Kommunales

Wer in Zirndorf mit Rollstuhl, Kinderwagen oder Rollator Zugfahren will, hat keine Chance. Es gibt keinen Aufzug zu den Gleisen. (Foto: dpa)

29.09.2016

Kein Aufzug für Zirndorf: Bahnhof hat zu viele und zu wenig Fahrgäste

Für den barrierefreien Umbau von Bahnhöfen gibt es Zuschüsse von Bund und Freistaat - eigentlich

Für die einen sind es zu viele, für die anderen zu wenige Fahrgäste: Seit knapp zwei Jahrzehnten kämpft die Stadt Zirndorf bei Nürnberg für einen barrierefreien Bahnhof in der Stadtmitte. Doch weder Land noch Bund wollen dafür Geld geben - für den einen Fördertopf nutzen zu viele Bahnreisende den Haltepunkt, für den anderen sind es zu wenige. "Da verliert man natürlich schon etwas die Hoffnung", sagt Bürgermeister Thomas Zwingel (SPD). Bisher ist die Station nur über eine lange und steile Treppe erreichbar - ein Unding für Menschen mit Rollatoren oder Kinderwagen.

Etwa 1400 Menschen steigen am Zirndorfer Bahnhof im Schnitt täglich ein und aus - das sind exakt 400 zuviel, um für das neue Modernisierungsprogramm von Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) berücksichtigt werden zu können. Das Programm sei speziell für kleine Bahnhöfe mit weniger als 1000 Fahrgäste am Tag aufgelegt worden, teilt das Ministerium mit.

"Total unlogisches" Förderprogramm


Aus Sicht Zwingels, zugleich Vizepräsident des bayerischen Gemeindetags, macht das wenig Sinn: "Je mehr Leute einen Bahnhof nutzen, umso wahrscheinlicher ist es doch, dass dort auch Menschen auf einen Aufzug angewiesen sind - und nicht umgekehrt." Das Förderprogramm ist aus seiner Sicht "total unlogisch".

Auch beim "Bayernpaket 2013-2018", dem Förderprogramm des Freistaats, zog Zirndorf den Kürzeren. Denn dafür wurden lediglich größere Bahnhöfe berücksichtigt. Er habe manchmal das Gefühl, Zuschüsse würden nach dem Windhund-Prinzip verteilt, sagt Zwingel.

Innenminister Joachim Herrmann (CSU) weiß um die Problematik, betont aber: "In Bayern gibt es im Vergleich zu Zirndorf noch etliche wesentlich größere Bahnhöfe, wie beispielsweise den Fürther Hauptbahnhof, die noch nicht barrierefrei sind und vorrangig ausgebaut werden sollen." Aber auch der Zirndorfer Bahnhof habe "eine Ausbauperspektive". Herrmann verweist auf das Nachfolgeprogramm des Bayernpakets. Dafür liefen derzeit die Verhandlungen zwischen dem Freistaat und der Deutschen Bahn. Neben der Zahl der Ein- und Aussteiger sollen bei diesem Programm auch die Knotenfunktion des Bahnhofs sowie die Entfernung zum nächsten barrierefreien Bahnhof eine Rolle spielen.

Teurerer Tarif


Gerade das letzte Kriterium könnte den barrierefreien Bahnhof in der Stadtmitte jedoch wieder verhindern: In der Stadt mit gut 25.000 Einwohnern gibt es nämlich bereits einen barrierefreien Bahnhaltepunkt - etwa einen Kilometer von der fraglichen Station entfernt. "Wer in der Innenstadt lebt und zum Beispiel mit dem Kinderwagen oder Rollator zum Zug will, für den ist dieser Haltepunkt wenig attraktiv - außerdem gilt dort ein Tarif, der teurer ist", gibt Zwingel jedoch zu bedenken.

Der Bürgermeister kann dennoch weiter hoffen: Ziel für "das Bahnland Bayern" sei es, alle Stationen barrierefrei auszubauen, versichert der Innenminister. Derzeit seien 398 der 1062 Bahnhöfe und Haltepunkte in Bayern komplett barrierefrei. "Damit werden aktuell bereits 71 Prozent aller Bahnreisenden in Bayern im Schienenpersonennahverkehr erreicht."
(Roland Beck, dpa)

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