Politik

Friedrich Merz (links), CDU-Bundesvorsitzender, steht neben Markus Söder (CSU), Ministerpräsident von Bayern, nach dessen Rede beim CDU-Bundesparteitag. (Foto: dpa/Kappeler)

08.05.2024

Lauernde Raubtiere auf Harmoniekurs

Es ist die Szene des CDU-Parteitags: Parteichef Merz und sein CSU-Kollege Söder feiern sich auf offener Bühne für eine Zusammenarbeit ohne Streit. Ob das auch so hinter den Kulissen gilt?

Berliner Bär, bayerischer Löwe und die K-Frage als weißer Elefant: CDU-Chef Friedrich Merz hat mit einem vieldeutigen Gleichnis das nicht immer ganz entspannte Machtverhältnis zwischen ihm und CSU-Chef Markus Söder beschrieben. Nach dem umjubelten Auftritt des bayerischen Ministerpräsidenten auf dem Berliner CDU-Parteitag übergibt Merz Söder am Dienstag einen Berliner Bären im neuen CDU-Farbton Türkis.   

Er wolle damit auch etwas aussagen, sagt Merz: "Der bayerische Löwe und der Berliner Bär sind bekanntermaßen zwei Raubtiere. Der Löwe ist ein bisschen leichter, etwas kleiner. Er wiegt bis zu 250 Kilo, hat als männliches Wesen eine starke Mähne." Unter dem Applaus der Delegierten setzt er nach: "Der Bär ist etwas größer. Er wiegt bis zu 900 Kilo." Und eines sei klar: "Löwe und Bär legen sich in der Regel nicht miteinander an. Das bekommt dem einen nicht und dem anderen nicht. Deswegen gehen sie sich eigentlich, wenn es um die Verteidigung von Jagdgebieten geht, aus dem Weg." 

Mehr als sechs Stunden Antragsarbeit

Aber es gebe eine Gemeinsamkeit, sagt Merz verschmitzt in den Jubel der Delegierten hinein: "Allen anderen sei herzlich und dringend anempfohlen, sich weder mit dem einen noch mit dem anderen anzulegen." 

Bis zu dieser denkwürdigen Szene vor dem riesigen Bühnenbild in der neuen CDU-Farbe "Wick-blau" (Söder) hatten die Delegierten mehr als sechs Stunden zähe Antragsarbeit hinter sich. Schon zu Beginn der Rede kommt Söder auf die K-Frage zu sprechen: "Natürlich ist ein CDU-Parteivorsitzender immer Favorit." Und beinahe wie eine Entschuldigung für seinen Umgang mit dem damaligen Unions-Kanzlerkandidaten Armin Laschet von 2021 und seine Verantwortung zum Entstehen der Ampel fügt er hinzu: "Ich verspreche euch, an mir wird der Erfolg 2025 nicht scheitern." CDU und CSU würden die nächste Bundestagswahl zusammen rocken und die Ampel ablösen.

Söder nutzt seine Rede aber auch, um sich von Merz abzugrenzen. Unter dem Applaus der CDU-Delegierten erteilt er einmal mehr einer Koalition mit den Grünen eine Absage: "Ich weiß nicht, ob die Mehrzahl unserer Wähler es als wirklichen Segen verstehen würde, wenn wir die Ampel und die Grünen, die die Ampel ehrlicherweise inhaltlich schon ziemlich dominieren, wenn diese Ampel dann in Form der Grünen eine Verlängerung bekommt." Das ist in der Union aber nicht unumstritten. Besser gesagt: Merz ist strikt dagegen.

Die K-Frage hatte schon am Montag auf dem Parteitag indirekt eine Rolle gespielt: Als Merz mit fast 90 Prozent als Parteichef bestätigt wird, werten viele in der CDU als Rückenwind. Genauso ist klar: Die K-Frage könnte bis zum verabredeten Entscheidungstermin im Herbst erneut aufflammen - auch weil die persönlichen Umfragewerte von Merz bislang deutlich hinter denen von Söder und Wüst bleiben. Bär und Löwe - ob es am Ende doch noch zum Kräftemessen kommt? (Ulrich Steinkohl, Marco Hadem, Jörg Blank, Sascha Meyer, dpa)

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