Bauen

Michael Kordon ist 1. Vizepräsident der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau. (Foto: B. Gleixner)

28.11.2014

"Enormer Aufwand in der Vorbereitung"

Ingenieurekammer-Bau-Kolumne über "Baustellen - nervig oder nötig?"

Wer kennt das nicht, man fährt los in der Ferienzeit und trifft schon auf die erste Baustelle. Warum gerade jetzt, fragt man sich. Die Antwort ist simpel: Unsere Straßen und Brücken sind hochbelastet, der Verkehr hat auf allen Straßen zugenommen und gerade der mehr werdende Schwerverkehr setzt unseren Straßen und Brücken gewaltig zu. Dies führt nicht nur zu einem erhöhten Sanierungs- und Erneuerungsaufwand, sondern auch zu immer geringeren Zeitfenstern, in denen Bauarbeiten überhaupt möglich sind. Die sind jedoch für den dauerhaften Erhalt unserer Straßen und Brücken unerlässlich.
Heute wird keine Brücke saniert und keine Fahrbahn erneuert, ohne den Bauablauf genau zu planen. Es sind viele Antworten zu finden, bevor die Asphaltfräse zum ersten Mal zum Einsatz kommt. Bevor die Bauarbeiten beginnen, steht am Anfang ein Schaden, da eine Straße oder Brücke in die Jahre gekommen ist oder vom Verkehr geschädigt wurde. Notwendige Arbeiten werden von einem fachkundigen Ingenieur analysiert, mögliche Sanierungsmaßnahmen abgewogen. Welche Bauteile können saniert werden? Was ist zu erneuern? Reicht die vorhandene Dimensionierung aus? Muss die Tragfähigkeit für den Verkehr erhöht werden? Sind diese und weitere bautechnischen Fragen beantwortet, tauchen schnell zwei andere Fragen auf: Wann können wir bauen? Und wohin mit dem Verkehr während der Bauzeit?
Dabei gibt es einiges zu berücksichtigen: Jede Straße zeigt eine andere Verkehrsverteilung. Hauptverkehrswege zu und in größeren Städten sind häufig vom starken Berufsverkehr geprägt: am Morgen Stau in die eine Richtung und am Abend in die Gegenrichtung. Ferienstrecken sind über das Jahr oft gar nicht so hoch belastet, aber in der Ferienzeit oder an schönen Wochenenden wird die Kapazitätsgrenze gesprengt.
Bei Autobahnbaustellen muss der Verkehr im reduzierten Verkehrsraum zum Beispiel auf der Gegenfahrbahn abgewickelt werden. Denn die vielen Fahrzeuge, die heute auf Autobahnen fahren, würden das nachgeordnete Straßennetz überfordern, auch wenn es sich nur um kurze Baumaßnahmen handelt. Auf einspurigen Straßen mit geringerer Verkehrsbelastung ist oft eine Umleitung – trotz Belastungen an der Umleitungsstrecke – die bessere Lösung.
Wird eine Straße wegen Bauarbeiten in einem Ort gesperrt, stellt sich die Frage, wie kommen die Anwohner in ihre Häuser, wenn die Straße vor der Haustüre saniert wird? Wie können Zufahrten zu Geschäften, Gewerbebetrieben aufrechterhalten werden? Während der Schulzeit muss geklärt werden: Wo fährt der Schulbus, wie kommen die Kinder in die Schule? Und schließlich muss mit Polizei und Rettungskräften abgestimmt werden, welche Auswirkungen eine Sperre für deren Einsätze haben kann.
Gerade in den Ferien, wenn kein Berufsverkehr rollt und niemand in die Schule muss, ist auf vielen Straßen deutlich weniger los. Diese verkehrsschwachen Zeiten werden daher intensiv für Bauarbeiten genutzt.

So kurz wie
möglich belasten


Ziel bei der Vorbereitung von Baustellen im Straßennetz ist es immer, die betroffenen Bürger, die Verkehrsteilnehmer, die Anwohner an Baustellen und an Umleitungsstrecken so wenig und so kurz wie möglich zu belasten. Daher wird heute bei allen Baustellen ein enormer Aufwand in der Vorbereitung betrieben. Man setzt auf ein modernes Verkehrsmanagement, verlegt die Bauarbeiten immer häufiger in die Nacht oder versucht den Verkehr unter beengten Verhältnissen an der Baustelle vorbei zu führen. Aber wie auch immer eine Baustelle organisiert ist, ohne jede Einschränkung des Verkehrsraums kann nicht gebaut werden.
Baustellen nerven vielleicht den einen oder anderen Verkehrsteilnehmer – aber für einen verantwortlichen Umgang mit unseren Straßen und Brücken sowie für den Erhalt einer funktionierenden Infrastruktur muss kontinuierlich investiert und gearbeitet werden. Daher, um zur Anfangsfrage „nervig oder nötig?“ zurückzukommen: Baustellen sind manchmal vielleicht nervig, aber immer nötig. (Michael Kordon - der Autor ist 1. Vizepräsident der Bayerischen Ingeneiurekammer-Bau)

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