Kultur

Das rätselhafte Bierherz: Plastinat eines stark vergrößerten menschlichen Herzens („Bierherz“) aus dem Institut für Pathologie, Klinikum Schwabing, München. (Foto: Philipp Mansmann)

18.04.2016

Bierherz

Hoher Bierkonsum führte früher dazu, dass die "Pumpe" aufs Doppelte anwachsen konnte

Ein kurioses Exponat gab das Haus der bayerischen Geschichte zum Weltgesundheitstag preis, das es in seiner großen Landesausstellung "Bier in Bayern" (29. April bis 30. Oktober) präsentieren wird: Das „Münchner Bierherz“. Um das Jahr 1900 ging es in die Medizingeschichte ein, denn es war fast doppelt so groß wie ein durchschnittliches Herz. „Am schlimmsten wirkt der fortgesetzte übermäßige Biergenuss auf eines der edelsten und wichtigsten Organe“, warnte der Münchner Chefpathologe Otto von Bollinger 1893. Auffällig oft kam es im München des ausgehenden 19. Jahrhunderts zu rätselhaften Herzvergrößerungen, die meist tödlich endeten. Studien untersuchten das skurrile Phänomen: Was Fachleute als idiopathische Herzhypertrophie bezeichnen, schrieb als „Bierherz“ Medizingeschichte. Den Untersuchungen nach waren es nämlich vor allem gewohnheits- und unmäßige Biertrinker, deren Herzen auf mehr als das Doppelte der üblichen Faustgröße anwuchsen und schließlich aufhörten zu schlagen.

Täglich bis zu 15 Liter Bier

Die hohen Mengen an Flüssigkeit und Alkohol richteten vor allem bei jungen, wohlgenährten und körperlich hart arbeiteten Mannsbildern enorme gesundheitliche Schäden an. Zu den Befunden der Pathologen passte der Umstand, dass die Betroffenen vielfach im Brau- und Gastgewerbe arbeiteten. Bis zu 15 Liter Bier haben Brauer, Bierkutscher und Schankkellner den Obduktionsberichten zufolge täglich und regelmäßig getrunken. Zum enormen Bierkonsum haben sicherlich die großzügigen Rationen an Haustrunk beigetragen, mit denen Brauereien ihre Angestellten teilweise entlohnten.

Todesursache Bierherz

Trotz der mahnenden Worte von Professor von Bollinger und seinen Kollegen stieg der Bierkonsum in Bayern bis ins Jahr 1900 auf 245 Liter pro Kopf und Jahr an und erreichte damit die doppelte Menge des Durchschnitts in Deutschland. Heute konsumieren die Bayern Schätzungen zufolge durchschnittlich rund 145 Liter Bier im Jahr, während der Pro-Kopf-Verbrauch bundesweit bei knapp über 100 Litern liegt. „Bierherzen“ sind aufgrund des gestiegenen Gesundheitsbewusstseins kaum noch zu erwarten. (BSZ)

Information:  Bayerischen Landesausstellung „Bier in Bayern“, 29. April bis 30. Oktober. Täglich 9 bis 18 Uhr. Kloster Aldersbach, Freiherr-von-Aretin-Platz, 94501 Aldersbach. www.hdbg.de

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