Landtag

Ökonomischer Nutzen versus Umweltschäden: SPD kritisiert die staatliche Förderung von Schneekanonen. (Foto: dpa)

24.05.2016

Schwerwiegende Eingriffe in die Natur

Die Schneekanonen in den bayerischen Skigebieten sind seit Jahren Streitthema zwischen CSU und Opposition. Doch nun liefert die Staatsregierung der SPD im Schneekanonenstreit Futter

Die Modernisierung von Skigebieten mithilfe von Schneekanonen kann die Natur in den Alpen über Jahrzehnte hinweg schädigen. Zu dieser Einschätzung kommt das Umweltministerium in der Antwort auf eine parlamentarische Anfrage der Landtags-SPD. Ursache sind demnach weniger die Schneekanonen selbst als vielmehr die dafür notwendigen Baumaßnahmen: "Bei der Verlegung von Wasser-, Druckluft- und Stromleitungen werden schwere Baumaschinen eingesetzt und gerade in höheren Lagen kann es viele Jahrzehnte dauern, bis sich Humusschicht, Bodenleben sowie Pflanzen- und Tierwelt von den Eingriffen erholen können", heißt es in dem Papier.

Die SPD sieht sich in ihrer Kritik an der staatlichen Förderung von Schneekanonen bestätigt - und fordert nun eine Verschärfung der Vorschriften. "Das sind schwerwiegende Eingriffe in die Natur", sagte der Umweltpolitiker Florian von Brunn. Laut Umweltministerium treten Umweltschäden bei "baulich veränderten" Skipisten auch unabhängig von künstlicher Beschneiung auf - gemeint ist damit die Planierung von Pisten. Auf diesen Pisten sind demnach die Erosionsschäden größer, außerdem ist je nach Art des Bodens das Risiko von Erdrutschen und Hangabbrüchen erhöht.

Außerdem kann die künstliche Beschneiung laut Umweltministerium ab einer Meereshöhe von 1400 Metern gravierenden Einfluss auf die örtliche Pflanzenwelt haben. Von Brunn fordert deshalb auch verpflichtende Umweltverträglichkeitsprüfungen ab 1400 Metern. Bisher ist eine Umweltverträglichkeitsprüfung laut bayerischem Wassergesetz erst ab 1800 Metern vorgeschrieben - eine Höhe, die nur ganz wenige bayerische Skigebiete erreichen.

SPD fordert verpflichtende Umweltverträglichkeitsprüfungen ab 1400 Metern

Die Staatsregierung auf der einen sowie SPD und Grüne auf der anderen Seite im Landtag fechten seit Jahren um die Schneekanonen. Die vergleichsweise kleinen bayerischen Skigebiete haben große Mühe, mit der Konkurrenz in Tirol mitzuhalten. Die Staatsregierung fördert den Ausbau der Skigebiete, die Opposition argumentiert, dass sich der Klimawandel auch mit Hilfe von Beschneiung nicht aufhalten lasse - und die künstliche Beschneiung sei angesichts des fraglichen ökonomischen Nutzens die Umweltschäden nicht wert.

Unzufrieden ist von Brunn mit der Antwort des Ministeriums auf die Frage, wie sich die künstliche Beschneiung auf den Wasserhaushalt auswirkt. Wasser für die Schneekanonen müsse entweder aus Bächen entnommen oder aus dem Tal auf den Berg gepumpt werden, sagte der SPD-Politiker. In Teilen der französischen Alpen in Hochsavoyen, gebe es bereits Wassermangel. "Wir haben den Eindruck, dass das Umweltministerium da gar nicht so genau hinschauen will", kritisierte von Brunn.

Das Ministerium argumentiert in seiner Antwort auf die Fragen der SPD, die Auswirkungen einer Beschneiung seien in Sachen Wasserhaushalt "eher von geringer Bedeutung". "Hauptproblem aus wasserwirtschaftlicher Sicht ist eher die Anlage der Skipiste an sich", heißt es in dem Dokument. Denn das Landesamt für Umwelt hat "generell für Skipisten eine gravierende Erhöhung der Abfluss- und Erosionsbereitschaft" festgestellt. (dpa)

Hintergrund: Schneekanonen
Ohne künstlichen Schnee geht in den Skigebieten der Alpen nichts. Denn beschneit wird keineswegs nur bei Schneemangel - sondern um eine gute Grundlage auf der Piste zu bekommen. Ganz besonders gilt das für Skirennen. Ein alter Scherz unter Wintersportlern besagt, dass echter Schnee fürs Rennen unerwünscht ist. Die Pisten sollen möglichst eisig sein, deswegen wird nicht nur künstlich beschneit, sondern nachts Wasser in die Piste gepumpt, das bei Minusgraden dann zu Eis gefriert.
Es gibt zwei Haupttypen von Beschneiungsmaschine: Die eigentlichen Schneekanonen heißen im Fachjargon "Propellermaschinen", werden mobil aufgestellt und ähneln äußerlich einer Windmaschine. Daneben finden sich "Schneelanzen". Das sind fest installierte und mehrere Meter lange Rohre mit einem Düsensystem am oberen Ende.
Die Kritik der Umweltschützer entzündet sich an zwei Faktoren. Zum einen geht es um den Wasser- und Energieverbrauch: Für eine 30 Zentimeter hohe Schneedecke auf einem Hektar Skipiste werden im Schnitt 1000 Kubikmeter Wasser benötigt, wie das Umweltministerium auf eine Anfrage der Grünen erläuterte. Das Ministerium schätzt, dass die bayerischen Skigebiete im vergangenen Jahr 11,4 Kilowattstunden Strom verbraucht haben, was in etwa 3500 Zwei-Personen-Haushalten entspricht.
Zum anderen verursachen aber vor allem die technischen Installationen langfristige Schäden an der Natur. Für die künstliche Beschneiung müssen lange Wasser- und Stromleitungen gebaut werden, außerdem Speicherteiche, technische Gebäude für die Steuerung der Anlage sowie Garagen. (dpa)

Kommentare (0)

Es sind noch keine Kommentare vorhanden!
Die Frage der Woche
Vergabeplattform
Vergabeplattform

Staatsanzeiger eServices
die Vergabeplattform für öffentliche
Ausschreibungen und Aufträge Ausschreiber Bewerber

Jahresbeilage 2023

Nächster Erscheinungstermin:
29. November 2024

Weitere Infos unter Tel. 089 / 29 01 42 54 /56
oder
per Mail an anzeigen@bsz.de

Download der aktuellen Ausgabe vom 24.11.2023 (PDF, 19 MB)

E-Paper
Unser Bayern

Die kunst- und kulturhistorische Beilage der Bayerischen Staatszeitung

BR Player
Bayerischer Landtag
Abo Anmeldung

Benutzername

Kennwort

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.

Abo Anmeldung

Benutzername

Kennwort

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.