Bauen

Michael Kordon. (Foto: Tobias Hase)

25.04.2024

"Das Feedback des Marktes und der einschlägigen Verbände ist durchweg positiv“

Kammerkolumne zu "Open-House: Ein Innovationsimpuls für Ingenieurvergaben bei der Autobahn"

Die regelmäßige Durchführung und Qualität der Bauwerksprüfung sind entscheidende Punkte für die Sicherheit unserer Bauwerke. Aus diesem Grund hatte bereits die Autobahndirektion Südbayern beim Freistaat Bayern seit Jahren die Bauwerksprüfungen nicht im reinen Preiswettbewerb vergeben.

Mit der Gründung der Autobahn GmbH des Bundes findet seit dem 1. Januar 2021 das Vergaberecht des Bundes bei der Ausschreibung und Vergabe von Bauwerksprüfungen in der Niederlassung Südbayern Anwendung. Es begannen erste Überlegungen, bei der Autobahn GmbH wie Aufträge für Bauwerksprüfungen effizienter vergeben werden könnten. Gute Ingenieurleistungen bei wenig Bürokratie im Vergabeprozess war das Ziel.

Prüfung der
Qualifikation

Ein erstes Open-House-Verfahren wurde durch die Niederlassung Südbayern und die Abteilung Vergaberecht der Zentrale in Berlin entwickelt und pilotiert. Diese Art des Zulassungsverfahrens hat sich seit Längerem zum Beispiel im Arzneimittelbereich etabliert.

Beim Open-House-Verfahren bewerben sich Ingenieurbüros zur Teilnahme und werden nach Prüfung der Qualifikation in den Pool der qualifizierten und interessierten Ingenieurbüros zugelassen. Die Ingenieurbüros aus diesem Pool werden dann seitens des Auftraggebers unmittelbar beauftragt.

Ein Open-House-Verfahren bei der Autobahn GmbH erstreckt sich über zwei Jahre, wobei Verlängerungsoptionen bestehen. Das Verfahren ersetzt in Südbayern jährlich rund 60 bis 80 separate Vergabeverfahren zur Vergabe der Bauwerksprüfungen. Diese große Anzahl ergibt sich aus über 2000 Brücken und vielen anderen Ingenieurbauwerken im südbayerischen Autobahnnetz.

Das Open-House-Verfahren bei der Autobahn zeichnet sich durch ein sehr schlankes Design aus, welches von den teilnehmenden Ingenieurbüros begrüßt und als sehr anwenderfreundlich empfunden wird. Zudem ist die Auswertung der Zulassungsanträge – gegenüber der Angebotsauswertung in regulären Vergabeverfahren – mit einem bedeutend geringeren Aufwand in der Vergabestelle und den Fachabteilungen verbunden.

Durch die in diesen Verfahren ohnehin erforderliche Festlegung einheitlicher Vergütungen kann zugleich ein Preiswettbewerb auf Kosten der Qualität vermieden werden. Das ist ein wichtiger Aspekt für Leistungen, die für die Sicherheit des Straßenverkehrs besonders relevant sind. Auch die Erforderlichkeit, in Open-House-Verfahren für alle zugelassenen Unternehmen dieselben hohen Leistungs- und Qualitätsstandards für die Leistungserbringung festzulegen, fördert qualifizierte Arbeitsergebnisse.

Es besteht keine Abnahmeverpflichtung

Eine Abnahmeverpflichtung für den Auftraggeber besteht im Rahmen des Open-House-Rahmenvertrags jedoch nicht. Damit sind die Voraussetzungen geschaffen, um jederzeit einen möglichst objektiven Überblick über den Zustand der Ingenieurbauwerke zu angemessenen Preisen zu erhalten.

Es ist ein
Erfolgsmodell

Und es ist ein Erfolgsmodell: Bis März 2024 wurden mit 36 Ingenieurbüros Verträge abgeschlossen und bei knapp 30 Büros erfolgte bereits der Abruf von entsprechenden Leistungen.
Inzwischen hat die Autobahn GmbH das Verfahren an weiteren Niederlassungen in Deutschland etabliert. Fachlich wurde das Open-House-Verfahren inzwischen auf Themen wie Kontrollprüfungen, bautechnische Prüfungen oder Vermessungsleistungen ausgeweitet. Die Anwendung wird zeigen, wo weitere fachliche Themen aufgegriffen werden können und wo sich gegebenenfalls auch Grenzen in der Anwendung des open-house aufzeigen werden.

Das Feedback des Marktes und der einschlägigen Verbände ist durchweg positiv. Der Verein zur Förderung der Qualitätssicherung und Zertifizierung der Aus- und Fortbildung von Ingenieurinnen/Ingenieuren der Bauwerksprüfung (VFIB) hat in seinem für die Branche maßgeblichen Werk „Empfehlung zur Leistungsbeschreibung, Aufwandsermittlung und Vergabe von Leistungen der Bauwerksprüfung nach DIN 1076“ zwischenzeitlich das Open-House-Verfahren als Vergabeoption aufgenommen und erwähnt in diesem Zusammenhang die erfolgreichen Verfahren der Autobahn. Zudem wurde das Vergabemodell auf dem Deutschen Vergabetag 2022 vorgestellt und als effizientes und innovatives Vergabemodell hervorgehoben. 
 

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