Bauen

Bisher hat die WBG Kommunal drei Neubauten erstellt, darunter auch das Feuerwehrgerätehaus in Eibach. (Foto: Wolfgang Schmitt)

02.05.2024

Eine Zukunftsinvestition

Die WBG Kommunal baut und saniert 18 Feuerwehrgerätehäuser in Nürnberg

Das Problem ist evident: Ohne Freiwillige Feuerwehren ist der Brandschutz auch für eine Großstadt wie Nürnberg nicht zu gewährleisten. Doch Ausstattung und Gerätehäuser der 18 Freiwilligen Feuerwehren entsprechen nicht dem Stand der Technik, teilweise sind sie sogar marode. Bis 2033 wird die WBG Kommunal GmbH – ein Tochterunternehmen der wbg Nürnberg GmbH Immobilienunternehmen – alle entweder modernisieren oder neu bauen. Dazu hat sie gemeinsam mit der Berufsfeuerwehr ein Modulsystem erarbeitet.

„Ohne Freiwillige Feuerwehren reicht es nicht“, sagt Christoph Reinersmann vom Stab Bau der Nürnberger Berufsfeuerwehr. Die Zahlen sprechen Bände: 374 Berufsfeuerwehrleuten im Wachdienst – 85 pro Schicht im Einsatzdienst – stehen 699 Freiwillige beiseite. Sie werden mitalarmiert, stehen als Back-up zur Verfügung. Allein im Jahr 2022 zählte die Feuerwehr in ganz Nürnberg 662 Brände und elf Großbrände, sie stemmte über 6000 technische Hilfeleistungen und der Feuerwehrrettungswagen fuhr 799 Einsätze.

Die Freiwilligen Feuerwehren rücken je nach Standort Dutzende Male pro Jahr aus, in Moorenbrunn sind es durchschnittlich 140.

2012 besichtigte die Stadtverwaltung die Gerätehäuser der 18 Freiwilligen Feuerwehren und bewertete sie unter anderem nach Zustand der Fahrzeughalle, Lager- und Logistikflächen, Technik, Sanitäranlagen, Aufenthaltsräume. Sieben der Gerätehäuser wiesen unaufschiebbaren und elf erheblichen Handlungsbedarf auf, kein einziges war ohne Modernisierungsbedarf. Im Jahr darauf beschloss der Stadtrat die millionenteure Ertüchtigung durch Neubau oder Sanierung.

Angemessen ausrüsten

Mit gutem Grund: Die Freiwilligen Feuerwehrleute, die ihre Freizeit dem Brandschutz widmen und oft sogar ihre Gesundheit für den Schutz von Hab und Gut riskieren, sollen angemessen ausgerüstet sein. Ein attraktives Umfeld soll die Aktiven „belohnen“ und Nachwuchs für die Feuerwehr begeistern – und damit auch die Freiwillige Feuerwehr als gemeinschaftsstiftendes Element der Gesellschaft stärken.

Mit dem Großprojekt, das bis 2033 abgeschlossen sein soll, wurde die WBG Kommunal (WBGK) beauftragt. Im ersten Schritt erarbeitete sie gemeinsam mit der Feuerwehr ein Lastenheft: Was muss in den Feuerwehrgerätehäusern (FWGH) vorhanden sein, um die aktuellen Anforderungen zu erfüllen? Mit dem spezialisierten Büro Kölling Architekten aus Bad Vilbel entwickelte die WBGK ab 2017 verschiedene Module – Fahrzeughallen, Technik, Aufenthaltsräume, Außenanlagen – und einen flexiblen Grundriss. Denn die Architektur muss sich den Gegebenheiten anpassen, der Zahl der Fahrzeuge, der Größe und dem Zuschnitt der Grundstücke.

Kernstück jeder Baumaßnahme ist der Alarmweg: Wenn die Sirene zum Einsatz ruft, laufen die Feuerwehrleute in die Umkleiden, die es für Männer und Frauen gibt. Im „weißen“ Bereich legen sie die private Kleidung ab, wechseln dann in den „schwarzen“ Bereich und schlüpfen in die persönliche Schutzausrüstung. Weiter dann mit einem Blick auf den Monitor, wo Einsatzort und -grund vermerkt sind, in die Fahrzeughalle. Hier ist die Abgas-Absauganlage am Löschfahrzeug schon aktiviert, die Hallentore fahren automatisch rauf. Wenn alle eingestiegen sind, kann’s losgehen.

Bei der Rückkehr nehmen die Feuerwehrleute den umgekehrten Weg – verschmutzte und kontaminierte Kleidung kann im Schwarzbereich abgelegt werden, bevor Männer und Frauen Duschen und Toiletten im sauberen Weißbereich nutzen und in der Umkleide wieder ihre eigene Kleidung anziehen.

Im Nürnberger Stadtteil Eibach – das Einsatzgebiet der Freiwilligen Feuerwehr umfasst auch die Ortsteile Mühlhof, Reichelsdorf und Teile von Gebersdorf mit insgesamt 38 000 Einwohner*innen – ist der Neubau des Feuerwehrgerätehauses im Herbst 2023 übergeben worden. Was anders geworden ist seither? „Wir treffen uns jetzt länger“, sagt Löschzugführer Jan Lingl und lächelt. Das alte Gerätehaus hatte nur einen trockenen Raum, die Fenster waren zugig, es gab weder Dusche noch Heizung, die Fahrzeughalle musste im Winter mit Ölradiatoren über dem Gefrierpunkt gehalten werden. Dagegen wirkt der 5,2 Millionen Euro teure Neubau mit seinen geraden Linien, der funktionalen Ausstattung geradezu paradiesisch: 160 Quadratmeter Fahrzeughalle, in der aktuell das Löschfahrzeug LF 10/6 steht und bald noch ein über Spenden finanziertes Mannschaftstransportfahrzeug hinzukommt. Werkstatt und Materiallager schließen an.

Im Erdgeschoss daneben die Umkleiden, Toiletten, Duschen und ein Sanitätsraum und die Technik auf 355 Quadratmetern. Inklusive Werkstatt, Materiallager, Stiefelwaschanlage und Kleider-Trockenschrank. Im Obergeschoss mit insgesamt 275 Quadratmetern finden sich ein großzügiger Schulungsraum mit gut ausgestatteter Küche nebenan, dazu ein Jugendraum und endlich ein Büro für den Löschzugführer, Garderobe, Lager und Toiletten. Alles ganz praktisch. So wie die Stiefelwaschanlage oder die Ziegelfassade, die so rau ist, dass die Feuerwehrleute hier das Abseilen üben können und das Anlegen der verschiedenen Leitern. Zweimal im Monat wird geübt, einmal ist Fahrzeugdienst und zweimal Jugendfeuerwehr. Plus rund 30 Einsätze im Jahr.

Aber das Feuerwehrgerätehaus soll – wie die übrigen auch – nicht nur der Feuerwehr dienen. Im Notfall oder bei einer Katastrophe sollen die Gerätehäuser „Leuchttürme“ sein und zu Anlaufstellen für die Bevölkerung werden. Ein Stromaggregat, untergebracht in einem eigenen Häuschen auf dem Gelände, sichert für mindestens 72 Stunden Strom und hält die Wärmepumpe am Laufen. Im Sanitätsraum können kleinere Verletzungen behandelt werden. Die Barrierefreiheit im Gebäude garantiert ein Aufzug.

Enge Abstimmung

Gar nicht einfach, alle Anforderungen und gesetzlichen Regelungen – Arbeitsstättenrichtlinie, Bayerische Bauordnung, die DIN 14092 für Feuerwehrhäuser, die DGUV Sicherheit im Feuerwehrhaus und die Richtlinien der Stadt Nürnberg – unter ein Dach zu bringen, sagt Projektleiterin Brita Finger von der WBGK. Doch es ist gelungen. Und es ist sogar Platz für Extras wie die Dachantenne, denn unter den Eibacher Feuerwehrleuten sind auch Amateurfunker.

Die Bau- und Umbaupläne werden in enger Abstimmung mit dem jeweiligen Ortsverein entwickelt. „Der Prozess ist wirklich gut“, sagt Christoph Reinersmann. Bei jedem neuen Projekt lernen Architekten, Bauleiter und die Feuerwehr hinzu. Was hat sich bewährt, was muss anders gelöst werden? Natürlich: Beim Bauen im Bestand sind Kompromisse unumgänglich. Doch soll auch die Sanierung so gut sein, dass die Gerätehäuser für die nächsten Jahrzehnte ertüchtigt werden.

Beispiel Moorenbrunn: Das Feuerwehrgerätehaus aus dem Jahr 1973 wurde um einen Anbau mit Weiß-schwarz-Umkleiden und Sanitäranlagen erweitert, der vorhandene Schulungsraum mit neuem Boden und neuer Decke ausgestattet, das Dach wurde gedämmt und gedeckt, Treppen rutschfest gemacht und verschiedene Türen und Durchgänge verbreitert. Unterm Dach wurde umgeräumt und ein Kommandantenbüro eingerichtet.

Drei Jahre Bauzeit – Corona, Ukraine-Krieg und Lieferkettenprobleme – waren eine Durststrecke für die Aktiven. Währenddessen waren die Löschfahrzeuge auf einem Siemens-Parkplatz abgestellt, die Feuerwehr übte bei anderen Ortsverbänden und der Seniorenstammtisch traf sich im Baucontainer. Auch jetzt sind, trotz erfolgter Übergabe, Restarbeiten zu erledigen und die Feuerwehrleute müssen sich noch an neue Wege, andere Räume und die verschiedenfarbigen Blitzleuchten gewöhnen, die unterschiedliche Notfälle signalisieren. 140 Einsätze verzeichnet die Freiwillige Feuerwehr Moorenbrunn jährlich – eine Menge.

„Wir sind eine Feuerwehr“, betont Reinersmann. Unterschiede zwischen Berufsfeuerwehr und Freiwilligen Feuerwehren wischt er damit nicht hinweg, jedoch muss die Ausstattung auch für die Gerätehäuser gut und zweckmäßig sein. „Wir versuchen, ein adäquates Domizil zur Verfügung zu stellen.“

Bisher hat die WBG Kommunal bereits drei Neubauten erstellt, neben Eibach und der Gartenstadt auch das Feuerwehrgerätehaus in Buch, das im April übergeben wurde. Modernisiert wurden neben Moorenbrunn auch Kornburg und Worzeldorf. Aktuell werden Details zur Sanierung von Altenfurt geklärt und im Sommer 2024 wird mit den Erd- und Rohbauarbeiten in Katzwang begonnen. Die übrigen Feuerwehrgerätehäuser sind noch in der Warteschlange, es müssen Standortfragen geklärt werden und natürlich das Geld bei der Stadt Nürnberg vorhanden sein.

Das Problem: Allenfalls für den Neubau von Fahrzeughallen können staatliche Zuschüsse beantragt werden – und decken wie in Eibach mit rund 110 000 Euro nur einen Bruchteil der Baukosten. Die Sanierungen müssen komplett von der Kommune getragen werden. (Gabriele König)
 

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