Beruf & Karriere

Gleicher Lohn für gleiche Arbeit, fordern die Demonstrierenden bei einer Veranstaltung zum Equal Pay Day. (Foto: dpa/Bernd von Jutrczenka)

08.03.2024

Mangelndes Bewusstsein über ungleiche Bezahlung

Gender Pay Gap: Was Frauen tun können, um im Job sichtbarer zu werden

Eine gänzlich gleichberechtigte Arbeitswelt ist für viele wünschenswert, entspricht bisher aber nicht der Realität. Zwischen Männern und Frauen besteht weiterhin eine Lohnlücke, auch Gender Pay Gap genannt. In Deutschland kann ein Großteil allerdings gar nichts mit diesen Begriffen anfangen. Das zeigt eine Umfrage des Marktforschungsinstituts Bilendi im Auftrag der Arbeitgeber-Bewertungsplattform Kununu unter gut 1000 Beschäftigten.

Etwa zwei Drittel der Befragten (64 Prozent) gaben an, noch nie von einem Gender Pay Gap gehört zu haben. Gefragt nach der geschlechtsspezifischen Gehaltssituation in Deutschland gaben dennoch 92 Prozent der Befragten an, dass Männer in Deutschland im Durchschnitt mehr verdienen als Frauen. Ein Großteil (88 Prozent) glaubt zudem, dass es in deutschen Unternehmen Gehaltsunterschiede zwischen Frauen und Männern gibt.

Frauen arbeiten im Vergleich 66 Tage unentgeltlich. Nichtsdestotrotz finden knapp zwei Drittel (63 Prozent) der Befragten, dass das Bewusstsein für Gehaltsunterschiede zwischen den Geschlechtern in der Gesellschaft nicht ausreichend ausgeprägt ist. Das zeigt sich bei den Frauen, die diesen Standpunkt zu 75 Prozent vertreten, noch deutlich stärker als bei den Männern (50 Prozent).

Der Gender Pay Gap beschreibt als englischer Terminus den Unterschied in der durchschnittlichen Bezahlung von Männern und Frauen. Wie das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung erklärt, ergibt sich der Gender Pay Gap gewöhnlich aus der durchschnittlichen Differenz zwischen den Bruttostundenlöhnen aller beschäftigten Männer und denen aller beschäftigten Frauen. Berechnet wird er als prozentualer Anteil am Verdienst der Männer.

Frauen haben im Jahr 2023 in Deutschland pro Stunde durchschnittlich 18 Prozent weniger verdient als Männer, wie das Statistische Bundesamt Anfang des Jahres mitteilte. Rechnet man den Wert von 18 Prozent in Tage um, arbeiten Frauen vom 1. Januar an 66 Tage unentgeltlich.

Was kann Frau tun, damit sie im Job gegenüber den Männern nicht den Kürzeren ziehe? Die Coachin für berufstätige Frauen, Ulrike Strohscheer, gibt Tipps, wie Frauen mit einfachen Strategien an ihrer Sichtbarkeit schrauben können:

1. Knapp und klar kommunizieren: Wer sich Gehör verschaffen will, sollte im Idealfall kurz und prägnant formulieren. Dazu gehört es zum Beispiel, Füllwörter wie „halt“, „ganz“, „gar“ oder „schon“ aus dem eigenen Vokabular zu streichen und auf „verbale Weichmacher“ wie „eigentlich“, „irgendwie“, „ziemlich“ und „bisschen“ zu verzichten.

Ebenfalls wichtig: Nicht im Konjunktiv kommunizieren, sich nicht für alles entschuldigen und klare Willensbekundungen äußern. Die eigene Ausdrucksweise lässt sich Ulrike Strohscheer zufolge gut im Alltag trainieren, etwa beim Einkaufen oder im Gespräch mit Freunden.

2. Das eigene Profil schärfen: Die eigenen Leistungen für sich sprechen lassen – häufig fühlen sich Frauen mit dieser Strategie wohl. „Leider funktioniert das nicht“, sagt Strohscheer. Wer gesehen werden wolle, müsse aktiv auf sich aufmerksam machen.
 Wie das funktioniert? Laut Strohscheer sollten Frauen dazu zunächst Klarheit für sich selbst gewinnen – und wissen, was sie können und wofür sie stehen. Das hinterlasse auch bei anderen einen starken Eindruck. Auf dieser Basis lasse sich eine Selbstvorstellung entwickeln und einüben. Sind die Sätze erst mal im Gedächtnis, geraten Frauen „in Vorstellungsrunden und auf Netzwerkveranstaltungen nie mehr ins Stocken“.

 Nicht zuletzt rät Strohscheer: Netzwerke nutzen und sich auf beruflichen Plattformen wie dem Intranet des Unternehmens oder LinkedIn zeigen. Dazu müsse man nicht zwingend selbst Beiträge verfassen. Es reiche auch, auf andere zu reagieren. „Beantworten Sie Fragen, geben Sie Tipps, schildern Sie Ihre Sichtweise.“

3. Ein positives Selbstbild entwickeln: Selbstkritisch sein und hohe Ansprüche an sich selbst stellen – darin sind Frauen häufig besonders gut. Wer sich und die eigenen Fähigkeiten infrage stellt, strahle aber Zweifel und Unsicherheit aus, sagt Strohscheer.
 Damit Frauen von ihrem Umfeld die Anerkennung und den Respekt bekommen, den sie verdienen, brauchen sie der Coachin zufolge ein positives Selbstbild. Dazu sollte man sich auf die eigenen Erfolge konzentrieren. Strohscheer rät zum Beispiel, jeden Abend drei bis fünf Dinge aufzuschreiben, die man erreicht hat.

Hilfreich ist zudem, sich regelmäßig zu ermutigen, anstatt sich dauernd selbst zu kritisieren. Genauso trägt regelmäßiges Lob zu einem positiven Selbstbild bei. „Und nicht nur dann, wenn Sie die 120 Prozent erreicht haben, die Sie vielleicht von sich erwarten“, sagt Strohscheer. Auch eine zu 80 Prozent gute Leistung sei gut. (dpa)

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