Beruf & Karriere

Seit 25 Jahren betreut Försterin Sabine Schleicher 1700 Hektar Wald. (Foto: dpa)

31.03.2017

Frauen im Forst

Das Bild vom Förster in grüner Uniform hat sich so sehr eingebrannt, dass viele Frauen den Beruf gar nicht in Erwägung ziehen – dabei sind die Karriereaussichten rosig

Die 120 Jahre alten Tannen wären wohl weg, wenn es Sabine Schleicher nicht geben würde. „Als ich hier anfing 1989, sollten sie gefällt werden“, erzählt die Försterin. Es sei die letzte Gruppe Weißtannen im Grenzgebiet zwischen Thüringen und Bayern gewesen. „Ich habe sie damals unter einstweiligen Schutz gestellt, so haben sie die Wende überlebt.“ Die 51-Jährige arbeitet im Wald – und ist bis heute eine der wenigen Frauen im Försterberuf.

Die Forstwirtschaft ist ein Milliardenmarkt. Mit ihrer Arbeit pflegen Förster nicht nur den Wald, sondern sie liefern den Rohstoff für etliche Wirtschaftszweige. Auf das Holz warten Sägewerke, Papier- und Zellstofffabriken, aber auch Großhandel und Bauhandwerk. Seit mehr als 25 Jahren betreut Schleicher rund 1700 Hektar Wald. Dabei muss sie sich in einem Beruf behaupten, der in Deutschland nach wie vor von Männern dominiert wird.

Während in Vorlesungen und Seminaren der Forststudiengänge inzwischen etwa 25 bis 30 Prozent Frauen sitzen, liege ihr Anteil in der Praxis weit darunter, sagt Christiane Lorenz-Laubner. Sie ist zweite Vorsitzende des bundesweit aktiven Vereins „Frauen im Forstbereich“. Im Westen ist der Anteil besonders gering: In den alten Bundesländern seien es nach aktuell verfügbaren Zahlen unter zehn Prozent.

25 bis 30 Prozent der Studierenden in Forststudiengängen sind weiblich

Das Bild vom männlichen Förster in grüner Uniform, der mit Hund den Wald durchstreift, hat sich wohl über Generationen eingebrannt. So sehr, vermutet Lorenz-Laubner, dass manche naturinteressierte Frau den Beruf für sich gar nicht in Erwägung ziehe. Dass in den Wäldern über Jahrhunderte Männer das Sagen hatten, lag nicht nur an oftmals konservativ geprägten Waldbesitzern. Auch gab es lange eine enge Verquickung zwischen Militär und Forst, die sich nicht nur in der Dienstkleidung spiegelt, sondern lange Zeit auch bei den Einstellungen.

Schleicher hat eine Ausbildung zur Waldarbeiterin gemacht und später studiert. „Ich habe mich schon immer für Natur interessiert“, erzählt sie. „Wenn man die schwere Waldarbeit am eigenen Leib kennt, macht einem keiner etwas vor“, sagt sie. Das habe ihr geholfen, als Försterin akzeptiert zu werden. Auch in der Jägerschaft hat sie sich durchgesetzt – sie ist im Vorstand des Vereins und züchtet Hunde.

„Letztlich sind aber die wenigsten Studentinnen aus meiner Zeit bei der Stange geblieben“, erzählt die 51-Jährige. Zwar sei die Arbeit nicht so körperlich anstrengend wie die des Waldarbeiters. Dennoch sei sie bei Wind und Wetter draußen und müsse auch durch unwegsames Gelände und Brombeergestrüpp streifen – etwa um Bäume für den Holzeinschlag zu markieren oder deren Gesundheit zu prüfen. Feste Arbeitszeiten seien nicht immer leicht umzusetzen, das könne eine Vereinbarkeit von Beruf und Familie erschweren, sagt Schleicher.

55,6 Millionen Kubikmeter Holz wurden laut Statistischem Bundesamt 2015 in deutschen Wäldern geerntet. Der Rohstoff geht zum Beispiel an Sägewerke oder Papierfabriken. Fachleute sprechen vom Wirtschafts-Cluster Forst und Holz. Laut jüngster Analyse des Thünen-Instituts bringt es dieser Wirtschaftsbereich auf mehr als 177 Milliarden Euro Umsatz im Jahr und etwa eine Million Beschäftigte.
Dass sich deutlich mehr Männer als Frauen für den Försterberuf interessieren, liegt aus Sicht von Erik Findeisen, Studiengangsleiter der Fachrichtung Forstwirtschaft an der Fachhochschule Erfurt, auch daran, dass deren Interesse an Technik oft größer sei. Technik ist vor allem bei der Holzernte wichtig.

Dies müsse jungen Frauen schmackhafter gemacht werden, meint er. Ansonsten stünden im Studium die Frauen den Männern in nichts nach – und hätten gerade mit Blick auf den anstehenden Generationswechsel gute Berufsaussichten. Lorenz-Laubner, die ein Revier im Harz in Niedersachsen betreut, hält ein Umdenken für nötig. In der Außendarstellung des Forsts müsse öfter neben dem Förster auch die Försterin treten. Körperlich sieht sie keine Nachteile: „Der Beruf ist absolut leistbar für eine Frau.“ Damit sich ihr Anteil im Wald dem in den Hörsälen angleicht, spricht sie sich für eine Frauenquote aus. Die sollte sich am Frauenanteil der Absolventen der Forststudiengänge orientieren. (Andreas Hummel, dpa)

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