Freizeit und Reise

Hier lädt das Meer zum Baden ein. (Foto: Vodicka)

07.11.2017

Am Strand der Tedesci

Der Tourismus auf Sardinien begann mit einer deutschen Studentenclique im Valle de L‘Erica

Von Italien ist Sardinien weit entfernt – nicht nur geografisch. „Wir sind Sarden, nicht Italiener“, sagt Paolo Sardo. Nomen est Omen. Er heißt nicht nur Sardo mit Nachnamen (deutsch: Sarde), sondern spricht Sardisch, pflegt die traditionsreiche Kultur seiner Vorfahren und lebt schon immer in einer der schönsten Gegenden dieser 300 Kilometer langen Insel voller Gegensätze – in der Gallura.
Im Norden, unweit des Monte Limbara, breitet sich diese üppig, grüne Gegend aus. Eine Region mit Korkeichenwäldern und wildwürzig duftender Macchia, wo die roten Myrthen wachsen, mit geheimnisvollen Nuraghenbauten, unzähligen Stränden und Buchten mit einem Meer in allen Schattierungen von Türkis und Blau.
Es hat sich kaum etwas geändert an dem Ort, an dem Paolo Sardo zuhause ist – im Valle dell‘Erica. Und dennoch ist er eigentlich ganz zufällig ein Zeitzeuge geworden. Ein stiller Beobachter, wie der Tourismus im Norden Sardiniens einzog, lange bevor Aga Khan einen kleinen Abschnitt der Gallura-Küste zur weltberühmten Costa Smeralda machte.
Alles begann Ende der 1950er Jahre mit ein paar deutschen Studenten aus Frankfurt und München. Für sie war Sardinien billiges Neuland. Sie waren Pioniere auf der Insel. Im Norden, in der Nähe des Städtchens Porto Pozzo, in Sichtweite der 62 Inseln des Maddalena Archipels fanden sie den idealen Traumstrand für ihren Sommer: umsäumt von rundgeschliffenen Granitfelsen, weißem Sand und dem klarsten Wasser auf Sardinien. Dort gab es ein paar provisorische Hütten und eine Strandbar mit einem Kiosk und natürlich Paulo, bei dem man sich immer mit Bier und einem Drink aus weißer und roter Myrthe eindecken konnte. Was wollten die Studenten mehr. Hier gab es alles was man zum Glück brauchte, Sommer, Sonne, Meer und schöne Frauen, die Fische konnte man mit der Hand fangen, so zahm waren sie. „Auch heute noch heißt bei uns Einheimischen dieser Strand spiaggia dei tedeschi – Strand der Deutschen.“
Auch heute noch kommt Paulo Sardo jeden Morgen hinunter an den Strand und füttert die Fische im kristallklaren Wasser mit der Hand. Viele der ehemaligen Studenten kommen immer noch hierher, allerdings sind die Hütten längst verschwunden. Proportional zum Alter und Geldbeutel der Gäste wuchsen auch ihre Ansprüche an den Komfort. Dort wo einst die Hütten waren, stehen die Gebäude des Fünf-Sterne Valle dell´Erica Resort mit mehreren Pools und einem Thalasso Spacenter für Meerwasseranwendungen. Die Küste und der Strand blieben jedoch völlig von den Neubauten unberührt. 1400 Meter Strand, voller kleiner und größerer Buchten umspülen das Resort, genauso wie einst. Alle Zimmer und Suiten haben Blick auf das türkisfarbene Meer und La Maddalena.

Prachtvolle Palazzi und romantische Gässchen


Wer die Hauptinsel des Archipels besuchen möchte, steigt vor Paulos Strand zu Kapitän Alessandro Ledda in die „Poseidon“, dem hoteleigenen Schiff, und lässt sich quer durch den maritimem Nationalpark hinüberfahren. Zwischendurch gibt es auch mal Badestopps, zum Beispiel an der Soraya Insel, benannt nach der persischen Prinzessin Soraya, die von Aga Khan diese Steininsel geschenkt bekam. 5000 Einwohner leben auf La Maddalena, in der Hochsaison sind es bis zu 15 000. Eine kleine Welt für sich mit prachtvollen Palazzi und engen romantischen Gässchen.
Weiter fährt die Poseidon zum Capo d‘Orso. Der zerklüftete, an die Statur eine Bären erinnernde Felsen ist das Wahrzeichen der Gallura. Von oben hat man eine herrliche Aussicht über Land und Küste bis hinüber nach Korsika. Den Jahrmillionen alten Felsen mit dem Bärengesicht sieht man allerdings am besten vom gleichnamigen Hotel „Capo d‘Orso“ aus. Dem romantischen Schwester-Hotel des Resorts Valle dell‘Erica, inmitten eines 100 000 Quadratmeter großen Parks aus wilden Oliven-und Wachoderbäumen sowie einem eigenen kleinen Hafen, wo das historische Segelschiff „Pulcinella“ aus dem Jahr 1927 vor Anker liegt.
Wenn am Abend bei Sonnenuntergang die Poseidon am Strand der Deutschen anlegt, wartet Paulo Sardo schon auf die Gäste mit einem ganz speziellen Sun-Downer. Jahraus, jahrein. Seit 33 Jahren. Und auf die Frage: „Paulo ist das noch deine Insel?“, antwortet der Sarde: „Certo! Solange die Myrthen hier wachsen, ist und bleibt das meine Insel.“ Dabei mischt er den Ausflüglern einen Cocktail, der alles in sich vereint, was zum unverfälschten Herz Sardiniens gehört: Mirto bianco, limone, birra und die rote Myrthe – la mirta rossa. (Sonja Vodicka) (Paolo Sardo beim Fischefütter; herrlicher Blick aufs Meer und Paolo kredenzt einen Cocktail - Fotos: Vodicka)

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