Bauen

Schloss Zeilitzheim ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie auch mit geringen finanziellen Mitteln ein sehr großes Baudenkmal instandgesetzt werden kann. (Foto: Hypo-Kulturstiftung)

19.06.2015

Prämiert: ein Schloss, ein Bürgerhaus, eine Kurvilla

Zum 30. Mal wurde der Denkmalpreis der Hypo-Kulturstiftung vergeben - die Sieger kommen vorwiegend aus Franken

Bereits zum 30. Mal fördert die Hypo-Kulturstiftung das Engagement von Eigentümern in der privaten Denkmalpflege in Bayern. In diesem Jahr gingen die Auszeichnungen überwiegend nach Franken. Die Jury unter Vorsitz von Werner Schiedermair hat aus rund 50 Objekten aus ganz Bayern zwei Hauptpreisträger (Schloss Zeilitzheim im Landkreis Schweinfurt und ein Bürgerhaus inn Bamberg) ausgewählt. Diese wurden mit einem Preisgeld von je 20 000 Euro ausgezeichnet. Neben den beiden Preisträgern hat die Jury weitere fünf Anerkennungen ausgesprochen, die mit jeweils 7000 Euro dotiert sind. Die Eigentümer der prämierten Objekte haben sich bei der Erhaltung ihrer Baudenkmäler in besonderer Weise verdient gemacht und damit einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der architektonischen Kulturlandschaft geleistet.
Mitten in Zeilitzheim, gegenüber dem Rathaus, liegt, städtebaulich exponiert, das barocke Schloss. Es wurde 1677 für Philipp Graf von Wolfsthal unter Beratung von Antonio Petrini errichtet. Kardinal Damian Hugo Graf von Schönborn nutzte es ab 1735 als Exilresidenz und baute es um. Die Anlage bildet einen bemerkenswerten vierflügeligen zweigeschossigen Bau mit Steildächern, Quaderverputz und rustizierten Ecken. Die Gewände und Gurtgesimse sind aus Sandstein gefertigt. Ein reich gegliedertes Eingangsportal mit Treppenaufgang und aufwendig geschmiedete eiserne Fenstergitter geben dem Gebäude ein unverwechselbares Aussehen. Im Inneren fallen vor allem die Decken-stuckaturen sowie der Saal von 1737 mit Malereien von Giovanni Francesco Marchini ins Auge. Jeder Gebäudeflügel ist 45 Meter lang und 16 Meter breit. Sie umschließen einen großzügig gehaltenen Wirtschaftshof. Nach Süden schließt sich ein kleiner Park an das prachtvolle Anwesen an.
Nach einem Eigentümerwechsel im Jahr 1959 verschlechterte sich der Bauzustand des Anwesens zusehends. Die Grundrisse wurden verändert, die historischen Türen des 17. Jahrhunderts durch moderne Türen aus dem Baumarkt ersetzt, die großen Sandsteinplatten am Fußboden mit einer dicken Zementschicht zugedeckt, Schlösser und Türgriffe aus der Erbauungszeit durch solche aus Aluminium ersetzt. Dazu traten Schäden im Dachbereich, Regenwasser griff das Gebälk an. Die Kellerräume wurden „zugemüllt“.
Trotz des sehr schlechten allgemeinen Zustands der Anlage entschlossen sich die neuen Eigentümer das Schloss instand zu setzen und in ihm zu wohnen. 1980 begann die Instandsetzung, die Schritt für Schritt, nach den wirtschaftlichen Möglichkeiten der Familie bis in die Gegenwart fortgeführt wurde. Einbauten wurden beseitigt, der originale Grundriss im gesamten Gebäude wieder hergestellt, die Dachhaut geschlossen, die Gewölbekeller von Schrott und Müll befreit. Den Zement beseitigte man in mühseliger Kleinarbeit von den Sandsteinplatten im Fußbodenbereich. Die Türen wurden von neueren Anstrichen befreit und wieder mit den im Schutt aufgefundenen Schlössern und Türbändern verziert. Die Fenster der Erbauungszeit wurden restauriert, neue Kastenfenster nach historischem Vorbild angefertigt. Die im Schloss vorhandenen Säle erhielten wieder ihr ursprüngliches, festliches Aussehen. Im Lauf der Jahre entstanden so Gästezimmer, die vermietet werden. Schließlich wurde im Garten ein Wegenetz angelegt und ein Brunnen installiert. 14 000 Buchsstecklinge vermitteln ein Bild, wie der Garten im 18. Jahrhundert ausgesehen haben könnte.
Die Instandsetzung von Schloss Zeilitzheim ist nach Ansicht der Jury ein hervorragendes Beispiel dafür, wie auch mit geringen finanziellen Mitteln ein sehr großes Baudenkmal instand gesetzt werden kann. Mit Behutsamkeit, Ausdauer und Zähigkeit hätten sich die Eigentümer der Wiederherstellung des Schlosses gewidmet. „Das Ergebnis aller Anstrengungen ist vorbildhaft. Das Schloss ist in seiner Eigenart als zwar anspruchsvoller, aber doch ländlicher, adeliger Ansitz wieder gewonnen. Mit der Öffnung des Gebäudes für Beherbergung und Besichtigung leistet die Familie darüber hinaus einen bedeutenden Beitrag zum kulturellen Leben in Franken.“
Zu den bedeutendsten und städtebaulich wichtigsten Denkmälern der Welterbestadt Bamberg zählt das Anwesen Unterer Kaulberg 3. Es handelt sich um ein langgestrecktes, durch tiefe Vor- und Rücksprünge geprägtes dreigeschossiges Gebäude mit hohem Satteldach. 1361 erstmalig erwähnt, geht der Baubestand in seinem Kern noch auf das späte Mittelalter zurück. Größere Umbaumaßnahmen fanden um 1600 und dann im ersten Viertel des 18. Jahrhunderts statt; damals erhielt das Gebäude seine prachtvolle barocke Fassade. Der schmale Innenhof erinnert an seine Entstehungszeit im späten Mittelalter. Die Ausstattung im Inneren geht in weiten Teilen auf die Barockzeit zurück. Das gilt insbesondere für die reich gestalteten Stuckdecken und die Raumschalen im ersten und im zweiten Obergeschoss sowie für die historischen Türen und die Fenster, die durchweg mit Winterfenstern ausgestattet sind.
Unterlassener Bauunterhalt setzte dem infolge seines verzweigten Grundrisses wirtschaftlich schwer nutzbaren Gebäude zu. Insbesondere im Dachstuhl machten sich statische Verwerfungen bemerkbar. Umbaumaßnahmen im Inneren hatten die historischen Grundrisse „verunklart“. Übertünchungen der Decken ließen die Qualität der Stuckaturen nur von Ferne erahnen. Die Suche nach einem instandsetzungsbereiten Käufer zog sich jahrelang hin. Der Erwerb durch das Ehepaar Stempfle befreite die Stadt von einer ihrer größten städtebaulichen Sorgen.

Erhalt der Dachstruktur


Umfangreiche Voruntersuchungen gingen den Sanierungsmaßnahmen voran. Der Dachstuhl wurde dendrochronologisch untersucht, ein statisches Tragwerkgutachten erstellt. Eingehende restauratorische Untersuchungen bereiteten eine fachgerechte Instandsetzung der Raumschalen im ersten und im zweiten Obergeschoss vor, so das Preisgericht. Sorgfältig achtete man auf die Bewahrung des historischen Bestands. Eingriffe in den historischen Grundriss wurden auf das allernotwendigste reduziert. Der für das Nutzungskonzept notwendige Ausbau des Dachstuhls erfolgte bei vollständiger Erhaltung der überkommenen Dachstruktur. Die vorhandene große Ladegaupe sowie kleinere Dachgaupen wurden durch ein neues Atelierfenster an der Dachrückseite ergänzt.
Sorgfältig restaurierte man die vorhandenen Stuckdecken, die historischen Türen und Treppen sowie noch vorhandene Bodenbeläge. Die historische Seilzuganlage wurde saniert und ihre Funktion wieder hergestellt. Behutsam integrierte man zeitgemäße Haustechnik in das gesamte, verzweigte Anwesen. Großer Wert wurde auch auf die fachgerechte Wiederherstellung der historischen Fensterelemente gelegt. Bei der Gestaltung der Fassade folgte man den historischen Befunden. Einen Sanierungsschwerpunkt bildete auch die Dacheindeckung; die historischen Dachziegel wurden erhalten, wo immer möglich. Heute präsentiert sich das Anwesen Unterer Kaulberg 3 wieder als imposanter Blickfang, der einen ganzen Straßenzug prägt.
Eine Anerkennung ging an das Gebäude Pfarrgasse 2 in Bertoldsheim und bildet mit der oberhalb gelegenen Pfarrkirche Sankt Michael, dem nördlich gelegenen früheren Brauhaus, dem Schlossgasthof und dem Schloss ein eindrucksvolles Ensemble. Errichtet wurde das Gebäude 1697 als zweigeschossiger Satteldachbau mit Schweifgiebel im Süden. Ein umlaufendes schmales Gesims trennt die beiden Geschosse voneinander. Die rundbogige Haustüre befindet sich in der mittleren von fünf Fensterachsen an der Westfassade. Im Inneren des Gebäudes erinnern Stuckdecken an die ursprüngliche Funktion als Pfarrhof. Zahlreiche historische Details haben sich erhalten, so etwa Türumrahmungen und Türblätter, Dielenböden und Fenster. Ein ummauerter Wirtschaftshof, in dem sich auch ein Kaplanhäuschen sowie eine Remise befinden, umgibt das Anwesen.
Seit der Jahrtausendwende stand der Pfarrhof leer. Jeglicher Bauunterhalt unterblieb. Sein baulicher Zustand verschlechterte sich zusehends. Da entschloss sich das Ehepaar Filbig 2008, das Gebäude zu erwerben, um es instandzusetzen und in ihm zu wohnen. Von Anfang an legten sie Wert darauf, das ursprüngliche Erscheinungsbild des Wohnhauses wieder entstehen zu lassen. Die grundrissliche Einteilung blieb erhalten, die Stuckdecken, die durch viele Übermalungen verfälscht und entstellt waren, wurden sorgfältig gereinigt, der barocke, liegende Dachstuhl fachgerecht instand gesetzt. Die Sanierung des Dachstuhls im Kaplanhaus schloss sich an.
Nach Meinung der Jury haben die Filbigs nicht nur wesentlich zur Erhaltung des Ortsbilds von Bertoldsheim beigetragen, sondern sich auch mit der mustergültigen Instandsetzung des ehemaligen Pfarrhofs um Denkmalschutz und Denkmalpflege im Sinne des Denkmalpreises der Hypo- Kulturstiftung verdient gemacht.
Bei dem Anwesen Pflegergasse 1 in Happurg, das ebenfalls mit einer Anerkennung ausgezeichnet wurde, handelt es sich um die ehemalige Gerichtsschreiberei des Pflegamts Reicheneck. Es ist in den Jahren 1556 und 1557 entstanden. Anfang des 18. Jahrhunderts erfuhr es einen größeren Umbau. Die herausragende geschichtliche Bedeutung des Gebäudes ist an der umfangreich erhaltenen Innenausstattung noch gut ablesbar. Bohlen-Balken-Decken, Bandelwerk-Stuck, Spindeltreppen und barocke Türen belegen den hohen Rang des Anwesens. An drei Fassaden hat sich darüber hinaus Stupfputz aus der Barockzeit erhalten.

Akut gefährdet


Das Gebäude stand jahrzehntelang leer. Verwahrlosung und Schädlingsbefall setzten ihm zu. Dazu kamen massive statische Probleme. Lange Zeit bestand keine Aussicht, das Gebäude zu retten. Es war in seiner Substanz akut gefährdet. Trotz dieses schlechten Zustands entschlossen sich Katrin und Michael Berger, das Gebäude zu erwerben und instand zu setzen. „Umsichtig und rücksichtsvoll gingen sie die Instandsetzung an. Zunächst wurde das Gebäude statisch stabilisiert; unsachgemäße Reparaturen wurden entfernt, ebenso Hilfsabstützungen. Das ursprüngliche System des Kehlbalkendachs stellte man wieder her, die Konstruktion wurde stabilisierend ausgerichtet und durch eine Längsaussteifung ergänzt. Dann widmete man sich dem Raumgefüge“, heißt es in der Preisgerichtsbegründung.
Den Eigentümern war es wichtig, das Raumgefüge des 18. Jahrhunderts wieder herzustellen. Dazu zählte auch die Restaurierung der erhaltenen Stuckdecken und der historischen Ausstattung. Fenster und Türen wurden fachgerecht repariert, der barocke Stupfputz der Fassaden gesichert und instand gesetzt. Zeitgemäße, moderne Haustechnik wurde so in das Gebäude integriert, dass es seine historischen Besonderheiten bewahren konnte.
Der Herrensitz Schübelsberg liegt an der Straße, die einst von der Nürnberger Burg nach Prag verlief. Er wurde 1582 als zweigeschossiges Gebäude mit Satteldach errichtet. Das Erdgeschoss bestand aus Sandstein, das bündig aufgesetzte Obergeschoss aus Fachwerk.
Die Umbauten zu einem Mietshaus im Jahr 1912 hatten das Gebäude in seinem Bestand erheblich beeinträchtigt. Dazu kam, dass der Bauunterhalt vernachlässigt wurde. Eine durchgreifende Instandsetzung war dringend erforderlich. Die Suche nach einem Käufer gestaltete sich aber auch deshalb schwierig, weil das Gebäude, das ursprünglich frei in der Landschaft lag, inzwischen von vielen Gebäuden buchstäblich eingekreist ist. Unbeeindruckt von diesem Zustand entschloss sich Ursula Macher, das Gebäude zu kaufen und so instand zu setzen, dass sein Charakter als Herrensitz wieder sichtbar wird.
Die Sandsteinfassaden wurden instand gesetzt, die Oberflächen gereinigt und farblich nach Befund in Nürnberger Rot neugefasst. Die Dächer baute man nach historischem Fotomaterial zurück, die Erker bekamen wieder Spitzdächer mit geschwungener Dachform. Die Fenster wurden nach dem einzigen aus dem Jahr 1602 erhaltenen Kreuzstockfenster nachgebaut, die Verglasung erfolgte, nach historischem Vorbild, aus mundgeblasenen Gläsern. Um heutigen Bedürfnissen nach Wärmedämmung und Schallschutz entgegenzukommen, brachte man auf der Innenseite der Fenster, bündig mit dem Innenputz, zweiflügelige Fenster ohne Sprossen in der Art von Kastenfenstern an.
Entsprechend dem historischen Vorbild wurden handgemachte Ziegelplatten auf den Fußböden im gesamten Erdgeschoss sowie in den Dielen des ersten und des zweiten Obergeschosses verlegt. Heute entsprechen die Fußböden wieder dem Bild von 1602.
Bei dem Anwesen Salinenstraße 26 in Bad Kissingen handelt es sich um eine Kurvilla aus dem Jahr 1899. Zahlreiche gestalterische Elemente unterstreichen den malerischen Gesamteindruck des Gebäudes: das Sockelgeschoss, die Altane, der Risalit mit Ziergiebel. Dazu kommt das Bossenmauerwerk. Alle Gestaltungsmotive zusammen verleihen der Villa ein burgartiges Erscheinungsbild. Sie zählt unter den noch erhaltenen Kurvillen zu den schönsten Bad Kissingens.
Mit großer Rücksicht auf den historischen Baubestand wurde die Villa instand gesetzt. Die fast vollständig mit der bauzeitlichen Verglasung erhaltenen Kastenfenster wurden sorgfältig repariert. Ebenso behutsam widmete man sich den Türen mit ihren fantasievollen Messingbeschlägen und Drückergarnituren. Die mit Ornamenten des Jugendstils verzierten Stuckdecken wurden ebenso wieder hergerichtet, wie die bauzeitlichen, teilweise mit Schnitzereien versehenen Wandvertäfelungen. Eingebettet in eine große Gartenanlage, die ebenfalls kenntnisreich und fachgerecht saniert wurde, bildet die Kurvilla wieder einen Blickfang in der Bad Kissinger Salinenstraße. Der Lohn der Bemühungen: eine Anerkennung im Rahmen des Denkmalpreises 2015 der Hypo-Kulturstiftung.
Die fünfte Anerkennung ging an zwei Mietshäuser in Augsburg An der Blauen Kappe 16 und Altes Zeughausgässchen 3. Der Charakter „gehobener Wohnhäuser der Gründerzeit“ konnte bei beiden Objekten aus den Jahren 1900 und 1906/107 gewahrt werden, ohne Anforderungen an eine zeitgemäße Nutzung einzuschränken. Angestoßen von der Idee dreier befreundeter Paare, gemeinsam alt zu werden, wurde das zukunftsweisende Konzept eines Mehrgenerationenhauses, so das Preisgericht, verwirklicht. Heute bieten beide Häuser Platz für gemeinschaftliches Leben aller Hausbewohner als auch Privatsphäre für jeden einzelnen. (Friedrich H. Hettler) (Das Bürgerhaus zählt zu den städtenbaulich wichtigsten Denkmälern Bambergs; zwei Mietshäuser in Augsburg; die Kurvilla in Bad Kissingen; die frühere Gerichtsschreiberei in Happurg; der Herrensitz Schübelsberg und der ehemalige Pfarrhof in Bertoldsheim - Fotos: Hypo-Kulturstiftung)

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