Freizeit und Reise

Unterwegs auf dem Goldsteig im Bayerischen Wald: Die Region zählte 2023 rund 6,7 Millionen Übernachtungen. (Foto: obx-news/Tourismusverband Ostbayern)

11.03.2024

Gute Entwicklung zum Vorjahr

Touristische Bilanz 2023 für die Urlaubsregionen Ostbayern, Franken und die bayerischen Schlösser

Der Tourismusverband Ostbayern vermeldet ein differenziertes touristisches Ergebnis für das Jahr 2023. 5,3 Millionen Gäste – bei 16,7 Millionen Übernachtungen – besuchten die Urlaubsregionen und Städte Ostbayerns. Städte und Land schließen jedoch unterschiedlich ab.

„Die touristischen Zahlen liegen höher als im Vorjahr, jedoch bleiben sie im ländlichen Bereich hinter dem Jahr 2019 zurück. Die Städte in Ostbayern, allen voran Regensburg, verzeichnen aber große Zuwächse“, erklärt Michael Braun, Vorstand des Tourismusverbands Ostbayern. 2019 war das Jahr mit den höchsten touristischen Zahlen. „Wir vergleichen unsere Zahlen mit 2019, das gibt uns ein realistisches Bild, was an touristischer Frequenz möglich ist, und das wollen wir auch wieder erreichen“, gibt sich Braun zuversichtlich.

Der Bayerische Wald hatte im Vergleich zu 2019 8,5 Prozent und das Bayerische Thermenland 9,7 Prozent weniger Übernachtungen. Die Stadt Regensburg hingegen verzeichnete ein Plus von 15,8 Prozent, die Ostbayerischen Städte ein Plus von 6,4 Prozent, der Oberpfälzer Wald ein Plus von 4,0 Prozent, der Bayerische Jura ein Plus von 0,1 Prozent. Die Statistik bezieht sich auf gewerbliche Gastgeberbetriebe mit mehr als zehn Betten.
Tourismus ist eine klassische Querschnittsbranche. Viele Bereiche haben einen Anteil am Tourismus und profitieren daran: Gastgewerbe, Einzelhandel, Dienstleister, Zulieferbetriebe, regional Produzierende und Handwerksbetriebe. Der Bruttoumsatz von 4,78 Milliarden Euro (Basis 2019) verteilt sich mit 46,7 Prozent auf das Gastgewerbe, mit 31,1 Prozent auf den Einzelhandel und mit 22,2 Prozent auf Dienstleistungen. „Viele weitere Branchen und Bereiche profitieren vom Tourismus. Jede Freizeiteinrichtung, jedes Thermalbad, jeder Betrieb, der durch den Tourismus gestützt werden oder maßgeblich finanziert werden kann, dient der einheimischen Bevölkerung das ganze Jahr über. Das macht den Tourismus zu einer besonders wertvollen Branche“, sagt Braun.

Ältere Gäste reagieren
mit Zurückhaltung

2023 hatten im Bayerischen Wald 1046 Betriebe mit 45 822 Betten geöffnet. Im Laufe der vier Jahre seit Corona sind neun Prozent der Betriebe weggefallen und es stehen 8,4 Prozent weniger Betten zur Verfügung. Gleichzeitig hat sich die Aufenthaltsdauer von durchschnittlich 3,7 Tagen im Jahr 2019 auf 3,5 Tage reduziert. Ähnlich zeigt sich das Bild im Bayerischen Thermenland. Es sind nahezu zehn Prozent weniger Betriebe und 5,6 Prozent der Betten sind weggefallen.

Die äußeren Umstände spielen eine große Rolle bei der Urlaubsplanung. „Inflation, Energiepreise und auch Unsicherheit prägen die Grundtendenz in diesem Jahr. Somit sehen wir uns Situation gegenüber, dass der Haupturlaub fest eingeplant wird, Zweit- und Dritturlaube, wie Radfahren oder Wandern, aber gestrichen oder in der Aufenthaltsdauer eingeschränkt werden“, erklärt Braun, „Unwägbarkeiten für die Zukunft zeigen sich unmittelbar im Bereich älterer Gäste, etwa im Bayerischen Thermenland. Ältere Gäste reagieren mit Zurückhaltung bei einer Urlaubsentscheidung. Es ist erkennbar, dass einkommensschwache Schichten aufgrund der derzeitigen finanziellen Anforderungen auf Urlaub verzichten müssen. Diese Gäste fehlen in den niedrigpreisigen Segmenten.“

Eine Studie des Bayerischen Zentrums für Tourismus zeigt auch, dass in Lebens- und Konsumbereichen gespart wird, da sich ein Viertel aller Deutschen durch die gestiegenen Preise sehr stark beziehungsweise stark belastet fühlen. Es wird bei Restaurant- und Cafébesuchen gespart. Von den Personen, die im Bereich Urlaub sparen wollen, überlegt über die Hälfte (55 Prozent), den Urlaub ganz ausfallen zu lassen.

Im Bayerischen Thermenland stehen thermalbaden, sich kulinarisch verwöhnen lassen und in den Kurparks spazieren gehen, an erster Stelle. Wohnmobil- oder Wohnwagenurlaub liegen weiterhin im Trend. Städteurlaub boomt und auch der internationale Tourismus sowie Flusskreuzfahrten nehmen wieder Fahrt auf. Auch das 49-Euro-Ticket ist eine Anregung für Städtereisen. „Städtereisen sind mit Abstand das wichtigste Segment bei Reisen aus Europa. Es verzeichnet eine Erholung um 83 Prozent im Vergleich zu 2019“, erklärt Petra Hedorfer, Vorstandsvorsitzende der Deutschen Zentrale für Tourismus.

Einer der stärksten Bereiche in Ostbayern ist das Wandern. Goldsteig, Jurasteig, Pandurensteig, Nurtschweg, Donau- oder Altmühltal-Panoramaweg sind bekannte und beliebte Wanderwege. Auch das Bayerische Thermenland erfährt wegen seiner großen Naturgebiete an Isar und Inn immer mehr Nachfrage zum Thema Wandern. Qualitativ hochwertige Übernachtungsquartiere, die online buchbar sind, sind am beliebtesten.

Drei ostbayerische Radwege gehören nach der ADFC-Radreiseanalyse zu den Top 10 der Radwege, auf denen die Menschen unterwegs sind. Dies sind der Altmühltal-Radweg, der Donauradweg und der Fünf-Flüsse-Radweg. Letzterer ist auch für Handbiker optimiert. Im Oberpfälzer Wald ist die Oberpfälzer Radl-Welt das Rad-Leuchtturmprojekt. Mountainbiker kommen auf ausgewiesenen Trailstrecken wie der Trans Bayerwald oder im Bikepark Geißkopf auf ihre Kosten.

Beim Familienurlaub betont Braun: „Für Familien sind wir eine Region der kurzen Wege. Einmal am Ziel angekommen finden sind rundherum zahlreiche Attraktionen.“ Gerade Familien achten auch auf Preiswürdigkeit. Das Angebot der Bayerwald-Aktiv-Card ist daher sehr beliebt. Sie ist eine All-Inklusiv-Gästekarte für den Bayerischen Wald mit über 130 kostenfreien Leistungen. Sie ist bei über 300 Gastgebern als Gästekarte erhältlich.
Beeindruckende Zahlen kann Thomas Bold, Landrat des Landkreises Bad Kissingen und Vorsitzender des Tourismusverbandes Franken, für Franken präsentieren. 2023 wurden in Franken rund 23,3 Millionen Übernachtungen verzeichnet. Das sind über 401 000 mehr als im letzten Vor-Corona-Jahr 2019, als der fränkische Tourismus sein eigenes Rekordergebnis zum siebten Mal in Folge getoppt hatte. Zusätzlich konnte auch die durchschnittliche Aufenthaltsdauer von 2,2 Tagen (2019) auf 2,3 Tage gesteigert werden.

Die Zuwächse aus dem Jahr 2023 sprechen eine deutliche Sprache: Im Vergleich zu 2022 sind die Gästeankünfte in Franken um 12,1 Prozent auf insgesamt über zehn Millionen gestiegen, bei den Übernachtungen beträgt das Plus 10,0 Prozent. „Eine Entwicklung, die sich in allen 16 fränkischen Ferienlandschaften, im Städtetourismus und in unseren Heilbädern und Kurorten widerspiegelt“, so Bold. Besonders stechen die Region Coburg.Rennsteig mit einem Plus von 20,4 Prozent bei den Ankünften und 13,6 Prozent bei den Übernachtungen sowie Coburg mit einer Steigerung von 24,9 Prozent bei den Ankünften und 24,1 Prozent bei den Übernachtungen heraus. Bei den Heilbädern und Kurorten zieht Bad Kissingen die beste Bilanz mit 1 3556 68 Übernachtungen (plus 13,1 Prozent) und 214368 Gästeankünften (plus 16,3 Prozent).

Große Lust auf
Urlaub im eigenen Land

Bold zeigt sich zuversichtlich, dass die positive Entwicklung des fränkischen Tourismus auch weiterhin anhält. Die aktuellen Ergebnisse der Marktforschung zeigen eine große Lust auf Urlaub im eigenen Land auch trotz der angespannten wirtschaftlichen Situation und der derzeitigen Krisen. Dass diese Entwicklung so gut ist, führt der Vorsitzende auch auf den großen Erfolg der Arbeit des Tourismusverbandes Franken zurück. 2023 lag ihr Fokus auf der crossmedialen Jahres-Kampagne „Perspektivwechsel – Nachhaltige Urlaubserlebnisse in Franken“. Sie bündelt die Vielfalt der nachhaltigen Angebote im Urlaubsland und sensibilisiert den Gast für ihren Wert. Wichtigster Content der Kampagne sind eigens dafür produzierte Video-Clips, die zusätzlich für Social-Media-Kanäle adaptiert wurden. „Auf diese Weise haben wir Quellmärkte in Deutschland, Österreich, Schweden, der Schweiz und den Niederlanden bespielt – und über neun Millionen Menschen erreicht.“

2024 erweitert der Tourismusverband Franken den Content auf der Website die-fraenkischen-staedte.de, auf der sich die Städte mit Storys zu bestimmten Stichworten und kurzen Videos vorstellen.

„Rund 28 Prozent mehr Besucherinnen und Besucher als 2022 – Bayerns Schlösser, Burgen, Residenzen und Kulturdenkmäler erfreuen sich größter Beliebtheit! Über 4,5 Millionen Menschen besuchten die Sehenswürdigkeiten unserer Bayerischen Schlösserverwaltung in 2023 und erkundeten deren Geschichte. Besonders beliebt waren die Walhalla in Donaustauf, die Residenz in München sowie die Kaiserburg in Nürnberg: 2023 konnte dort die jeweils höchste Zahl an Besucherinnen und Besucher aller Zeiten begrüßt werden“, teilte Finanz- und Heimatminister Albert Füracker (CSU) anlässlich der Bilanz 2023 der Bayerischen Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen mit.

„Ein herausragendes und bedeutendes Ereignis für die Bayerische Schlösserverwaltung im letzten Jahr war die Einreichung des UNESCO-Welterbeantrags ‚Die Schlösser König Ludwigs II. von Bayern: Neuschwanstein, Linderhof, Schachen und Herrenchiemsee – Gebaute Träume‘. Auch fast 150 Jahren nach ihrer Erbauung erzeugen unsere bayerischen Königsschlösser über alle Kulturgrenzen hinweg eine ungebrochene Faszination“, stellte Füracker fest.

In 2024 soll der erste Bauabschnitt der Baumaßnahme an der Willibaldsburg in Eichstätt zur „Verbesserung der Besucherinfrastruktur“ fertiggestellt werden, erklärte der Minister in seinem Ausblick auf 2024. Dabei werden insbesondere die bestehende Burgschänke sowie die zentralen Toiletten saniert. Daneben wird das Kassengebäude neu errichtet, der Brandschutz und die technische Infrastruktur der Gesamtanlage angepasst und erneuert sowie die Außenanlagen saniert beziehungsweise rekonstruiert. Außerdem wird die barrierefreie Erschließung der Außenanlagen optimiert.

Im Herbst 2024 ist der Abschluss der Sanierungs- und Restaurierungsmaßnahmen im Bereich der Prunkräume und des Führungslinienbereichs in Schloss Neuschwanstein geplant. Die Prunkräume des Schlosses waren durch das hohe Besucheraufkommen der vergangenen Jahrzehnte teilweise geschädigt. Die vorhandene, noch weitgehend originale Ausstattung wird derzeit restauriert, um Substanzverluste zu vermeiden. Darüber hinaus werden technische Maßnahmen zur Verbesserung der raumklimatischen Verhältnisse und zum Schutz der Ausstattung vorgenommen.

Die umfangreichen Instandhaltungsarbeiten an Schloss und Schlosspark Seehof, insbesondere an der Fassade des Schlosses, den Parkumfassungsmauern und der Figurenausstattung des Parks stehen kurz vor dem Abschluss, der für Frühling 2024 geplant ist.

Im Frühling werden mit der Fassadensanierung am Eingangsflügel und Ostturm von Schloss Johannisburg die operativen Arbeiten zum 2. Bauabschnitt der grundlegenden Sanierungs- und Instandsetzungsmaßnahmen begonnen, sagte Füracker.

Auch 2024 bietet die Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen wieder ein vielfältiges Programm an. So finden beispielsweise vom 3. bis 5. Mai die Residenztage Bayreuth unter dem Motto „Paradies auf Erden“ statt. Am 2. Juni wird der UNESCO-Welterbetag in der Residenz Würzburg gefeiert. Die 22. Residenzwoche findet vom 11. bis 20. Oktober in der Residenz München und Schloss Nymphenburg statt. Sie wird Kurfürst Karl II. von Pfalz-Baiern in den Mittelpunkt stellen, der dieses Jahr sowohl seinen 225. Todestag als auch seinen 300. Geburtstag feiert. Zur 300-jährigen Neuanlage des Hofgartens Ansbach wird vom 8. Juni bis 7. Juli ein buntes Programm mit Themenführungen, Ausstellungen, Vorträgen, Kinderprogramm und Konzerten angeboten. Außerdem finden in diesem Jahr wieder die beliebten Familientage in Objekten der Schlösserverwaltung statt.

Insgesamt sind die Einnahmen der Schlösserverwaltung im Vergleich zum Vorjahr um rund 12,7 Millionen Euro auf rund 70,3 Millionen Euro angewachsen (+ 22,1 Prozent). Die Ausgaben für das operative Geschäft betrugen rund 92,1 Millionen Euro (+ 5,2 Millionen Euro, + 6,0 Prozent). Die Kostendeckungsquote aus dem operativen Geschäft stieg mit rund 76 Prozent weiter deutlich an, so Füracker. Die Bauausgaben im Bereich der Bayerischen Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen betrugen in 2023 rund 66 Millionen Euro. (Friedrich H. Hettler)
 

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