Bauen

Sie koordinieren die herstellerneutrale Informations- und Marketingkampagne der deutschen Mauerziegelbranche: Hans R. Peters, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Mauerziegel im Bundesverband der Deutschen Ziegelindustrie e. V. und Geschäftsführer Mein Ziegelhaus, Thomas Fehlhaber, Geschäftsführer Unipor, und Clemens Kuhlemann, Geschäftsführer Deutsche Poroton (v. l. n. r.). (Foto: Lebensraum Ziegel/Christoph Große)

30.04.2015

Bauweisen und Baustoffe neu bewerten

Die deutsche Mauerziegelindustrie geht gemeinsam neue Wege

Seit Jahrtausenden werden Ziegel ausschließlich aus den vier Elementen Feuer, Wasser, Luft und Erde hergestellt. Allerdings hat sich der Ziegel von einst in den letzten Jahrzehnten in rasantem Tempo zum Hightechbaustoff entwickelt. Die Bayerische Staatszeitung sprach mit Thomas Fehlhaber, Geschäftsführer Unipor, Clemens Kuhlemann, Geschäftsführer Deutsche Poroton, und Hans R. Peters, Geschäftsführer Mein Ziegelhaus, über die Neubewertung des Baustoffs Ziegel.
BSZ: Herr Fehlhaber, vor Kurzem startete eine Informations- und Marketingkampagne für Hintermauerziegel. Initiatoren sind Unternehmer der deutschen Mauerziegelindustrie. Warum?
Fehlhaber: Ganz kurz gesagt: ein rasant gewachsener Informationsbedarf und ein bislang fehlendes Konzept für Marketing zum Mauerziegel.
Kuhlemann: Durch Entwicklung von neuen Produkten und Ziegelsystemen ist die Industrie heute in der Lage, den spürbaren Aufschwung im mehrgeschossigen Wohnungsbau aktiv mitzugestalten. Bislang war im vierten Geschoss sozusagen Schluss, was die Statik angeht. Hightech-Ziegel von heute machen sicheren Geschossbau bis zu neun Geschossen möglich. Das müssen wir stärker kommunizieren. Zentrales Instrument dafür ist die Webseite www.lebensraum-ziegel.de.
Peters: Wir haben in Deutschland vier Produktgruppen des Mauerziegels mit Markenwert. Bisher haben die dahinter stehenden Unternehmen nur zum Teil Öffentlichkeitsarbeit betrieben. Und schon gar nicht gemeinsam. Der Wettbewerb praktiziert seit Jahren ein in der öffentlichen Wahrnehmung konzertiertes Vorgehen. Unsere technische Zusammenarbeit zeigt, dass gemeinsames Potenzial nicht nur in Technik, Normung und Zulassung bestehen kann, sondern – darauf aufbauend – im herstellerneutralen Gattungsmarketing für den Mauerziegel. Hier setzen die Unternehmer an, um die wachsenden Werte der Ziegelbauweise darzustellen. BSZ: Was meinen Sie damit?
Peters: Moderne Mauerziegel sind in der Lage, alle komplexen Anforderungen an das Bauen problemlos zu erfüllen. Das betrifft den Wärme-, Brand- und Schallschutz ebenso wie die Statik. Von besonderer Bedeutung sind ein wohngesundes Raumklima dank Speicherfähigkeit sowie Wartungsarmut und Wertzuwachs.
Fehlhaber: Investoren äußerten Bedenken zur Fokussierung auf zusätzliche Dämmschichten als scheinbar einzige Möglichkeit zum effektiven Wärmeschutz. Auf der Suche nach echten Alternativen sind erfreulicherweise monolithische Konstruktionen ins Blickfeld gerückt, die die Baukosten niedrig halten, ausreichend Brandschutz bieten und deren Instandhaltungskosten über die gesamte Standzeit gering sind.
Kuhlemann: Bau- und Wohnungswirtschaft befinden sich im Wandel. In den Ballungszentren beobachten wir den Trend zur Verdichtung, bei dem wir mit der Ziegelbauweise gut punkten können. Sie erfordert zeitgemäße Überlegungen zum Brand- und vor allem Schallschutz. Diese Entwicklung wird auch das Mikroklima beeinflussen. Massive Konstruktionen bieten notwendige Speichermassen und sorgen innen für angenehmes Raumklima – im Winter wie im Sommer. Auch mit Blick auf die demografische Situation ein neu zu bewertender Vorteil der Ziegelwand. BSZ: Welche Herausforderungen sehen Sie mit der EnEV 2016?
Fehlhaber: Die nächste Stufe der Energieeinsparverordnung belastet die Außenwand überdurchschnittlich. Das kritisieren wir, weil in modernen Gebäuden die Wärme kaum noch über die Wand verloren geht. Deshalb werden wir uns verstärkt in die öffentliche Debatte einmischen, um Klarheit zu schaffen. Demgegenüber begrüßen wir die geplante Verschärfung der Berechnung von Fensterflächen. So genannte Glaspaläste, die mit teurer Klimatechnik temperiert werden müssen, sollten wir uns nicht länger leisten. Außerdem votieren wir, vor allem unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit, für Ersatzneubau statt Sanierung. Auch in diesem Zusammenhang ist die Speicherfähigkeit von gebranntem Ton neu zu bewerten. BSZ: Eine Fülle an Aufgaben und Herausforderungen. Mit welchen Instrumenten starten Sie?
Peters: Die Webseite www.lebensraum-ziegel.de ist mittlerweile online gegangen. Wir informieren unsere Zielgruppen durch Pressearbeit und über soziale Netzwerke darüber, was sich in der Mauerziegelbranche und der Ziegelwelt tut. Darüber hinaus bieten wir Marktforschung für die regional agierenden Unternehmen und Webinare. Für den am Ziegel interessierten Hausherren in spe gibt es verschiedene Informationsangebote. So kann er unter anderem nach Spezialisten für die Planung und Ausführung von Ziegelhäusern in seiner Region suchen. Qualifizierte Hinweise zum Verbraucherschutz bietet unser Kooperationspartner, der Bauherren-Schutzbund e. V.
Fehlhaber: Erstmals zeigen wir die mittelständischen Unternehmer. Die Mehrzahl der Betriebe agiert regional und befindet sich – zum Teil seit Generationen – in Familienhand. Sie stellen nicht nur für die deutsche Bauwirtschaft eine wichtige Säule dar. Der Wirtschaftszweig beschäftigt mehr als 1500 Mitarbeiter und bildet aus. Wohlwissend, dass die Ziegler in einem energieintensiven Wirtschaftszweig arbeiten, setzen sie alles daran, Ressourcen zu schonen, beispielsweise durch effiziente Produktionstechnologien, straffes Energiemanagement und die Nutzung erneuerbarer Energien.
(Interview: Friedrich H. Hettler)

Kommentare (1)

  1. Paperrot am 05.05.2015
    Sehr geehrte Damen und Herren,
    an den Herrn Fehlhaber hätte ich durchaus eine Frage: was soll an einem Abriss mit Neubau "nachhaltiger" sein, als an einer Sanierung!?! Auf eine Hinweis wo man so etwas nachlesen kann und wie das dann begründet sein soll wäre ich sehr gespannt!
    MfG
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