Politik

Michael Stiller. (SZPhoto)

16.08.2016

Ein Ausnahmejournalist

Zum Tod des BSZ-Autors Michael Stiller

Einzelheiten zur Steueraffäre Zwick, Franz Josef Strauß’ Sicht auf den chilenischen Ex-Diktator Pinochet oder Edmund Stoibers politische Jugendsünden: Wenn’s um Details aus dem politischen Bayern vergangener Jahre geht, müssen Journalisten meist erstmal im Archiv nachlesen. Michael Stiller pflegte bei derlei Fragen zwei Sekunden zu überlegen, dann schnurrte er die Antworten herunter, druckreif und oft noch garniert mit allerlei humorigen Anekdoten. Auf den verblüfften Einwurf, wie er sich das alles merken könne, antwortete er dann: „Mei, das ist doch mein Leben.“

Die CSU zitterte vor seinen Enthüllungen


Tatsächlich war es so, dass der Journalist Michael Stiller für seinen Beruf brannte. Lange bevor die Süddeutsche Zeitung das Ressort „Investigative Recherche“ einführte, fungierte Stiller dort als Investigativ-Journalist par excellence. Die CSU zitterte vor seinen Enthüllungen,  schätzte  ihn aber doch als verlässlichen Gesprächspartner. „Ich habe ihn als außergewöhnlich kritsch, aber auch als fair und menschlich überaus ansprechend erlebt“, erinnert sich der CSU-Ehrenvorsitzende Theo Waigel.

Zur Fairness gehörte für Stiller auch, eigene Fehler zuzugeben. Im Kreis der Landtagspresse bedauerte er einst, den damaligen Ministerpräsidenten Max Streibl zu hart kritisiert zu haben. Nach seinem SZ-Abschied im Jahr 2005 schrieb Stiller vor allem für die Bayerische Staatszeitung. Er war ein wunderbarer, brillanter und liebenswürdiger Kollege, dessen treffsichere Analysen und bilderreicher Wortwitz immer wieder begeisterten. Vergangenen Freitag ist Michael Stiller im Alter von 71 Jahren gestorben. (Waltraud Taschner)

Kommentare (1)

  1. Calle Macke am 23.08.2016
    Ein sehr fairer Nachruf auf einen seinerseits fairen Journalisten. Von Michael Stiller konnte man tatsächlich lernen,was ein professioneller, harter, aber den 'Gegner' nie verletzender Journalismus einmal war. Ich schreibe 'war', weil diese Art eines 'englischen Fair-Play-Journalismus heute leider an persönlichen Leuchttürmen verloren hat. Wir können uns glücklich schätzen, Stiller auch persönlich gekannt zu haben. Und nicht zu vergessen: Michael Stiller war immer auch ein sehr solidarischer Kollege. Dem Verein 'Journalisten helfen Journalisten' hat er von Anfang an angehört - nicht nur als passiv zahlendes Mitglied. Er hat oft Kolleginnen und Kollegen in Not großzügig geholfen, wollte aber keine Öffentlichkeit. "Das tut man doch, oder?"
    Carl wilhelm Macke ( jhj, Basislager, München )
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