Bayernweit sorgt der Asiatische Laubholzbockkäfer inzwischen für vier Quarantänezonen Gefahr im Palettenholz. Entlang der Kelheimer Hafenstraße mussten im Mai so gut wie alle Bäume gefällt werden. Schuld war eine wenige Zentimeter große Larve: Die des Asiatischen Laubholzbockkäfers (ALB). 21 Ahornbäume hatte die Larve befallen. Doch nicht nur diese Gehölze mussten beseitigt werden. An insgesamt 270 Bäumen wurde die Axt angelegt, um der Gefahr vorzubeugen, dass sich der Käfer weiter ausbreitet. In Kelheim entstand in der Folge eine von bayernweit vier ALB-Quarantänezonen.
Seit etwas mehr als zehn Jahren ist Bayern vom Asiatischen Laubholzbockkäfer betroffen. Andernorts wütet das Insekt, das als einer der gefährlichsten Baumschädlinge weltweit gilt, schon viel länger. So tauchte der Schädling bereits vor 15 Jahren im österreichischen Braunau am Inn auf. Im Juli 2001 wurde er dort gemeldet. Bis dahin hatte es europaweit noch keine Meldungen gegeben. Zwölf Jahre lang dauerte es, bis der Käfer in Braunau ausgerottet war. 2013 konnte der Befall schließlich als getilgt gemeldet werden.
Erstmals tauchte der Schädling 2004 auf
Im gleichen Jahr allerdings fand man den Käfer bei Baumpflegemaßnahmen im oberösterreichischen Gallspach. Inzwischen mussten auch in Bayern tausende Bäume wegen des Schädlings gefällt werden. Hierzulande tauchte er erstmals im Mai 2004 in Neukirchen am Inn (Landkreis Passau) auf. An einem Ahornbaum mit Schadstellen an der Rinde und einem kreisrunden Ausbohrloch wurde er bemerkt. Sofort begannen mehrjährige Bekämpfungsmaßnahmen. Ende 2015 wurde mit ALB-Spürhunden und Baumkletterern noch einmal geprüft, ob Käfer vorhanden sind.
Nachdem man keine Spuren mehr fand, wurde die Ausrottung des Schädlings bekanntgegeben und die Quarantänezone aufgehoben. „Aktuell haben wir in Bayern vier ALB-Quarantänezonen“, informiert Elke Zahner-Meike von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) mit Sitz in Freising. Neben jener Zone, die im niederbayerischen Kelheim eingerichtet werden musste, wurden im oberbayerischen Feldkirchen, in Neubiberg im Landkreis München sowie in Schönebach, einem Ortsteil von Ziemetshausen im schwäbischen Kreis Günzburg, Quarantänezonen eingerichtet. In Schönebach wurde der Käfer im Herbst 2014 entdeckt.
Vor mehreren Jahren eingeschleppt
Die Einschleppung allerdings muss mehrere Jahre zuvor erfolgt sein. Bei etwa 1000 gefällten Laubgehölzen wurden rund 130 befallene Gehölze gefunden. Die ALB-Experten entdeckten 250 Larven, 270 Ausbohrlöcher, um die 5600 Eiablagen und zwei tote Käfer. Heuer im Januar wurde abermals eine Larve in Schönebach entdeckt. Wieder wurden 300 Gehölze, darunter vor allem Haselnuss, Weide und Pappel, gefällt, um dem Käfer den Garaus zu machen. Bei dieser zweiten Fällaktion wurden keine weiteren Befallsmerkmale oder Larven des Käfers gefunden.
In allen vom Laubholzbockkäfer befallenen Gebieten müssen Gehölze in einem Radius von 100 Metern um die betroffenen Bäume gefällt werden. „Entsprechend den Kenntnissen zur Mobilität des Laubholzbockkäfers gelten die Bäume in diesem Radius als befallsverdächtig“, erläutert LfL-Pressereferentin Zahner-Meike. Der überwiegende Teil der Käfer bleibt an dem Baum, aus dem er geschlüpft ist. Allenfalls werden direkt benachbarte Bäumen befallen. Nur sehr vereinzelt fliegen die Käfer weiter.
Nicht jeder Befall lässt sich zuverlässig erkennen
Kompliziert wird die Sache allerdings dadurch, dass es nicht verlässlich möglich ist, jeden Befall durch den ALB auch zu erkennen: „Darum werden nicht nur die definitiv befallenen, sondern auch befallsverdächtige Bäume entnommen.“ Der Befall in Braunau am Inn hatte die Fachwelt gelehrt, dass allein die Entnahme erkennbar befallener Bäume nicht zur Ausrottung des Käfers führt: „Es traten immer wieder Käfer auf, da man Befall übersehen hat.“ Erst das rigorose Fällen aller 16 bekannter Pflanzen, die der ALB befällt, könne zur Ausrottung führen. Zu diesen Pflanzen gehören neben dem Ahorn die Baumhasel, Birke, Esche, Pappel, Rosskastanie, Weide und Vogelbeere.
Nach wie kommt der Laubholzbockkäfer im Freistaat nur punktuell vor, die Landesanstalt für Landwirtschaft hält seine komplette Ausrottung deshalb für möglich. „Das hat jetzt die Aufhebung des Quarantänestatus in Neukirchen am Inn belegt“, sagt Elke Zahner-Meike. Für die Kommunen selbst sei es kaum möglich, vorzubeugen. Wobei es einige wenige Stellschrauben gibt, an denen gedreht werden könne. „So ist eine Einschleppung über Palettenholz, etwa im Zuge einer Granitstein-Lieferung, möglich“, erläutert die Pressereferentin. Auf EU-Ebene finde hierzu deshalb eine Einfuhrkontrolle statt. (Pat Christ)
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