Kommunales

Polizisten in Pfaffenhofen vor dem Landratsamt. Dort hat am Morgen ein 28-jähriger Mann eine 31 Jahre alte Sachbearbeiterin des Jugendamtes als Geisel genommen. (Foto: Matthias Balk/dpa)

06.11.2017

Geiselnahme in Jugendamt

Es ist der Horror für eine Angestellte in einer Behörde. Ein Mann betritt ihr Büro und nimmt sie als Geisel. Er bedroht die Frau mit einem Messer. Dieses Szenario spielt sich seit Montagmorgen im Jugendamt des Landkreises Pfaffenhofen ab

Ein Geiselnehmer hat im Jugendamt des Landkreises Pfaffenhofen an der Ilm eine Mitarbeiterin in seine Gewalt gebracht und bedroht sie mit einer Waffe. Der Mann hat sich am Montagmorgen in einem Büro im dritten Stock des Gebäudes verbarrikadiert und den Rollladen des Fensters heruntergelassen. Die Polizei hat telefonischen Kontakt zu dem 28 Jahre alten Mann aufgenommen und versucht, ihn zur unblutigen Aufgabe der Geiselnahme zu bewegen.

Bei der Frau handelt es sich nach Polizeiangaben um eine 31 Jahre alte Sachbearbeiterin des Jugendamtes. Sie sei leicht verletzt. Sprecher Hans-Peter Kammerer sagte, Opfer und mutmaßlicher Täter hätten vor der Geiselnahme wohl "berufsmäßigen Kontakt" zueinander gehabt. Ein Spezialeinsatzkommando (SEK) der Polizei ist vor Ort. Der mutmaßliche Täter ist den Angaben nach mindestens mit einem Messer bewaffnet. Ob er weitere Waffen bei sich hat, war zunächst unklar.

Beamte haben das in unmittelbarer Nähe des Landratsamtes in Pfaffenhofen gelegene Gebäude weiträumig abgesperrt. Es war bereits kurz nach Beginn der Geiselnahme geräumt worden. Die Polizei ist mit einem Großaufgebot vor Ort. Auch mehrere Krankenwagen und Ärzte sowie Sanitäter wurden zum Tatort geschickt.

Polizei hat Kontakt zum Täter

Die Verhandlungsgruppe der Polizei ist im Gespräch mit dem 28- Jährigen. "Der Täter spricht mit uns", sagte Kammerer. Die speziell für Geiselnahmen geschulten Beamten versuchten, deeskalierend auf den Mann einzuwirken. Die 31-Jährige ist nach den Angaben psychisch stabil. Sie habe lediglich eine leichte Schürfwunde. Es könne derzeit nicht eingeordnet werden, woher die Verletzung rührt.

Zum möglichen Motiv des Mannes wollte sich die Polizei aus einsatztaktischen Gründen vorerst nicht äußern, auch nicht zu Berichten, wonach Hintergrund der Geiselnahme ein Sorgerechtsstreit des 28-Jährigen sein könnte. Es bestehe lediglich "ein gewisser Verdacht".

Das Gebäude in unmittelbarer Nachbarschaft des Landratsamtes in Pfaffenhofen war am Morgen kurz nach der Geiselnahme geräumt worden. Derzeit befänden sich lediglich Opfer und Täter in dem Haus, erläuterte der Sprecher.

Das Polizeipräsidium Oberbayern Nord in Ingolstadt bat darum, keine Bilder oder Videos vom Tatort zu verbreiten. Solche Bilder im Netz könnten dem Täter helfen, twitterte die Polizei am Montag.
(dpa) Der Geiselnehmer von Pfaffenhofen wurde inzwischen festgenommen.
 

Geiselnahmen in Behörden
Frust, Geldmangel oder Stalking - in extremen Fällen sind Behördenmitarbeiter schon früher als Geiseln genommen geworden.
Drei Fälle:

INGOLSTADT (Bayern), August 2013: Nach stundenlangem Nervenkrieg beenden Polizisten eine Geiselnahme im Rathaus. Ein mit Messer und Spielzeugpistole bewaffneter 24-Jähriger hielt dort vier Menschen fest. Einer der Geiseln hatte er jahrelang nachgestellt.

GEROLSTEIN (Rheinland-Pfalz), Februar 2011: Um die kaputte Heizung in seiner Sozialwohnung repariert zu bekommen, nimmt ein mit einer Machete bewaffneter 54-Jähriger im Rathaus einen Verwaltungsbeamten als Geisel. Die Polizei kann ihn nach wenigen Minuten festnehmen.

AACHEN (NRW), September 2007: Mit einer defekten Luftpistole bewaffnet hält eine 46-Jährige einen Mitarbeiter der Arbeitsagentur fest und fordert Sozialhilfe oder Essensmarken. Die Behörde hatte die Zahlungen kurz zuvor gestoppt. Nach zwei Stunden gibt die Frau auf.

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