert hat sich in den zurückliegenden sechs Monaten die Geschäftslage des bayerischen Bau- und Ausbaugewerbes. Das ergibt der Lagebericht der bayerischen Bau- und Ausbauwirtschaft. 52 Prozent der Baubetriebe bezeichnen ihre aktuelle Geschäftslage als gut bis sehr gut. Im Frühjahr 2011 waren das nur 39 Prozent, berichtete Hans Auracher, Sprecher der Landesvereinigung Bauwirtschaft Bayern (LVB). 45 Prozent bewerten ihre Geschäftslage als ausreichend bis zufriedenstellend (2011: 56 Prozent). Im Ausbaugewerbe bezeichnen 64 Prozent der Unternehmen ihre Geschäftslage mit gut oder sehr gut (Vorjahr: 53 Prozent), weitere 33 Prozent mit ausreichend bis zufriedenstellend (2011: 43 Prozent). Diese Entwicklung liegt laut Auracher vor allem am Wohnungsbau, der im Vergleich mit dem Vorjahr um fast ein Fünftel anzog.
Die Hälfte der Bau- und 55 Prozent der Ausbaubetriebe bezeichnen ihre aktuelle Umsatzsituation als gut (Vorjahr: 39 beziehungsweise 47 Prozent). 46 Prozent der Bau- und 40 Prozent der Ausbaubetriebe realisieren ausreichende oder befriedigende Umsätze.
Auch die Ertragslage hat sich im Vorjahresvergleich positiv entwickelt. 27 Prozent der Bauunternehmen bewerten in diesem Frühjahr ihre Ertragslage mit „gut“, 64 Prozent mit „ausreichend“ oder „zufriedenstellend“ (2011: 17 beziehungsweise 69 Prozent). Neun Prozent (Vorjahr: 15 Prozent) gaben an, gegenwärtig schlechte oder sehr schlechte Erträge zu erzielen. Im Ausbaugewerbe hat sich die Zahl der Betriebe, die gute Erträge erzielen, ebenfalls stabilisiert. 42 Prozent (Vorjahr: 34 Prozent) erzielen derzeit gute und 51 Prozent (2011: 59 Prozent) ausreichende bis befriedigende Erträge. Sieben Prozent der Betriebe bezeichnen ihre Ertragslage als schlecht.
Weniger zufrieden zeigte sich Auracher mit der Baupreisentwicklung, die mit der insgesamt guten bis sehr guten konjunkturellen Entwicklung nicht mithalten konnte. Wie im Herbst 2011 erzielen in diesem Frühjahr rund zwei Drittel der befragten Bauunternehmen ausreichende bis befriedigende Baupreise. Unveränderte elf Prozent der Betriebe erzielen gute Preise. 19 Prozent (Frühjahr 2011: 29 Prozent) klagen über sehr schlechte beziehungsweise unauskömmliche Preise.
Im Ausbaugewerbe hat sich die Preissituation weiter stabilisiert. Unverändert erzielen rund zwei Drittel der Betriebe befriedigende oder ausreichende Baupreise. Die Zahl der Betriebe, die gute Preise erzielen, beträgt wie im Frühjahr 2011 21 Prozent. Die Zahl der Ausbaubetriebe mit unauskömmlichen Preisen sank von 18 auf jetzt 13 Prozent.
Die Erwartungen für die kommenden sechs Monate sind laut Auracher im Bauhauptgewerbe weitgehend positiv. 53 Prozent (Frühjahr 2011: 47 Prozent) erwarten eine gute Geschäftslage und 51 Prozent (Frühjahr 2011: 43 Prozent) eine gute Umsatzentwicklung. Weitere 46 Prozent (Frühjahr 2011: 50 Prozent) erwarten für ihren Betrieb eine befriedigende oder zumindest ausreichende Entwicklung ihrer Geschäftslage und 47 Prozent eine ebensolche Umsatzentwicklung.
Die Ausbaubetriebe sind noch optimistischer. Fast zwei Drittel erwarten für das kommende Halbjahr eine gute bis sehr gute Geschäftslage. 34 Prozent der Betriebe erwarten eine befriedigende oder zumindest ausreichende Entwicklung ihrer Geschäftslage und nur drei Prozent sind pessimistisch. Mehr als die Hälfte der Ausbaubetriebe erwartet eine gute bis sehr gute Umsatzentwicklung. 42 Prozent der Betriebe rechnen mit zumindest ausreichenden bis zufriedenstellenden Umsätzen.

Problem:
Fachkräftemangel


Mit rund zwei Dritteln der Baubetriebe und 53 Prozent der Ausbaubetriebe geht die überwiegende Mehrheit der befragten Unternehmen von einer ausreichenden bis zufriedenstellenden Ertragslage in den nächsten Monaten aus. Immerhin 30 Prozent der Baubetriebe und sogar 43 Prozent der Ausbaubetriebe erhoffen sich gute Erträge.
Mit Kritik bedachte Auracher die Politik. Ihr warf er vor, den Wohnungsneubau seit langer Zeit stiefmütterlich zu behandeln. Als Beispiele nannte er die Abschaffung der Eigenheimzulage, der degressiven AfA und der sozialen Wohnraumförderung. „Der Wohnungsneubau ist weit aus dem Fokus der Bundespolitik gerückt. Er hat lange Zeit Einsparpotenziale für die öffentlichen Haushalte geliefert.“ Auch das Bayerische Wohnungsbauprogramm stagniere auf einem zu niedrigen Niveau, betonte der LVB-Sprecher.
Als „Trauerspiel“ bezeichnete er auch das Ringen im Vermittlungsausschuss von Bundestag und Bundesrat um die Einführung einer steuerlichen Förderung für die energetische Gebäudesanierung, die von der Mehrheit der Länder blockiert wird. Ohne diese Förderung werde die Sanierungsrate, die derzeit bei nur 0,8 Prozent liegt, noch weiter absinken und sich immer weiter von den geforderten zwei Prozent energetisch sanierter Wohneinheiten pro Jahr entfernen.
Darüber hinaus brennen dem Bauhaupt- und Ausbaugewerbe folgende Probleme unter den Nägeln: Der Fachkräftemangel, der sich weiter verschärft hat. Mittlerweile versucht man gezielt Fachkräfte aus Portugal, Spanien, Bulgarien und Rumänien anzuwerben, erklärte Auracher. Ferner würden die Ergebnisse der Umfrage zeigen, dass die bürokratische Belastung für die Betriebe weiter steigt. Beklagt werden laut Auracher aber auch die hohen Lohnnebenkosten, unfairer Wettbewerb durch Billigkonkurrenz und Schwarzarbeit sowie der Wegfall der Meisterpflicht in einigen Handwerksberufen und dessen Auswirkungen. Probleme bereiten den Unternehmen aber auch die gestiegenen Energiepreise sowie die zum Teil stark schwankenden Materialpreise.
(Friederich H. Hettler)
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