Kultur

Luther, gespielt von Thomas Borchert. (Foto: Langer)

20.01.2017

Flottes Reformatical

Religion und Unterhaltung: "Luther – Rebell Gottes" in Fürth uraufgeführt

Luther schmeißt das Tintenfass gegen den Satan, was einen hässlichen Fleck auf den Bühnenwänden hinterlässt: So etwas kann man sich nicht entgehen lassen in einem Musical, das Luther – Rebell Gottes heißt und am Stadttheater Fürth uraufgeführt wurde. Die Musik stammt von Christian Auer, die Texte sind von Nina Schneider. Damit hat das evangelische Franken ausgesorgt für Konfirmanden und Kirchenchöre: ein Reformatical durch Luthers Leben. Nina Schneider hat sich exakt an die Biografie gehalten, erzählt sie im Rückblick, und Luther lächelt schon vor Beginn milde dazu. Das Stück bedient Klischees, lässt den Papst und die Kardinäle tingeln, tanzen, sogar steppen. Der Reformator hingegen ist ein aufrechter Mann mit der bebenden Stimme des Zweifels und herrischer Überzeugung – am Ende überrollt ihn die Revolution der Bauernaufstände. Die „Miserables“ sind enttäuscht von ihm – aber mit mehr Luther-Bashing hält sich das Musical zurück. Luther – Rebell Gottes ist ein flott und unterhaltsam erzählter Theaterabend zwischen drei kahlen Wänden, mit viel schnellem Projektionswechsel, einfallsreichen Requisiten und einer blendend funktionierenden Theatertechnik. Marc Jungreithmeier ist ein Meister des „video-mapping“ und hat 2016 den Deutschen Musical Theater Preis bekommen.

Schmissige Musik

Da wird einem nicht langweilig, noch dazu, weil der Regisseur Werner Bauer seinen Luther (Thomas Borchert) wie eine deutsche Eiche auf die Bühnenbretter stellt. Das knappe Dutzend von Kleindarstellern zieht sich atemberaubend schnell um, singt, tanzt, spielt als Kardinalskolleg oder Bauernrotte. Die Musik passt sich den wechselnden Lebenssituationen an, der Komponist dirigiert in Fürth selbst. Im Orchestergraben ist mit Keyboard, E-Gitarre, viel Percussion und ein paar Instrumenten noch viel Platz. Dafür steht ein netter junger Mann in der Proszeniumsloge und sorgt mit Blickkontakt zur Bühne für Pferdegetrappel oder Gewitterdonner. Wort und Musik malen mit breitem Pinsel die Szenen von Rom bis Mainz: Schubbidu in der Sixtinischen Kapelle. Das Luther-Musical jongliert geschickt mit Religion, Unterhaltung und schmissiger Musik. Ein bisschen Heiligenkitsch verzeiht das animierte Publikum, applaudiert zum starken Lutherwort und jubelt glaubensfest über die Reli-Doppelstunde samt Reformations-Rap. Auch wenn Luther am Ende zugibt: „Ich kenne die Wahrheit nicht.“ Dann geht der Bibel-Rebell heim zu seiner schmucken Katharina, und die Bauernrebellen sind dran. (Uwe Mitsching)

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