Politik

Auf dem Radl durch die Stadt: Oft gleicht das einem Hindernisparcours. (Foto: dpa)

24.03.2017

Ungehindert durch die Stadt brausen

Die Stadt München will mehr Ökoverkehr – die Grünen finden die Maßnahmen halbherzig und planen einen Radl-Bürgerentscheid

Das nervt: „Autos parken auf Radwegen, die ohnehin zu eng sind. Dazu die vielen roten Ampeln, die einen zwingen, anzuhalten.“ Katharina Schulze, Vorsitzende der Grünen im Landtag, erlebt jeden Tag auf dem Weg zur Arbeit, dass München der selbst gewählten Bezeichnung „Radlhauptstadt“ keineswegs gerecht wird. Das will sie – gemeinsam mit dem Grünen-Bundestagsabgeordneten Dieter Janecek – ändern. Die beiden drohen der Stadt nun mit einem Bürgerentscheid, um den Radl-Verkehr deutlich zu stärken. Janecek, ebenfalls passionierter Radler, betont: „Städte wie Amsterdam, Kopenhagen, Bremen oder Münster sind viel weiter.“

Was den Radverkehr angeht, liegt Bremen unter Deutschlands Städten mit mehr als 500 000 Einwohnern auf Platz eins: 25 Prozent aller Wege werden dort mit dem Rad zurückgelegt. In München sind es nur 17 Prozent. Ein geschlossenes Bremer Wegenetz für den Radverkehr, viele Kilometer straßenunabhängiger Radwege, 25 000 Abstellplätze und jede Menge Fahrradstraßen – eine Erfindung der Stadt –, bringen dort immer mehr Menschen dazu, ihr Auto stehen zu lassen.

In München enden Radwege dagegen noch zu oft „im Nirvana“, klagt Christian Hierneis vom Bund Naturschutz (BN). Der Vorsitzende der Kreisgruppe München betont: „Radeln wird erst dann attraktiver, wenn man schnell, störungsfrei und sicher in und durch die Stadt kommt.“ Dazu braucht es mehr Rad- und auch Radschnellwege, weniger Ampeln und Straßen mit grüner Welle fürs Radl. Immerhin: Im April kommt endlich die lange angekündigte grüne Welle für Radfahrer in der Schellingstraße – ein Modellprojekt der TU München. „Wir vom BN haben für einige Straßen in München längst ausgerechnet, welche Ampelschaltung es bräuchte – für Radler mit Tempo 15 und auch 30. Einfach indem wir sie selbst abgefahren sind“, sagt Hierneis.

Fakt ist: Eine Stärkung des Radverkehrs wird immer eine Schwächung des Autoverkehrs bedeuten. Dazu „müssen auch unbequeme Entscheidungen getroffen werden“, betont Andreas Groh, Vize-Vorstand vom ADFC München. Auch der Fahrradclub erwägt einen Radentscheid. Vorbild ist ein Berliner Volksentscheid, dessen Hauptforderungen die rot-rot-grüne Koalition jüngst übernahm.

Grüne Welle in der Schellingstraße im April

Allerdings: Berlin ist ein Land, München eine Stadt. Für ein Begehren nach der Gemeindeordnung braucht es eine einfache Ja-Nein-Frage. Die zu formulieren dürfte schwierig werden.

Der Münchner Stadtrat selbst hat jüngst beschlossen, dass bis 2025 80 Prozent aller Wege mit schadstofffreien Verkehrsmitteln zurückgelegt werden sollen. Ohne eine signifikante Erhöhung des Radverkehrs geht das nicht. „Passiert bis 2018 zu wenig, werden wir das Bürgerbegehren konkret ins Auge fassen“, kündigt Groh vom ADFC an.

Dass sich am Ende konkrete Forderungen formulieren lassen, daran zweifelt die Grüne Schulze nicht. Sie und Janecek laden Ende April in München zur Veranstaltung „Freie Fahrt fürs Rad“ ein – mit dabei sind die Initiatoren des Berliner Volksentscheids. Schulze, die schon bei den Entscheiden zu Olympia und Dritter Startbahn eine tragende Rolle spielte, betont: „Ich mache mir keine Sorgen, dass wir die Menschen dafür begeistern können.“ (Angelika Kahl)

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