Bauen

Das neue Kultur- und Begegnungszentrum. (Foto: Aurelium)

19.05.2016

Markantes, steiles Satteldach

Lappersdorf hat ein neues Kultur- und Begegnungszentrum: das Aurelium

Der Entwurf des neuen Kultur- und Begegnungszentrums „Aurelium“ in Lappersdorf ging aus einem kleinen Architektenwettbewerb, den die Marktgemeinde im Sommer 2012 ausgeschrieben hatte, hervor. Der von der Jury ausgewählte Vorschlag des Regensburger Büros Blasch Architekten und der Landschaftsarchitekten Wamsler Rohloff Wirzmüller, ebenfalls Regensburg, bestach das Preisgericht durch folgende Qualitäten: Der für den Neubau des Bürger- und Kulturzentrums vorgeschlagene strenge klare Baukörper mit seinem steilen Satteldach erinnert an den Gebäudetypus eines mittelalterlichen Stadels oder an den Teil einer Klosterökonomie und knüpft damit Bezüge zur Entstehungsgeschichte des Orts. Der damals in unmittelbarer Nähe zum heutigen Baugrundstück bestehende Amtshof des mächtigen Regensburger Klosters St. Emmeram gilt als Keimzelle von Lappersdorf im frühen 13.Jahrhundert.
Die längsorientierte Gebäudegrundform des Bürger- und Kulturzentrums im tieferliegenden Angerbereich rückt bewusst von der kleinteiligen Ortsrandbebauung ab und markiert damit die Sonderstellung und Bedeutung des neuen Gemeinschaftsgebäudes im Ortsgrundriss. Die markante steile Dachform symbolisiert die besondere Bedeutung des neuen Kulturzentrums und kompensiert Nachteile der Wahrnehmung des Gebäudes, die durch die tiefer liegende Baufläche im Anger (ehemaliges Flussbett des Regen) gegeben sind. Das Gebäude orientiert sich mit einer seiner verglasten Eingangs- und markanten Saal-Giebelseite in Richtung Nordnordwest und schafft beziehungsweise erhält damit die Möglichkeit für eine gute stadträumliche An- beziehungsweise Einbindung des Kultur- und Begegnungszentrums in ein hier gegebenenfalls mittelfristig in kurzer Entfernung zum neuen Aurelium in Zukunft zu entwickelnden Konzepts eines neuen Ortszentrumsbereichs (Neue Mitte Lappersdorf).
Mit dem Aurelium wird der grüne Anger im Zentrum von Lappersdorf mit einer neuen kulturellen Nutzung aufgewertet und behält zugleich seine wichtige Funktion als grüner Verbindungs- und Naherholungsraum. Die Lage im und am ehemaligen Flusslauf des Regen wird als Inspiration für die Gestaltung des Umfelds aufgenommen. Kies und Weiden ziehen sich als Leitelemente durch den grünen Anger und betten das neue Veranstaltungsgebäude in eine imaginierte Flusslandschaft ein. Die verwendeten Oberflächenmaterialien wie Kieselpflaster, Kiesschüttungen und der Kieszuschlag des Asphalts unterstützen diesen gestalterischen Ansatz.

Vorgelagertes Foyer


Eine schmale, fast sieben Meter lange Granitboot-Plätte ist in ein mit Kieselpflaster verfestigtes Wassergerinne eingebunden. Die mit dem Bildhauer Heinrich Glas erarbeitete Komposition ruft die Erinnerung an das ehemalige Regenufer wieder ins Gedächtnis. Die monolithische Ausformung der traditionellen Regenzille ist dem Aurelium als Träger und Gefährt beigestellt. Dies zeigt den kulturellen Anspruch des Orts auch im Außenbereich signifikant auf.
Die Hauptfunktionen des Raumprogramms wie der große Bürger- beziehungsweise Veranstaltungssaal mit vorgelagertem Foyer sind barrierefrei und mit guter Orientierbarkeit in der Erdgeschossebene des Neubaus organisiert. Die längsorientierte Foyerhalle empfängt die Besucher aus den beiden Haupterschliessungsrichtungen von Norden sowie von Süden und leitet sie über mehrere Zugänge in den großen Bürgersaal. Die zur hohen Foyerhalle hin offene Galerie im Obergeschoss erweitert die erdgeschossigen Pausenflächen geschickt und bietet ein interessantes Raumerlebnis. Das Foyer kann bei entsprechender Witterung über verschiebbare Glastürelemente großzügig zu einem direkt vorgelagerten Terrassenbereich ins Freie erweitert werden. Der unterteilbare Bürgersaal mit dem großzügigen Bühnenbereich fasst bei Maximalbelegung rund 450 Personen an Tischen beziehungsweise bis etwa 600 Personen bei Reihenbestuhlung.
Die Glasfassaden des Saals öffnen sich nach Osten zum intensiven Grünbestand entlang der Kreisstraße. Der raumhaltige, hohe Dachstuhlbereich über der Saalfläche wird durch zwischen den Hauptbindern verlaufende Holzbalkenlagen optisch gefasst und strukturiert, sodass die Höhenentwicklung des Raums angenehm differenziert wird.
Die hauptsächliche Hallen- und Foyerkonstruktion ist in ökologischer Holzbauweise konzipiert. Pfosten-Riegel-Glasfassaden komplettieren die vorgenannten Hauptelemente der Konstruktion. Der Kontrast der warmen Holzflächen zu den kühlen Sichtbetonflächen der sonstigen Gebäudekonstruktion ist abwechslungs- und spannungsreich. Die Außenhülle des Kulturbaus wird durch eine wartungsfreie, schuppenartige Belegung durch standardisierte Kupferblechelemente gebildet. Durch die Beimischung von rund fünf Prozent Zinn erhält die Oberfläche der Gebäudehülle einen goldgelben Schimmer, der das Gebäudevolumen entmaterialisiert und dem Betrachter, je nach Licht- und Sonneneinfall auf die Hüllflächen, eine interessante und vielfältig wechselnde Anmutung des neuen Gemeinschaftsgebäudes vermittelt.
Das Aurelium bietet insbesondere durch seine steile, hohe Dachform und die beschriebene Außenhüllenwirkung die Chance, ein markant wahrnehmbares, gut erinnerbares und identitätsstiftendes Bauwerk für die Bürger und die Gäste der Marktgemeinde Lappersdorf zu werden und eine überregionale Ausstrahlung für den im Gebäude stattfindenden Kulturbetrieb zu erreichen.  (BSZ) (Das Aurelium von hinten; unters Dach geschaut und ein Blick ins Innere - Fotos: Aurelium)

Kommentare (1)

  1. WJ am 19.05.2016
    Nach mehrmaligem durchlesen des Artikels bezüglich des Aurelium in Lappersdorf kann ich nur feststellen.... wenn man sich rethorisch gut ausdrücken kann... dann wird aus einem hässlichen Entlein...evtl. ein Schwan....In diesem Falle kann ich meine Meinung über dieses Bauwerk mit ihnen leider nicht teilen.
    Ich finde es einfach deplaziert und in keiner Weise gut gelungen. Auch die Baukosten stehen in keinerlei Verhältnis zu diesem Objekt.
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