Kommunales

Rund 40 Frauen, Männer und Kinder protestieren im Regensburger Dom gegen ihre Abschiebung. (Foto: Michael Bothner)

05.07.2016

Balkan-Flüchtlinge besetzen Regensburger Dom

Rund 40 Asysuchenende protestieren mit einem Lager in der Kirche gegen ihre Abschiebung - und dürfen vorerst bleiben

Asylsuchende aus dem Balkan haben am Dienstagvormittag im Regensburger Dom ein Protestlager aufgeschlagen. Die rund 40 Frauen, Männer und Kinder stammen aus verschiedenen Ländern wie Mazedonien, dem Kosovo, Montenegro oder Bosnien und sind unmittelbar von Abschiebung bedroht. Ein Teil der Asylsuchenden, die bislang in Regensburg und Ingolstadt untergebracht waren, hätten heute mit dem Flugzeug abgeschoben werden sollen. Ihr Hoffnung auf Unterstützung durch die katholische Kirche wurde erfüllt: Das Bistum Regensburg hat entschieden, dass die Flüchtlinge vorerst im Dom St. Peter bleiben können und dass man sich um ihre humanitäre Versorgung kümmern wolle. Wie lange die Protestierenden im Dom verweilen werden, war zunächst unklar. Das Regensburger Domkapitel war schnell informiert und hatte mit Domdekan Anton Wilhelm wenige Minuten nach Ankunft der Flüchtlinge einen Vertreter vor Ort. Das Domkapitel beriet mehrere Stunden über das weitere Vorgehen. Das Ergebnis: Die Flüchtlinge können vorerst im Dom bleiben. "Wir tun als Kirche, was wir als Kirche tun können. Der Rest ist eine politische Angelegenheit", sagt Generalvikar Michael Fuchs zur Entscheidung von Domkapitel und Bistum.

Die Kirche versorgt die Flüchtlinge mit Lebensmitteln 

Konkret heißt das, dass sich die Kirche um die humanitäre Versorgung der Asylsuchenden kümmern wird. Sie sollen auf dem Gelände des Doms Schlafmöglichkeiten und sanitäre Anlagen zur Verfügung gestellt bekommen, mit Lebensmitteln versorgt und medizinisch betreut werden. Die Asylsuchenden freuen sich über das Angebot und sind dankbar für die Unterstützung. Im Moment ist angedacht, etwa fünf Tage dort zu bleiben. Sie hoffen, dass für die Zeit danach Wohnungen und Plätze an Schulen für die Kinder verfügbar sind. Der Protest habe sich aus den Reihen der Asylsuchenden selbst formiert, sagt Isen Asanovski von Romano Jekipe Ano Hamburg, einer Organisation zur Unterstützung von in Deutschland lebenden Roma. "Wir haben keine andere Wahl. Wir haben uns entschieden, in Gottes Haus, bei Jesus, bei Euch Hilfe zu suchen. Unsere Situation ist sehr schlecht. Unsere Kinder leiden, unsere Leute sterben", erklärt Asanovski dem Mesner des Regensburger Doms Josef Dommer. Er war zufällig vor Ort als die Protestierenden dort aufgeschlagen sind. Dommer und Wilhelm, die als erste Kirchenvertreter im Dom waren, hatten zwar Verständnis für die Lage der Flüchtlinge, konnten jedoch noch keine Hilfe versprechen. Der Protest hatte sich in den letzten Tagen organisiert und begann heute Vormittag. Von der Historischen Wurstkuchl aus, wo sich die beteiligten Asylsuchenden mit einigen Unterstützern trafen, gingen sie gegen 11 Uhr zum Dom und stellten sich mit Transparenten am Rand des Hauptschiffs auf.

In der Gruppe sind viele Kinder, das jüngste von ihnen ist einen Monat alt

In der Gruppe befinden sich viele Familien mit Kindern, das jüngste von ihnen ist einen Monat alt. Vor dem Dom haben Privatpersonen aus Regensburg, die den Protest unterstützen, gegen 13 Uhr einen Infostand aufgebaut. In einer ersten Stellungnahme auf einem Flugblatt werben die von Abschiebung bedrohten Menschen und Romano Jekipe Ano für Solidarität mit ihrem Anliegen: "Wenn wir in die Staaten gehen, deren Adler unsere Papiere ziert, dann erwarten uns Verfolgung, Rassismus, Ausschluss. Und keine Spende aus Westeuropa kann unsere Probleme dort lösen. Die Lösung unserer Probleme liegt hier. Wir können nicht mehr in unseren Verstecken bleiben", heißt es auf dem Flyer. Sie wehren sich dagegen, dass ihnen im Gegensatz zu Flüchtlingen, deren Fluchtgründe als legitim anerkannt werden, keine Perspektive in Deutschland offensteht. Serbien, Mazedonien, Bosnien, Kosovo, Albanien und Montenegro gelten als sichere Herkunftsländer. Die Protestierenden und ihre Unterstützer fordern, dass diese Entscheidung rückgängig gemacht wird. (Bianca Haslbeck) Foto (Michael Bothner): Vertreter des Domkapitels erklären den Flüchtlingen im Dom, wie die humanitäre Hilfe der Kirche aussehen wird. Anmerkung der Redaktion: Der Artikel wurde aktualisiert

Kommentare (2)

  1. DSt am 06.07.2016
    "Unsere Kinder leiden, unsere Leute sterben." Mehr muss man dazu nicht sagen.
    Niemand verlässt die Heimat, wenn es nicht sein muss.
    Was ist der Unterschied, ob jemand verhungert oder ob jemand von einer Bombe zerfetzt wird?
    Unterscheiden wir jetzt zwischen legitimen und nicht-legitimen Weisen des Tötens?

    Zu Kriegsflüchtlingen:
    Deutschlands Waffenindustrie hat 2015 8 Milliarden Euro eingefahren, doppelt so viel wie zuvor. Wenn wir weniger Flüchtlinge wollen, dürfen wir nicht die Waffen produzieren, die die Menschen in Syrien und anderswo töten! DEUTSCHLAND profitiert vom Krieg wie kaum ein anderes Land - und dann müssen wir eben auch damit leben, dass Menschen Schutz bei uns suchen.

    Und:
    Jeder Mensch hat das RECHT auf Schutz. Das, was die Türkei macht, weil sie von der EU Geld dafür bekommt, ist völkerrechtswidrig. Die DEUTSCHEN sind in zwei Weltkriegen ebenfalls in andere Länder geflohen und haben dort Schutz gesucht.

    Was die Balkanflüchtlinge angeht:
    Deutschland ist eines der reichsten Länder der Welt. Wenn unsere Geldsäcke, die ihr Geld im Ausland verstecken, mal die Steuern bezahlen müssten, die alle Normalverdiener bezahlen, hätten wir die Staatskassen so voll, dass wir nicht immer nur nach unten treten müssten. Warum sieht niemand einmal, wer hier wirklich das Problem ist? Die Reichen, die zwar vom System profitieren, aber nichts einzahlen; die Steuerhinterzieher und die Firmen, die Subventionen einkassieren und nichts zurückgeben.
    Und die EU- und BRD-Politikerinnen, die solche Leute decken!

    Immer schön auf die mit noch weniger einhacken, um seinen Hass loszuwerden...
    Lieber Oberpfalz-Fan, guck mal nach oben, dann weißt Du, wo die wirklichen Verräter am Sozialsystem sitzen!
  2. Oberpfalz_Fan am 05.07.2016
    Der Artikel mag augenscheinlich nur die Ereignisse schildern, aber fair ist er nicht. Da ließe sich ja so viel vorbringen. Zunächst ist es einmal die Verantwortungslosigkeit der Eltern, einen 1 Monat alten Säugling diesen Umständen auszusetzen, aber das nur nebenbei.
    Wie viel gelten Recht und Gesetz noch, wenn Jeder mit illegalen Methoden versucht zu erzwingen, was er meint, beanspruchen zu können?! Diese Leute haben keinen Anspruch, sich länger widerrechtlich in Deutschland aufzuhalten - Punkt, aus, Ende!!!
    Soll ich mich morgen mal in den Schlosshof unserer Fürstin Gloria hier setzen und sagen, ich gehe nicht eher wieder weg, als bis sie mir einen kleinen Teil Ihres Vermögens abgibt? Weil es ja nicht "gerecht" ist, dass sie Millionen besitzt und nur etwas mehr als das Durchschnittseinkommen brutto bekomme?
    Wenn der Staat jetzt nachgibt, wenn diese Leute mit ihren erpresserischen Methoden erzwingen, in Dtl, bleiben zu können - dann spricht sich das wie ein Lauffeuer in den Heimatländern rum. Mag der Bischof dann die Kosten tragen???
    Und zum Schluss eine Frage an die Reporterin: Warum liest man nix, was die andere Seite dazu meint, die Behörden, die Polizei?
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