Bauen

Der Beleuchtersteg der Olympiahalle nach dem Umbau. (Foto: IG HSP)

18.03.2011

Fit für den Veranstaltungsbetrieb

Umbau und Erweiterung des Beleuchterstegs in der Olympiahalle München

Die Olympiahalle in München wurde für die Austragung der Olympischen Sommerspiele im Jahr 1972 erbaut und ist heute Austragungsort für zahlreiche Großveranstaltungen und Konzerte mit bis zu 15 000 Besuchern.
Im Rahmen der Veranstaltungen wird die jeweilige Veranstaltungstechnik und das Showequipment auf einer Beleuchtungsebene über der Arena installiert. Die Beleuchtungsebene besteht aus zwei Hauptträgern, vier Arbeitsstegen und mehreren Verbindungsstegen mit einem Gesamtgewicht von 350 Tonnen Stahl. Die Ebene wird als „Beleuchtersteg“ bezeichnet. Das zusätzliche Gewicht aus der Veranstaltungstechnik beträgt bis zu 70 Tonnen. Durch die ständig wachsenden Ansprüche der Show- und Konzertveranstalter nimmt die Belastung des Beleuchterstegs stetig zu.
Um die Tragfähigkeit der Konstruktion aufgrund der zunehmend hohen Lasten weiterhin zu gewährleisten und die neue Veranstaltungstechnik aufnehmen zu können, wurde im Rahmen einer Baumaßnahme während der Hallensperrung von Juni bis August 2010 der Beleuchtersteg in der Olympiahalle umfangreich ausgebaut und statisch verstärkt.
Es wurde zudem ein elektronisches Überwachungssystem „Bauwerksmonitoring“ für die wechselnden Lasten aus der Veranstaltungstechnik vorgesehen und die technische Ausstattung des Beleuchterstegs erneuert und umgebaut. Dieser diffizilen Aufgabe hat sich die Ingenieurgemeinschaft Höllerer, Schäfer und Partner (HSP) mit einer langjährigen Erfahrung für Spezialprojekte als Generalplaner für die notwendigen Umbau- und Verstärkungsmaßnahmen angenommen.
Der Beleuchtersteg mit einer Grundfläche von 3500 Quadratmetern ist eine komplexe räumliche Stahlkonstruktion aus einzelnen Fachwerkträgern mit bis 70 Metern Länge und 3 Metern Konstruktionshöhe sowie mehreren Seilabspannungen in verschiedenen Ebenen. Die Stahlkonstruktion besteht im Wesentlichen aus zwei Hauptträgern und vier daran angehängten Arbeitsstegen im Abstand von je 14 Metern. Die Konstruktion befindet sich in 20 Metern Höhe über der Arena und ist an die Hauptkonstruktion des Zeltdachs der Olympiahalle angehängt.

Komplexe räumliche Stahlkonstruktion


Im Rahmen der Umbaumaßnahme wurden Teile der alten Konstruktion zurückgebaut und der Beleuchtersteg um 10 Meter über die östliche Tribüne verlängert sowie die wesentlichen Bauteile statisch verstärkt. Für die notwendige räumliche Stabilität der Konstruktion wurden einzelne Querstreben als räumliches Stabwerk vorgesehen. Die Querstreben wurden an die Obergurte der Arbeitsstege gelenkig angeschlossen um asymmetrische Lasteintragungen durch die Veranstaltungstechnik auszugleichen.
Die Anhängepunkte und Verbindungsbolzen der Arbeitsstege an die Hauptträger sowie die Lagerpunkte der Verbindungsstege mussten aufgrund der vorhandenen geringen Materialgüten durch den Einbau von mehrschnittigen Verbindungen verstärkt werden. Zahlreiche Streben und Stahlträger wurden durch das Aufschweißen von Verstärkungsprofilen oder den Austausch einzelner Profile verstärkt und ergänzt.
Für die neue Projektionstechnik wurden oberhalb der Besucherränge mehrere Projektionswände mit einer Fläche von je 40 Quadratmetern aufgebaut.
An allen Bereichen des Beleuchterstegs wurde zeitgleich an den Umbau- und Verstärkungsmaßnahmen, der neuen Projektionstechnik und der technischen Ausstattung gearbeitet sowie die gesamten Stahlbauteile mit einer sichtbaren Oberfläche von rund 6000 Quadratmetern neu beschichtet, um den Ansprüchen an eine moderne und flexible Beleuchterebene für jeden Veranstaltungsbetrieb gerecht zu werden.
Die besondere Herausforderung bei der Planung und Umsetzung dieser vielschichtigen und komplexen Baumaßnahme lag in der statischen Berechnung und Fachplanung der notwendigen Verstärkungs- und Erweiterungsmaßnahmen sowie der Überwachung der technischen- und termingerechten Ausführung. Nach Fertigstellung der Baumaßnahme nach nur zehn Wochen Bauzeit wurde der Veranstaltungsbetrieb pünktlich wieder aufgenommen. Es mussten hierbei zahlreiche Belange aus dem Veranstaltungsaufbau „Rigging“, dem neuen Projektionssystem sowie der übrigen technischen Ausstattung erfasst und bei der Planung koordiniert und berücksichtigt werden.
Diese anspruchsvolle Zielsetzung konnte durch die detailgenaue Tragwerks- und Objektplanung der Ingenieurgemeinschaft Höllerer, Schäfer und Partner termingerecht realisiert werden. Die Überwachung und Qualitätssicherung der Baudurchführung wurde ebenfalls durch IG HSP gemeistert.
Für die Brandschutzuntersuchnungen zeichnete das Münchner Unternehmen BrandschutzPLAN Kühnlein & Partner verantwortlich. Für die Verlängerung des Beleuchterstegs hat die Firma eine eigene Untersuchung vorgenommen, die die neu einzubauende Technik gleichermaßen wie die bestehende Technik auf der Regiekanzel und am Beleuchtersteg, bewertet und darauf aufbauend in Abstimmung mit den Fachplanern zum einen und in engem Kontakt mit der Branddirektion zum anderen, den Brandschutznachweis (für die Baugenehmigung) erstellt.

Vier Videotafeln
wurden abgebaut


Wie bereits erwähnt wurde ein neues komplexes Projektoren-System installiert. Die in der Mitte der Halle bislang installierten vier Videotafeln wurden abgebaut und durch sechs Projektionsflächen im Rund der Halle hinter dem Publikum ersetzt. Dahinter steckte der Wunsch, die Mitte der Halle frei zu halten, damit auch große Zentralbühnen in der Mitte der Halle möglich sind, wie sie viele Gastspielproduktionen mittlerweile fordern.
Installiert wurden insgesamt sechs Projektionsflächen rund um die Tribünen, jeweils mit einer Bildbreite von über sieben Metern. Man entschied sich hierbei gegen LED-Wände, wie Bernd Noack von proAV Consulting in Köln, der Bauleiter für die Projektion und Regiekanzel, erklärt: „Zum einen würde die Installation von LED-Wänden mit ihrem nicht unerheblichen Gewicht direkt über der letzten Zuschauerreihe eine erhebliche statische Belastung für die freitragende Betonkonstruktion der oberen Ränge bedeuten. Weiterhin wäre die Geräuschbelästigung durch die bei LED-Wänden nach wie vor unvermeidlichen Lüfter nicht zu vernachlässigen. Dazu kommt die Frage der Verschmutzung. Die bis 2010 installierten LED-Tafeln in der Mitte der Halle mussten mindestens einmal im Jahr gereinigt werden, da spezielle Veranstaltungen wie Moto-Cross oder Reiten für eine nicht unerhebliche Verschmutzung sorgen. Die Reinigung von sechs LED-Wänden jeweils über der letzten Zuschauerreihe würde einen ziemlich großen Arbeitsaufwand verursachen.“
Bespielt werden die Flächen mit sechs Christie HD+35K Projektoren, die laut Noack als einzige Geräte all das mitbrachten, was für diese Installation gefordert wurde. Entscheidend waren dabei die Helligkeit, Warping-Funktion, Kontrast, Handling, Schallschutzgehäuse und die Größe der Geräte. Kriterien mit denen der Roadie HD+35K punkten konnte, ist er doch der derzeit hellste HD-Projektor mit bis zu 32.500 ANSI-Lumen.
Bauleiter Noack ergänzt: „Auch die Kosten, das Gewicht, die Geräuschentwicklung, die Wartungsmöglichkeiten und schließlich eine sehr aussagekräftige Probeprojektion spielten eine Rolle und führten letztlich zwischen Bauherrn, Betreiber, Architekt und Planer zu einer einstimmigen Entscheidung für die Christie-Geräte.“
Die Schallschutzgehäuse für die Projektoren wurden eigens für diese Installation von Media Image GmbH, sesshaft in Zorneding bei München, gebaut, die auch für die Installation der Projektoren in der Münchner Olympiahalle verantwortlich waren.
Allerdings musste aber auch im Betreiberinteresse darauf geachtet werden, dass die Projektoren zur reibungslosen und schnellen Wartung gut zugänglich sind. Durch spezielle Plattformen, die frei beweglich und um 360 Grad dreh- und schwenkbar sind, kann zum Beispiel ein Lampenwechsel ohne Einsatz eines externen Kranwagens schnell und unkompliziert erledigt werden, da die Schallschutzgehäuse individuell zerlegbar sind, erklärt Peter Mrakovits, Geschäftsführer der Media Image GmbH.
Die gesamte Installation gelang in einem Zeitraum von drei Monaten und wurde mittlerweile von den Stadtwerken München übernommen. (FHH)

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